Markus Faulhaber ist der Chef von Deutschlands größtem Lebensversicherer, der Allianz Leben mit circa 9 Millionen Kunden. Im Makler-Magazin der Allianz hat er nun sich nun deutlich gegen Kritiker gewendet, die behaupten, dass die Lebensversicherung ausgedient habe. Aus Sicht des Vorstandschefs ist eine Leben-Police noch immer ein lohnendes Instrument der Altersvorsorge.

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Auf die Frage, ob die Lebensversicherung ausgedient habe, antwortete Faulhaber: „Nein, absolut nicht. Man muss sich ja nur unsere Zahlen ansehen. Zum Beispiel die stabile und unverändert hohe gesamte Verzinsung der Allianz Leben für 2018: 3,7 Prozent für Perspektive und 3,4 Prozent für Klassik“. Hierbei erwähnte Faulhaber jedoch nicht, dass die Verzinsung nur auf den Sparanteil gezahlt wird, abzüglich der Kosten für Vertrieb, Verwaltung und Risikoschutz.

Gleichwohl aber verwies der Vorstand auf das positive Echo in der Presse. Die Börsenzeitung hatte den stabilen Zins der Allianz Leben als „Demonstration der Stärke“ bezeichnet, auch die FAZ äußerte sich positiv. Während der Marktführer seine Verzinsung stabil halten konnte, mussten viele Konkurrenten den Zins senken.

Bekenntnis zu langfristigen Verträgen

Indirekt kritisierte Faulhaber in dem Interview auch die Konkurrenz: Zumindest jene Versicherer, die klassische Leben-Policen in einen Run-off überführen oder gar an einen externen Investor verkaufen wollen. „Eine Lebens- und Rentenversicherung ist ein sehr langfristiger Vertrag und basiert auf Vertrauen“, sagte der studierte Physiker und Mathematiker, der bereits seit 1981 der Allianz die Treue hält und für den Branchenriesen arbeitet. „Wir wollen den Menschen Mut machen, fürs Alter vorzusorgen, und sie für die Allianz gewinnen.“

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Faulhaber verwies dabei auf das erfolgreiche Neugeschäft mit Leben-Policen. In den ersten zehn Monaten 2017 hätte die Allianz 500.000 Neukunden gewinnen können. Auch könne der Versicherer weltweit rund 240 Milliarden Euro investieren, wobei man zunehmend auf „alternative Anlagen“ setze: „also beispielsweise Infrastrukturprojekte, gewerbliche Immobilienfinanzierung, Investitionen in erneuerbare Energien oder auch Mittelstandsfinanzierung“, führt der Manager aus. Ende 2016 seien bereits 44 Milliarden Euro in solche Substanzwerte geflossen, bis 2019 soll der Anteil auf 60 Milliarden Euro erhöht werden.

Zuletzt Kritik auch an Allianz Leben

Markus Faulhaber reagiert mit dem Interview auch auf die massive Kritik, die zuletzt der Lebensversicherung entgegenschlug. Unter anderem diskutierte Frank Plasberg in seiner Sendung "Hart aber fair" über die Zukunft der Sparte.

In Plasbergs Sendung wurde nicht nur spekuliert, ob einigen Versicherern ein baldiger Crash drohe und sie ihre Garantiezusagen an die Kunden bald nicht mehr bedienen könnten. ARD-Börsenexpertin Anja Kohl riet in der Sendung auch explizit davon ab, einen Leben-Neuvertrag abzuschließen. "Unterm Strich lohnt es sich heute in der Regel nicht mehr, Lebensversicherungen abzuschließen, aber alte Verträge von vor 2005 rentieren sich durchaus noch und sollten nicht einfach gekündigt werden“, sagte Kohl in der Sendung (der Versicherungsbote berichtete).

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IndexSelect: Allianz korrigierte Rentenfaktor nach unten

In der letzten Woche sorgte die Allianz Leben jedoch selbst für Schlagzeilen. Grund ist, dass der Versicherer den Rentenfaktor bei fondsgebundenen Rentenversicherungen des Produktes Index Select gesenkt hatte: Rund 700.000 Kunden sind nach Informationen der "Wirtschaftswoche" davon betroffen. Der Rentenfaktor ist jener Faktor, mit der das angesparte Kapital zu Beginn der Auszahlungsphase in eine Rente umgerechnet wird: Die Allianz hatte also die Renten teils deutlich gesenkt (der Versicherungsbote berichtete).

Hier stellt sich die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen die Versicherer die Rentenfaktor nach unten korrigieren dürfen. Kritiker wie Rechtsanwalt Knut Pilz von der Kanzlei Pilz, Wesser & Partner sehen darin, abhängig vom Einzelfall, eine einseitige Vertragsanpassung des Versicherers zulasten des Kunden, die rechtswidrig sein könnte. Auch die Verbraucherzentralen bewerten den Vorgang kritisch. Aktuell sind vor deutschen Gerichten mehrere Rechtsstreite aufgrund des Rentenfaktors anhängig.

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Die Allianz betont hingegen, dass sie den Rentenfaktor korrekt anpasste: Ein unabhängiger Treuhänder habe darüber gewacht, auch habe die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) den Schritt genehmigt. Beim Rentenmodell „Indexselect“ wird demnach für die Umrechnung von Kapital in eine Monatsrente nicht mehr der Rechnungszins von 2,75 oder 2,25 Prozent zugrunde gelegt, so wie das ursprünglich vorgesehen war, sondern nur noch von 1,75 Prozent.

Allianz Makler Magazin
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