Wird als neuer Chef der Deutschen Börse AG gehandelt: Ergo-Chef Markus Rieß. Quelle: Pressefoto ErgoMarkus Rieß, Vorstandsvorsitzender der Ergo Versicherung, wird als potentieller neuer Chef der Deutschen Börse gehandelt. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung und beruft sich auf eine Liste von Joachim Faber, Chefaufseher auf dem deutschen Aktienparkett. Die Deutsche Börse sucht derzeit nach einem neuen Manager an ihrer Spitze, nachdem der derzeitige Boss Carsten Kengeter angekündigt hatte, das Unternehmen zum Jahresende zu verlassen. Kengeter wird Insider-Handel vorgeworfen, weshalb er zurücktreten muss.

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Markus Rieß ist einer von mehreren Namen

Ob Markus Rieß tatsächlich zur Deutschen Börse wechselt, ist derzeit aber rein spekulativ. Fest steht laut dem Zeitungsbericht, dass sein Name auf der Liste von Joachim Faber genannt wird. Doch er ist nicht der einzige Spitzenmanager, es gibt weitere Kandidaten für den Chefposten in Frankfurt am Main. Neben Joachim Hille, Chef der DZ Bank, sind auch weibliche Spitzenkräfte im Gespräch: Dorothee Blessing, Deutschland-Chefin von JP Morgan, sowie Susanne Klöß, Vorständin der Postbank. Bedingung für Kengeters Nachfolge als Börsen-Chef soll laut Süddeutscher sein, dass es sich um einen „internationalen Kapitalmarktprofi“ handle.

Ein solcher Profi war Kengeter, der unter anderem Führungspositionen in London und und Asien ausübte. Doch er machte einen folgenschweren Fehler. Während der gescheiterten Fusion der Deutschen Börse mit der Londoner Börse nahm der Manager ein millionenschweres Bonuspaket des Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Faber an – verbunden mit der Pflicht zum Kauf von Börsenaktien für 4,5 Millionen Euro aus eigener Tasche. 60.000 Aktien des eigenen Unternehmens erwarb Kengeter. Es gibt aber strenge Regeln für den Eigenhandel, wenn über eine mögliche Fusion gesprochen wird.

Ob Kengeter sich strafbar machte, müssen nun Gerichte klären. Faber selbst hatte ausgeschlossen, dass er ebenfalls zurücktreten werde, weil er Kengeter das Bonuspaket angeboten hatte. „Meine Pflicht ist es, jetzt schnell stabile Verhältnisse herzustellen“, sagte er vor Pressevertretern. Noch bis Ende des Jahres wolle er einen Nachfolger für den scheidenden Börsen-Chef präsentieren.

Informierte Kreise: Weggang „wenig wahrscheinlich“

Auch Ergo-Chef Markus Rieß verfügt über internationale Erfahrungen, würde also das Anforderungsprofil der Deutschen Börse erfüllen – unter anderem war er für die Weltbank in Washington tätig, bis er Deutschland-Chef der Allianz wurde und im Oktober 2015 schließlich den Chefposten bei der Ergo antrat. Rieß und Börsen-Chefaufseher Faber kennen sich zudem aus ihrer gemeinsamen Zeit bei der Allianz und sollen einander schätzen.

Markus Rieß erfüllt eine weitere Anforderung, die Faber vorgegeben hatte: Der Nachfolger für Kengeter solle nicht zwingend einen deutschen Pass haben, aber Deutsch als Muttersprache. Dennoch gibt es auch Äußerungen, die gegen einen Wechsel sprechen. Informierte Kreise der Ergo sagten der Süddeutschen, ein Weggang von Rieß sei „wenig wahrscheinlich“.

Gleichwohl bläst Rieß bei der Ergo derzeit ordentlich der Wind um die Ohren. Er hat dem angeschlagenen Versicherer ein ehrgeiziges Modernisierungsprogramm verordnet, das einen Abbau von doppelten Strukturen und Jobs sowie ein milliardenschweres Investitionsprogramm in IT und Digitaltechnik vorsieht. Insgesamt 1.800 Jobs wurden und werden abgebaut.

Rieß verspürt Druck von der Konzernmutter und den Aktionären

Druck kommt auch vom neuen Chef der Konzernmutter Munich Re, Joachim Wenning: Er erwartet, dass die Ergo bis 2022 mindestens 600 Millionen Euro zum jährlichen Konzerngewinn beisteuert. Auch die Aktionäre zeigen sich ungeduldig. „Wir basteln seit 18 Jahren an der Ergo rum. Ich verliere langsam, aber sicher die Geduld mit der Ergo“, sagte die Aktionärsvertreterin Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), bei der Hauptversammlung der Munich Re im April diesen Jahres (der Versicherungsbote berichtete).

Und es gibt weitere Baustellen. Nachdem die Ergo angekündigt hat zu prüfen, ob die klassischen Lebensversicherungs-Bestände bei der Ergo Leben und Victoria an einen externen Investor verkauft werden können, begehren auch die Mitarbeiter auf: in Hamburg gingen im Oktober mehr als tausend Beschäftigte gegen die möglichen Verkaufspläne auf die Straße (der Versicherungsbote berichtete).

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Bei der Deutschen Börse wirft zwar die gescheiterte Fusion mit London noch Schatten – aber sonst kann sie Erfolgszahlen verkünden. Das Vermögen der Aktionäre sei „um mehr als 70 Prozent gestiegen, seit damals die Verpflichtung von Kengeter angekündigt wurde“, lobt Aufsichtsratschef Joachim Faber den scheidenden Börsen-Boss Kengeter. Das ist noch gar nicht so lange her - Kengeter steht der Deutschen Börse AG seit dem Juni 2015 vor.

Süddeutsche Zeitung

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