Es waren die Vertragsmanager-Apps, die für Aufmerksamkeit sorgten und den Insurtech-Trend in der Öffentlichkeit losgetreten haben. Neue Player wir Knip, Clark und Getsafe haben sich an der Schnittstelle zum Kunden positioniert.

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Tobias Haff ist COO des B2B-Insurtech-Unternehmens massUp.

Durch schöne Benutzeroberflächen wollen Sie dem verstaubten Vertragsordner neuen Glanz geben. Digital aufgehübscht und mit dem Versprechen, dass alle Vertragsinformationen übersichtlich an einem Ort gebündelt sind, wurden Kunden gewonnen. Vor allem die Vermittler sahen sich einer neuen Konkurrenz gegenüber, die mit Millionensummen an Risikokapital auf Kundenjagd gingen.

Inzwischen ist der Hype verflogen und die Diskussion über Erfolg oder Misserfolg wird sehr emotional geführt. Ein Ergebnis steht fest. Die Versicherungsbranche hat von den Vertragsmanagern bestenfalls indirekt profitiert.

Statt neuer Kunden sind ein paar neue Vertriebspartnernummern und vor allem neuer Aufwand durch die Bearbeitung von Maklervollmachten entstanden. Wer dem Ganzen etwas Positives abgewinnen will: zumindest die Aufmerksamkeit für eine Verbesserung des elektronischen Datenaustauschs wurde damit erhöht.

Chance, einfacher und günstiger neue Zielgruppen zu gewinnen

Der wirkliche Hebel der Digitalisierung liegt für die Versicherer darin, sich die neuen Marktbedingungen zu Nutze zu machen. Automatisierter Datenaustausch ist nur ein Nebeneffekt, wenn es darum geht, den Kunden den passenden Versicherungsschutz dann anzubieten, wenn er ihn gerade braucht. Mit mobilen Anwendungen und Online-Abschlüssen können neue Zielgruppen angesprochen werden. Sehr viel einfacher und günstiger als früher.

Zielgruppen und Marktnischen lassen sich heute viel einfacher ansprechen als noch vor einigen Jahren. Im besten Fall kommen die Kunden von selbst auf den Anbieter zu, auf der Suche nach dem passenden Versicherungsschutz. Das Internet schafft hier den Überblick und mehr Transparenz. Innovative Produkte finden in Communities und über Netzwerkeffekte deutlich schneller positives Feedback.

Die Stärke der Versicherer liegt auch weiterhin in der Gestaltung und Kalkulation von Produkten. Das Abdecken von regulatorischen Anforderungen bis hin zum Aufbringen der notwendigen Kapitalmittel gehören ebenfalls dazu. Es muss sichergestellt sein, dass die Kunden jederzeit die versprochenen Leistungen erhalten können. Auch die abschließende Beurteilung der Schäden und deren finanzielle Regulierung liegt hauptsächlich im Kompetenzbereich des Versicherers. Hierin liegt auch in Zukunft die Stärke der Versicherer.

Dominik Groenen ist Gründer des Insurtech-Unternehmens massUp.

Viele Themen kann Insurtech besser abdecken

Viele andere Themen kann Insurtech besser und flexibler abdecken. Mit Kostensätzen, die weit unterhalb derer der Versicherer liegen und deutlicher weniger Zeitbedarf, bis ein Produkt am Markt eingesetzt werden kann. Produktangebote lassen sich vom Absicherungsumfang und den Abwicklungsmöglichkeiten her auf die Kundenwünsche anpassen.

Ohne lange Genehmigungszeiten können Insurtechs auf aktuelle Trends reagieren. Sie ermöglichen Testfelder durch die Auslagerung von Prozessen und die Entlastung der Versichererkapazitäten. Durch die Ausrichtung auf kleinere Zielgruppen und Nischenmärkte werden echte Produktinnovationen möglich. Ohne die eigene IT umkrempeln zu müssen, bleiben Versicherer am Puls der Zeit und können auf Markttrends reagieren.

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Denn der Weg führt immer mehr zu tatsächlich digitalen Versicherern. PDIs (pure digital insurer) werden in Erscheinung treten. Diese werden als Service- und Kooperationspartner für andere Insurtechs auftreten und die Vielzahl der Produktnischen abdecken. Und damit in die Bereiche vordringen, die die großen Unternehmen nicht schaffen abzudecken.

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