Der Hintergrund: Über die sogenannte Beihilfe übernimmt der Staat bei privatversicherten Beamten die Hälfte der Arzt- oder Krankenhauskosten, bei Pensionären sind es sogar 70 Prozent - je nach Familiensituation sowie Bundes- und Landesrecht. Gezahlt werden die Beihilfen aus Steuergeldern. Und diese Ausgaben könnten in den kommenden Jahren deutlich zulegen. Schon jetzt zahlen Bund und Länder zusammen 12 Milliarden Euro an Beihilfen - laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung könnten sich diese Ausgaben bis 2030 auf über 20,2 Milliarden Euro erhöhen.

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Lauterbach hofft auf einheitliche Honorarordnung durch GroKo-Kommission

Es ist auch dieser Reformdruck auf Seiten der Politik, der Lauterbach weiter auf eine Bürgerversicherung hoffen lässt. „Ich bin sicher, dass die Bürgerversicherung langfristig kommt“, sagt der Sozialdemokrat der "Welt am Sonntag". Er setzt sogar darauf, dass die -nun von der Großen Koalition eingesetzte- Kommission diesen Prozess beschleunigt:

„Ich denke, dass die Kommission eine gemeinsame Honorarordnung für GKV und PKV vorbereitet, sodass es für Ärzte in Zukunft bei Therapie und Terminvergabe keine Rolle mehr spielt, wie ein Patient versichert ist“ sagt er. Dann müssten gesetzlich Versicherte nicht länger auf Facharzt-Termine warten als Privatpatienten. Eine einheitliche Honorarordnung gebe es in jedem Land Europas, betont Lauterbach. "„Daher bin ich zuversichtlich, dass wir das hinbekommen werden.“

Versicherungspflichtgrenze erschwert Angestellten den Wechsel in die PKV

Der PKV-Verband verweist in einer Stellungnahme darauf, dass das Problem der vielen Beamten in der privaten Krankenversicherung auch durch die Politik verschärft werde. Stichwort Versicherungspflichtgrenze: Sie gibt an, ab welchem Bruttolohn ein Arbeitnehmer in die private Krankenversicherung wechseln darf. Wer mehr verdient, kann sich privat versichern, sofern er auch im Folgejahr voraussichtlich einen entsprechend hohen Bruttolohn erzielt. Und diese Grenze wurde in den Jahren immer stärker angehoben, ein Wechsel in die PKV dadurch erschwert.

„In der Vollversicherung verzeichnete die PKV im Jahr 2017 zwar ein leichtes Minus von 0,2 Prozent. Betrachtet man allerdings allein das 2. Halbjahr, zeigte sich schon wieder eine positiver Trend", erklärt ein Sprecher des PKV-Verbandes gegenüber dem Versicherungsboten. "Erschwerend ist es natürlich, dass die regelmäßige Erhöhung der gesetzlichen Einkommensgrenze den Kreis der Versicherten mit Wahlfreiheiten immer mehr einschränkt: Wer heute als Arbeitnehmer zur PKV wechseln will, muss 8.550 Euro mehr verdienen als noch vor fünf Jahren."

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Zudem habe die Entwicklung des Arbeitsmarktes die Versichertenzahl beeinflusst. "Wie schon in den Vorjahren haben 2017 wieder tausende Selbstständige das Rekordwachstum bei den Arbeitsplätzen zum Wechsel in eine Festanstellung genutzt. Dadurch wurden sie sozialversicherungspflichtig und mussten automatisch in die GKV wechseln – ob sie nun wollten oder nicht“, positioniert sich der PKV-Sprecher.

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