„Der Vorschlag führe zu einem unnötigen weiteren staatlichen Eingriff in die private Wirtschaft und in die gesetzliche Werbefreiheit“, argumentiert Gräfer. Zudem werde bei dem aktuellen Vorschlag nicht zwischen Altersvorsorge und biometrischen Produkten entschieden, etwa Berufsunfähigkeits-Policen, kritisiert der Münchener.

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Zwar führt Gräfer nicht weiter detailliert aus, weshalb er sich wünscht, dass zwischen Lebensversicherung und Biometrie differenziert wird. Aber es ist zu befürchten, dass Versicherungsvermittler auch bei den sehr beratungsintensiven BU- und Invaliditätsversicherungen Einbußen verkraften müssen, obwohl gerade diese Verträge einen enormen Betreuungsaufwand bedeuten. Im Zweifel müssen Vermittler gemeinsam mit ihren Kunden die gesamte Krankenakte recherchieren, um den Antrag korrekt auszufüllen.

“Gute Beratung kostet Geld“

Hintergrund der Wortmeldung sind aktuelle Pläne der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Die Aufsichtsbehörde will in der Lebensversicherung die Provisionen und Courtagen bei maximal 2,5 Prozent der Beitragssumme deckeln. Weitere 1,5 Prozent sollen die Vermittler obendrauf bekommen, wenn sie bestimmte Qualitätskriterien erfüllen, etwa eine niedrige Stornoquote und nachweisbar zufriedene Kunden (der Versicherungsbote berichtete).

"Gute Beratung kostet Geld und ist nicht zum Nulltarif zu haben - in keiner Branche", schreibt nun Gräfer. Provisionen seien eine wichtige Einnahmequelle für die Vermitter. Der Vorstand verweist auch drauf, dass der Provisionswert bereits in den letzten Jahren deutlich gesunken sei. Unter anderem sanken die von den Versicherern ausgekehrten Provisionen auf dem deutschen Markt von 7,6 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf 6,8 Milliarden Euro im Jahr 2017. Zur gleichen Zeit sei auch der Beratungsaufwand gestiegen, weil die Lebensversicherer im Niedrigzins ihre Angebotspalette auf komplexe Vorsorgekonzepte wie fondsgebundene Policen umstellen.

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Vor Martin Gräfer hatte sich unter anderem bereits der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) gegen einen Provisionsdeckel positioniert. Auch der Lobbyverband der Versicherungsvermittler wertet eine solche Vorschrift als "unverhältnismäßigen ordnungspolitischen Eingriff" in den freien Wettbewerb - und meldet sogar verfassungsrechtliche Bedenken an. Ein harter Provisionsdeckel von 2,5 Prozent könnte zukünftig bewirken, dass rund drei Milliarden Euro weniger an Provisionen pro Jahr gezahlt werden, so hat die „Süddeutsche Zeitung“ errechnet (der Versicherungsbote berichtete).

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