Ergo-Chef Markus Rieß hat dem Düsseldorfer Versicherer ein ehrgeiziges Strategieprogramm (ESP) verordnet, das er selbst als „schmerzhaft“ bezeichnet: 1.800 Mitarbeiter sollen gehen, 18 dezentrale Standorte geschlossen werden. Dabei kann er nun immerhin auf die Rückendeckung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di vertrauen. Wie der Versicherer in einer heutigen Pressemeldung berichtet, haben die Ergo und ver.di-Tarifkommission einen gemeinsamen Ordnungsrahmen für den Konzernumbau vereinbart.

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Standortgarantien und Schutz bei Outsourcing

Laut dem Pressetext konnte ver.di dem Versicherer Zugeständnisse abringen. So soll die Ergo auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Auch wurde der Standortschutz für die Verwaltungsstandorte Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Mannheim und München erweitert bzw. verlängert. Der Schutz gelte nun bis Ende 2021 und erstrecke sich auch erstmalig auch auf die Standorte des hauseigenen IT-Dienstleisters Itergo, den Standort Nürnberg sowie den Makler- und Kooperationsvertrieb.

Zugleich soll die Zahl der Azubis im Innendienst von 40 auf 80 verdoppelt werden und der Nachwuchs von einer Übernahmeregelung profitieren. Hierbei gilt es aber zu bedenken, dass die Versicherer ohnehin unter Nachwuchssorgen leiden, frische Kräfte also gebraucht werden. Nur knapp dreizehn Prozent der Mitarbeiter im Innen- und Außendienst bei den Versicherern sind 30 Jahre oder jünger, so geht aus Daten des Arbeitgeberverbandes der Versicherungsunternehmen (AGV) hervor.

Ordnungsrahmen „wichtiges Zeichen“

Dem Statement von Frank Jassin, der für ver.di mitverhandelte, ist abzulesen, dass er die schmerzhaften Stellenabbau zum Teil für notwendig hält. „Wir sehen und begrüßen die durch das Strategieprojekt erreichte positive Entwicklung bei Ergo. Mit dem vereinbarten sozialen Ordnungsrahmen ist es nun zusätzlich gelungen, die Belange der Mitarbeiter von ERGO grundlegend abzusichern“, sagte Jassin laut Pressetext. Der Rahmen sei wichtiges Zeichen für die Mitarbeiter, sich weiterhin für die Zukunft des Unternehmens einzusetzen.

Dass Markus Rieß mit seinem Konzernumbau erste Erfolge vorzeigen kann, bestreitet folglich auch ver.di nicht. Jahrelang steckte der Versicherer in den roten Zahlen: allerdings auch, weil die Umrüstung veralteter IT viel Geld verschlang. Nachdem die Düsseldorfer 2016 noch 40 Millionen Euro Miese machten, konnte 2017 ein Gewinn von 273 Millionen Euro eingefahren werden. Damit überraschte der Versicherer positiv. Für das laufende Geschäftsjahr hat Rieß ein Konzernergebnis von 250 bis 300 Millionen Euro angepeilt.

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Hierin liegt auch ein Pferdefuß der aktuellen Vereinbarung. Die ausgehandelten Garantien sind vakant - und gelten nur, wenn der Konzern seine angepeilten Gewinn- und Kostenziele erreicht. Ohnehin ist der Umbau schon weit fortgeschritten. Rund 1.200 Mitarbeiter hatten sich bis Ende März schon aus dem Konzern verabschiedet und insgesamt 1.600 haben Abfindungsverträge unterschrieben (der Versicherungsbote berichtete).
Der Betriebsrat muss den Vereinbarungen noch zustimmen.

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