Allianz-Chef Oliver Bäte will das Geschäft mit gewerblichen Haftpflichtversicherungen deutlich entschlacken. Das kündigte Bäte am Dienstag auf einer Veranstaltung der Süddeutschen Zeitung in Bergisch-Gladbach an. Grund ist die fehlende Nachfrage für viele Produktvarianten. Derzeit würde die Allianz rund 340 verschiedene Module anbieten, erklärte Bäte demnach laut Deutscher Presse-Agentur (dpa). Aber 90 Prozent hiervon würden nur äußerst selten genutzt.

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In der Gewerbesparte sind die Tarife traditionell stark ausdifferenziert, da sie an die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens angepasst werden müssen. Doch nachdem die Angebote immer komplexer wurden und sich Modulvarianten etabliert haben, setzte in den letzten Jahren eine gegenläufige Tendenz ein: Versicherer versuchen, ihre Tarife zu entschlacken und zu vereinfachen. Das soll unter anderem den Beratungsaufwand reduzieren und es erleichtern, Gewerbe-Policen auch online anzubieten. Entsprechende Tendenzen lassen sich auch bei anderen Versicherern beobachten, etwa der Axa oder Ergo.

Sachversicherung wird umgebaut

Darüber hinaus kündigte Bäte laut dpa weitere Neuigkeiten in der Sachversicherung an. So will er die Sparte umbauen – ähnlich, wie er dies in der Lebensversicherung getan hat, wo die Allianz als einer der ersten Versicherer Alternativen zu Garantiezins-Produkten anbot. Mit Erfolg: In der Lebensversicherung konnte die Allianz entgegen dem Branchentrend in den letzten Jahren deutlich wachsen. Im ersten Halbjahr 2017 legten die LV-Neubeiträge nach Konzernangaben um 24 Prozent zu – die Beitragseinnahmen stiegen um 13 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro.

Ähnliches peilt Bäte nun in der Sachsparte an. „Hätten Sie vor fünf Jahren gedacht, dass die Allianz Lebensversicherung (…) so einen Erfolg hat? Dann warten wir mal die nächste Runde in der Sachversicherung ab“, sagte der Konzernchef in Bergisch-Gladbach laut dpa. Eine Neuerung: In der Kfz-Versicherung sollen die Prämien in Echtzeit an den Markt angepasst werden. Bislang erfolgt die nur alle paar Monate in regelmäßigen Intervallen, aber die Konkurrenz ist hier schon weiter: So kann etwa die HUK ihre Policen in Echtzeit updaten. So will die Allianz unter anderem kleineren Versicherern Kunden abtrotzen, berichtet Bäte.

Kampf mit HUK um KfZ-Marktführerschaft

Im Herbst 2017 hatte die Allianz bereits ihre Tarife in der Kfz-Versicherung überarbeitet und die Prämien gesenkt (der Versicherungsbote berichtete). Damit will man auch den direkten Konkurrenten HUK-Coburg von Thron in der Autoversicherung verdrängen: Die HUK hält mit 11,6 Millionen Policen aktuell noch ein Drittel mehr Verträge in ihrem Bestand als die Allianz.

Zwar habe Bäte eine Kampfansage an die HUK auf der Veranstaltung vermieden, schreibt dpa. Doch das übernahm zuvor schon Vorstandskollege Joachim Müller, Sach-Chef der Allianz. „Wir sind in vielen Bereichen marktführend. Wir haben auch den Anspruch, das in der Autoversicherung zu sein“, sagte Müller im Herbst bei einer Veranstaltung in Ismaning.

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Die HUK hat den Kampf angenommen: Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann sagte am Freitag vor einer Woche der "Börsenzeitung", der Versicherer wolle das Image als preisgünstigster Autoversicherer „nicht kampflos aufgeben“. In einem harten Preiskampf sei man sogar bereit, für niedrige Prämien Verluste einzukalkulieren. In der abgelaufenen Wechselsaison konnte die HUK weniger Neukunden gewinnen als erhofft - das Plus lag bei "nur" 65.000 Policen (der Versicherungsbote berichtete).

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