Bereits vor wenigen Wochen hatte die Ergo verkündet, dass künftig die Marken Ergo Direkt, D.A.S. und Europäische Reiseversicherung (ERV) eingestampft werden (der Versicherungsbote berichtete). Die eigenständigen Webauftritte der Versicherer sollen ebenfalls verschwinden und künftig alle Policen über die Webseite der Ergo erhältlich sein. In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem „Handelsblatt“ hat nun Deutschland-Chef Achim Kassow weitere Details zum Konzernumbau bekanntgegeben.

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Gleiche Produkte, gleicher Preis — für Direktvertrieb und Agenturen

Wie Kassow berichtet, sollen künftig Agenturvertrieb und Direktvertrieb unter dem Dach der Ergo agieren, und zwar gemeinsam. „Wir führen beide zusammen und integrieren unseren Direktversicherer Ergo Direkt und unser Agenturnetz in ein gemeinsames Vertriebsmodell“, so der Manager. Bedeutet konkret: Alle Vertriebswege sollen ein einheitliches Produkt anbieten, auch zum gleichen Preis. Von einer „durchgängigen Preis-Leistungs-Positionierung der Ergo“ spricht Kassow. Was das für die Provisionen bedeutet, da ja die Vergütung im Agentur- und Direktvertrieb oft unterschiedlich hoch ist, dazu äußert er sich allerdings nicht.

Um derart ein Vertriebs-Allrounder mit verschlankter Produktpalette zu schaffen, wollen die Düsseldorfer ein „technisches System aufbauen (…), in dem sich der Kunde frei bewegen kann und in dem wir alle Kontakte übergreifend für Services und Geschäftsabschlüsse nutzen können“, erklärt der Vorstandschef weiter. Hier hat die Ergo ganz gezielt auch den RoPo-Kunden im Auge: „Research online, purchase offline“. Kunden also, die online einen Tarif recherchieren, um ihn dann beim persönlichen Vermittler abzuschließen. Oder umgedreht: So nennt auch Achim Kassow im Interview das Beispiel, dass ein Verbraucher bei einer Agentur persönlich ein Angebot für eine Sachversicherung einholt, um es dann über das digitale Kundenportal zu kaufen.

Der Versicherer hat es eilig. Schon bis Ende 2020 sollen die Tarife entsprechend einheitlich integriert werden, kündigt Kassow an. Den Anfang sollen Kfz-, Hausrat-, Haftpflicht-, Rechtsschutz- und Krankenzusatzversicherungen machen: Verträge also, die heut schon vergleichsweise häufig online abgeschlossen werden. Die Vertragsarten Risikoleben und Unfall sollen folgen.

Offene Fragen

Die nun bekannt gewordenen Strategiepläne sind Teil des aktuellen Umbauprogramms der Ergo, welches 2016 angeschoben wurde und bis 2020 laufen soll. Die jahrelang kriselnde Munich-Re-Tochter will bis dahin 540 Millionen Euro pro Jahr einsparen und fast eine Milliarde Euro in Digitaltechnik stecken. Zudem ist der Abbau von 1.800 Stellen geplant, wovon aber ein Großteil schon realisiert wurde.

Ergo-Chef Markus Rieß, seit 2015 im Amt, kann beim Umbau durchaus Erfolge vorweisen: Seit zwei Jahren schreiben die Düsseldorfer wieder schwarze Zahlen, nachdem 2016 noch ein Jahresminus von 40 Millionen Euro verkündet wurde und auch im Jahr zuvor 20 Millionen Miese gemacht wurden. 2018 haben die Rheinstädter einen Gewinn von 412 Millionen Euro eingefahren und erzielten damit ein besseres Ergebnis als erwartet (der Versicherungsbote berichtete).

In den früheren Jahren ließen auch doppelte Strukturen die Kosten des Versicherers steigen: im Grunde bestanden innerhalb der Konzerngruppe mehrere Versicherer nebeneinander, oft mit eigenem Vorstand und eigener Verwaltung. Auch deshalb setzt der Konzern nun auf eine einheitliche Marke.

Als selbstständige Versicherer im Konzernbund erhalten bleiben sollen lediglich der Krankenversicherer DKV sowie der Digitalversicherer Nexible, dessen Markenauftritt auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten ist.

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Trotzdem lassen die Pläne viele Fragen unbeantwortet: etwa, wie künftig die eigenen Vertreter vergütet werden sollen, wenn Agentur- und Direktvertrieb integriert werden. Auch, wie der Maklervertrieb hierbei eingebunden werden soll, geht aus dem Interview nicht hervor. Deutschland-Chef Kassow räumte ein, dass im Konzern auch Mitarbeiter unzufrieden seien. Das sei aber normal in einem schwierigen Transformationsprozeß, der dem Konzern alles abverlange.

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