Keine Frage: Sport ist gesund, verlängert das Leben und steigert das Wohlbefinden, wie eine Vielzahl von Studien zeigt. So ergab eine Analyse der Sporthochschule Köln: Sport wirkt sich positiv auf die Gehirnleistung aus und minimiert das Risiko, an Alzheimer, Demenz oder Krebs zu erkranken. Zwei Studien der Havard Universität legen zudem nahe, dass mangelnde Bewegung für jährlich mehr als 5,3 Millionen Todesfälle in den Industrie-Nationen verantwortlich ist. Von daher muss man nicht dem 90-jährigen Winston Churchill folgen, der auf die Frage eines Reporters, wie er denn sein hohes Alter erreicht habe, geantwortet haben soll: „No Sports!“

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Erschreckende Zahlen für den Leistungssport

Aber es gibt auch eine andere Seite. Aufhorchen ließ im Jahr 2020 eine Untersuchung des Koblenzer Sportökonomen Lutz Thieme, wonach Leistungssport die Lebenserwartung verkürze. Hierfür hat Thieme Daten von Olympioniken aus den Jahren 1956 bis 2016 ausgewertet. Ein Ergebnis: Olympia-Teilnehmer aus der alten Bundesrepublik haben im Alter zwischen 35 und 64 Jahren ein nahezu doppelt so hohes Sterberisiko wie der gleichaltrige Schnitt der Bevölkerung. Olympischer Erfolg stelle „ein lineares Risiko für die Überlebenswahrscheinlichkeit dar“, so das wenig erbauliche Fazit. Bedacht werden muss hier aber, dass Olympioniken ihren Körper weit stärker belasten als Breitensportler - und auch Doping im untersuchten Zeitraum bei einigen Athleten eine Rolle gespielt haben könnte.

Zudem stellt sich die Frage, wie Spitzensportler das Karriereaus verkraften. Hoher Leistungsdruck, fast tägliches Training, ständiger Wettkampf – seelische Gesundheit ibei Leistungssportlern war lange ein Tabu-Thema. Dies wurde auch am Beispiel Robert Enke bewusst. Eine niederländische Meta-Analyse unter dem Titel „Occurrence of mental health symptoms and disorders in current and former elite athletes: a systematic review and meta-analysis“ (2019) kam zu dem Schluss, dass Leistungssportler sowohl während als auch nach dem Ende ihrer Karriere im Schnitt mehr psychische Belastungssymptome aufweisen als der Schnitt der Bevölkerung. Die möglichen Folgen reichen von Schlafstörungen und Depressionen bis hin zu Alkoholismus.

Unfallversicherung: König Fußball mit den meisten Verletzungen

Im Breitensport ist König Fußball Spitzenreiter bei Verletzungen, wie Zahlen der Unfallversicherer zeigen. Allerdings muss auch hier relativiert werden. Denn zwar entfallen von 38.000 Sportverletzungen, für die private Versicherer im Jahr durchschnittlich aufkommen müssen, laut GDV-Statistik jährlich 13.300 Sportunfälle auf den beliebtesten Sport der Deutschen. Dies ist allerdings vor dem Hintergrund von 2,2 Millionen aktiven Fußballerinnen und Fußballern zu sehen, die laut Deutschem Fußballbund (DFB) in der aktuellen Spielzeit dem Ball nachjagen. Keine andere Sportart kennt so viele Aktive.

Dennoch sollte das Verletzungsrisiko nicht unterschätzt werden. Eine Studie der Universität des Saarlandes kam zu dem Ergebnis, dass bei Amateur-Fußballern, die nicht aktiv in einer Liga spielen, im Schnitt 12,4 Verletzungen pro 1.000 Spiel- und Trainingsstunden auftreten. Was diese Zahl bedeutet?: Auch, wer nur gelegentlich in seiner Freizeit kickt, hat ein ähnlich hohes Verletzungsrisiko wie ein Bundesliga-Profi, der tagtäglich auf dem Platz steht. Im Schnitt spielten die Studien-Teilnehmer ein- bis zweimal pro Woche.

Teuerste Unfälle passieren im Skisport

Auf Rang zwei der Sportarten mit den meisten Verletzungen platziert sich laut GDV der Skisport. Jeder fünfte Sportunfall passiert demnach beim Skifahren. „Insgesamt leisten die Unfallversicherern pro Jahr bei über 8.000 Skiunfällen“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. „Im Vergleich zu anderen Sportarten sind die Versicherungsleistungen bei Skiunfällen deutlich höher, da die Verletzungen meist komplizierter und langwieriger sind“, so Asmussen.

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Kommt ein Mensch auf Skiern zu Schaden, müssen die Unfallversicherer im Schnitt 7.700 Euro zahlen. Bei Verletzungen beim Reitsport sind es rund 6.900 Euro, beim Fußball knapp 5.200 Euro. Für diese Statistik wurden Daten der Unfallversicherer aus den Jahren 2016 bis 2020 ausgewertet. Auch Tennis hat mit knapp 12 Prozent aller Fälle ein hohes Verletzungsrisiko.

Auch schonender Sport kann gefährlich sein

Wer als Amateur-Fußballer Verletzungsrisiken vermeiden will, dem gibt die DFB-Kommission Sportmedizin einfach zu befolgende Tipps. Viele Verletzungen ereignen sich bereits deshalb, weil die Fußballerinnen und Fußballer auf Aufwärm-Übungen verzichten und gleich loskicken. Auch ausreichend Dehnung und Stretching steht bei manch Amateurmannschaft nicht auf dem Programm – dabei sind gerade bei älteren Fußballern Gelenke und Bänder nicht mehr so dehn- und belastbar, was das Verletzungsrisiko erhöht.

Folglich empfehlen die Experten sogenanntes propriozeptives Training – stark vereinfacht Balance- und Dehnungsübungen, die Muskeln und Gelenke schulen. Ein Beispiel hierfür ist das einbeinige Balancieren auf einem Therapiekreisel. Regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen sollten das Training ergänzen. Auch sei es ratsam, sich nicht allein auf Fußball zu beschränken, sondern zusätzlichen Ausdauer- und Fitnesssport zu machen.

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Wandern - Vorbereitung ist Unfall-Prophylaxe

Auch wer den Körper schonen will und sich lieber langsam fortbewegt, für den gibt es eine wenig bekömmliche Statistik aus der Schweiz. Laut einer Auswertung der schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) sterben in der Schweiz die meisten Menschen beim Wandern: pro Jahr im Schnitt 46 Menschen. 20.000 Menschen verletzen sich hierbei. Selbst Bergsteigen, Schwimmen und Gleitschirm-Fliegen sind nach diesen Zahlen weniger gefährlich.

Doch auch hier seien die Gründe oft selbst verursacht. Viele Menschen würden sich und ihre Fähigkeiten überschätzen, ziehen zudem ohne ausreichende Ausrüstung, Karte und Routenvorbereitung los. Das bringt die Wanderer schnell in gefährliche Situationen. Es sind mitunter kleine Schritte, die darüber entscheiden, ob Sport ein Vergnügen ist – oder ein gefährliches Risiko.

Basejumping: „Wir sprachen über Tote wie über das Wetter

Fakt ist: Um beim Sport zu Schaden zu kommen, muss man keiner Extremsportart wie etwa dem Base-Jumping nachgehen. Beim Base-Jumping stürzen sich Adrenalin-Junkies in Eichhörnchen-artigen Kostümen von Bergen und Brücken hinab: Die Basejumper führen eine eigene Todesstatistik, wonach etwa jeder 60. Sportler zu Tode kommt. „Wir sprachen über Tode wie über das Wetter“, sagte der frühere Basejumper Max Werndl in einem Interview. Doch mit Blick auf die Gefahren verlaufen die Grenzen zwischen Breitensport und jenen Sportarten, die in den Vertragsbedingungen der Unfall-Versicherer als Extremsport definiert sind, mitunter fließend.

Die Statistiken sollte allerdings kein Grund sein, auf Sport zu verzichten. Ist es doch noch gefährlicher, sich gar nicht zu bewegen: Herz- und Kreislaufkrankheiten, für die fehlende Bewegung eine wichtige Ursache ist, sind der häufigste Grund für vorzeitiges Ableben, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Eine Möglichkeit der Vorsorge hiergegen kann sein, gezielt gesunde Sportangebote zu wählen, die der Prävention dienen. So zertifizieren die gesetzlichen Krankenkassen zum Beispiel regelmäßig Sportangebote zur Gesundheitsförderung, auf die man zurückgreifen kann.

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Hinweis: Der Text erschien zuerst im kostenfreien Versicherungsbote Fachmagazin 01/2023.

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