Es war eine Überraschung, als der Hamburger Sportverein am Mittwoch einen absoluten Nobody als neuen Cheftrainer vorstellte: Josef Zinnbauer, bisheriger Coach der U23, soll den krisengeplagten Bundesligisten möglichst schnell in die Erfolgsspur zurückführen. Doch Zinnbauer hat abseits des Platzes ein weiteres Betätigungsfeld. Er ist Inhaber der Nürnberger Unternehmensgruppe Zinnbauer, die unter anderem Beratungen zu Finanzen und Versicherungen anbietet.

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Zinnbauer als Versicherungsmakler registriert

Bereits Mitte der 1980er Jahre habe Zinnbauer das Unternehmen gegründet, berichtet die Hamburger Morgenpost. Seine Fußballkarriere verfolgte er parallel zu den Finanzgeschäften, bis schließlich ein Knorpelschaden im Alter von 26 Jahren den Traum vom Profifußball beendete. „Auf dem Rasen schoss er Tore, in der Kabine und nach dem Training machte er Geschäfte“, heißt es auf der Webseite der Zinnbauer Gruppe.

Dortmunds Meistercoach Jürgen Klopp, mit dem Zinnbauer seit seiner aktiven Zeit beim damaligen Zweitligisten Mainz 05 befreundet ist, beschreibt den HSV-Kollegen als äußerst geschäftstüchtig. „Joe wurde damals ins Sportstudio eingeladen, weil er als junger Profi nebenher auch geschäftlich sehr erfolgreich war. Ich weiß noch, dass er damals schon drei Handys besessen hat“, erklärt Klopp. Er gratulierte nun per SMS zur neuen Aufgabe.

Wie Recherchen von Versicherungsbote ergaben, ist Zinnbauer unter der Registrierungsnummer D-SUET-GCOB2-57 auch als Versicherungsmakler bei der IHK für München und Oberbayern eingetragen. Laut Webseite bietet die Zinnbauer Gruppe eine „umfassende, neutrale Beratung in den Bereichen Einkommenssicherung, Kapitalanlagen und Versicherungen aus einer Hand“ an. Auch Prominente und Spitzensportler würden zum Kundenkreis des Unternehmens gehören.

Die Job als Fußballtrainer hat absolute Priorität

Zinnbauer selbst spricht nicht gern über seine Tätigkeit als Finanzberater. „Ich habe das operative Geschäft an meine Mitarbeiter weitergegeben, da ich mich voll und ganz auf Fußball konzentriere“, zitiert ihn die Morgenpost. Und tatsächlich wartet bereits am Samstag eine schier unlösbare Aufgabe: da ist der Rekordmeister FC Bayern München zu Gast in der Hamburger Imtech-Arena.

Doch bereits auf der Pressekonferenz ließ Zinnbauer eine neue Aufbruchstimmung beim HSV erkennen. "Alle rechnen damit, dass wir verlieren. Keiner traut uns etwas zu. Von daher können wir mit breiter Brust reingehen", erklärte der neue Chefcoach. Zu seinem Konzept sagte Zinnbauer: "Ich stehe für Dominanz auf dem Platz, für Ballbesitz und erfrischenden Fußball."

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Mit der U23 des HSV ging der Plan bisher auf. Auch diese Mannschaft hatte Zinnbauer vor wenigen Monaten übernommen, als sie sich in der Krise befand. Zinnbauer gewann mit der Juniorenmannschaft alle acht Spiele in der aktuellen Regionalliga-Saison, bevor er zum neuen Chefcoach des HSV berufen wurde. Als letzter Nachwuchstrainer beim HSV wurde übrigens 2004 Thomas Doll zum Trainer der ersten Mannschaft befördert. Ein gutes Omen? Doll führte die Hamburger vom letzten Tabellenplatz bis in die Champions League.

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