Von Papst Benedikt XVI ist eine offizielle Stellungnahme nicht zu erwarten. Er soll über die Erkenntnisse aus dem internen Bericht zur Vatikanbank schockiert gewesen sein, aber hätte er es öffentlich gemacht, hätte er sicher die Stabilität der Katholischen Kirche gefährdet. Das war zumindest mit seiner Rolle als Papst nicht vereinbar. Sein Rückzug in die italienische Kleinstadt Castel Gandolfo bestärkt die Vermutungen, dass er der Öffentlichkeit aus dem Weg gehen will.

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Beachtenswert ist aber, dass er noch vor seinem Abtritt für einen neuen Präsidenten in der Vatikanbank gesorgt hat. Soll jetzt Ernst von Freyberg das machen, wozu der Papst nicht fähig war? Für die Justiz und Aufsichtsämter ist die Vatikanbank faktisch nicht zu kontrollieren, denn der Vatikan ist ein eigener Staat und darf seine eigenen Regeln aufstellen. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, denn die Vatikanbank ist auf die Kooperation mit anderen Banken angewiesen. Die Kontrollorgane bekam die Bank erst neulich zu spüren, als die Geldautomaten im Vatikan nicht mehr funktionierten. Versicherungsbote berichte in dem Artikel "Vatikan erfüllt Geldwäsche-Vorschriften nicht" diesen Januar darüber. Die italienische Zentralbank hatte die Regeln der Vatikanbank gegen Geldwäsche geprüft und dabei festgestellt, dass nur gut die Hälfte der erforderlichen Kriterien erfüllt waren.

Die Vatikanbank ist ein kleines Finanzinstitut mit knapp über 100 Mitarbeitern. Sie betreut ein kleineres Vermögen, die Angaben schwanken zwischen 4 und 12 Milliarden Euro. Im Vergleich, der amerikanische Konzern Apple hat zur Zeit ein Barvermögen von über 137 Milliarden Dollar. Die Vatikanbank wurde 1942 von Papst Pius XII gegründet. Sie war schon mehrfach in dubiose Geldgeschäfte verwickelt, der bekannteste Vorfall war in den 80er Jahren, als bekannt wurde, dass der damalige Präsident Paul Marcinkus enge Beziehungen zur Mafia pflegte. Der Vorwurf der Geldwäsche ist deshalb nicht unbegründet, bis heute hat die Bank die Herkunft des verwalteten Vermögens nicht offengelegt. Immer wieder gibt es Berichte über ominöse Bankschliessfächer und Unterstützung von Dikatoren. Für Banken in der EU ist es untersagt, mit Banken Geschäfte zu machen, die sich nicht an die strengen Vorschriften gegen Geldwäsche halten.

Der neue Präsident der Vatikanbank, Ernst von Freyberg, hat bis Ende 2012 für die Firma DC Advisory gearbeitet. DC Advisory bezeichnet sich selbst als eines der führenden europäischen Corporate-Finance-Beratungshäuser im Midcap-Segment - auf deutsch, es berät mittelständische Firmen bei Übernahmen und Fusionen. Ernst von Freyberg hat diese Firma 1991 zusammen mit der Hambros Bank und Credit National in Berlin gegründet. Damaliger Schwerpunkt war die Beratung der Treuhandanstalt bei der Privatisierungen des Vermögens der ehemaligen DDR. Momentan lebt Ernst von Freyberg in Frankfurt am Main. Der Vatikan gab an, dass er sich zur Ausübung seines neuen Postens jeweils drei Tage in Rom aufhalten wird. Ob der den Forderungen der Europäischen Bankenaufsicht nach mehr Transparenz gerecht wird, bleibt abzuwarten.

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