Im Juni 2016 hat Ergo-Chef Markus Rieß seinem Konzern ein Strategieprogramm aufgebrummt, um den schlingernden Versicherer wieder wettbewerbsfähiger zu machen: ein Programm, das er selbst als „schmerzhaft“ bezeichnete. Unter anderem sollten 18 dezentrale Standorte geschlossen und circa 1.800 Mitarbeiter-Stellen abgebaut werden, so hieß es damals als Vorgabe. Und mit diesem Konzernumbau kommt die Ergo offenbar gut voran.

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1.200 Mitarbeiter sind bereits weg

Wie Markus Rieß am Montag gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ berichtete, haben bereits 1.200 Mitarbeiter die Ergo verlassen, vor allem im Vertrieb. Weitere 400 Beschäftigte kommen hinzu, die ihr Ausscheiden aus dem Konzern mit einem entsprechenden Sozialertrag geregelt haben. Dabei zeige der Umbau Erfolge: die Fixkosten im Vertrieb hätten um 35 Prozent gesenkt werden können, heißt es in dem Zeitungsbericht.

Freilich nicht der erste Lichtblick: Die Ergo konnte bereits mit ihrem Konzernergebnis für 2017 positiv überraschen. Nachdem der Versicherer 2016 noch einen Verlust von 40 Millionen Euro zu verkraften hatte, erwirtschaftete er im Vorjahr einen Gewinn von 273 Millionen Euro und übertraf damit alle Gewinnprognosen (der Versicherungsbote berichtete).

Auffallend ist, dass verschiedene Zahlen genannt werden, wie viele Stellen konkret wegfallen sollen. In einem Pressetext der Ergo von 2016 war zunächst von 2.400 Stellen die Rede: viele sollen dadurch entbehrlich werden, dass Agenturen zusammengelegt werden. Im Artikel der „Süddeutschen“ werden nun 2.000 Stellen genannt, die auf der Streichliste stehen. Die Ergo hat hierfür einen „Sozialplan“ eingeleitet, um betriebsbedingte Kündigungen möglichst zu vermeiden bzw. Mitarbeiter über Abfindungen aus der Firma zu locken.

Verkauf der Leben-Bestände nicht 100prozentig ausgeschlossen

Aufhorchen lässt eine Aussage von Konzernchef Rieß zu den Konzerntöchtern Ergo Leben und Victoria. Der Versicherer prüfte mehrere Monate, ob er rund 6 Millionen Verträge der klassischen Lebensversicherung an einen externen Investoren verkauft, nachdem das Neugeschäft in diesen Tarifen eingestellt wurde. Nun hat sich die Ergo entschieden, die Bestände selbst abzuwickeln: auch deshalb, weil der Versicherer einen massiven Imageschaden beim Kunden fürchtete. Die Verkaufspläne lösten ein massives Medienecho aus (der Versicherungsbote berichtete).

Nun erklärte Rieß laut Süddeutscher Zeitung, dass er einen Verkauf der Leben-Bestände auch jetzt nicht zu 100 Prozent ausschließen könne. Entsprechendes sei aber weder geplant noch beabsichtigt. Eine Aussage, die im Unternehmen für Unruhe sorgen könnte: rund 1.000 Mitarbeiter der Ergo demonstrierten im Herbst 2017 gegen die Verkaufspläne, die Assekuranz-Gewerkschaft NAG sammelte 5.000 Unterschriften dagegen (der Versicherungsbote berichtete).

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Dennoch deutet vieles auf eine interne Lösung hin. Letzten Donnerstag war bekannt geworden, dass die Düsseldorfer mit dem IT-Unternehmen IBM kooperieren. Das Ziel: Ergo will die Bestandsverwaltung von klassischen Leben-Policen auf eine neue Plattform umsiedeln. Die Abwicklung der Bestände soll besser und kostengünstiger werden (der Versicherungsbote berichtete).

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