Diese Befürchtung wird bei den 30- bis 39-Jährigen (65 Prozent) und in der untersten Einkommensgruppe bis 1.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen mit 80 Prozent deutlich stärker artikuliert. Fast 90 Prozent der Bevölkerung sind davon überzeugt, dass die Renten unweigerlich gekürzt werden, sofern das heutige Rentensystem nicht grundlegend überarbeitet wird. Aber nur vier von zehn Bundesbürgern erwarten, dass der Politik diese Reform gelingt, um den Deutschen einen angemessenen Lebensstandard im Alter zu sichern. Die vorliegenden Reformvorschläge wie Zuschussrente und Kombirente halten lediglich 23 Prozent für geeignet, die drohende Altersarmut zu verhindern. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts TNS Infratest im Auftrag der Wüstenrot & Württembergische-Gruppe.

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Zur Sanierung der gesetzlichen Rentenversicherung sollte nach Ansicht einer deutlichen Mehrheit der Bundesbürger ab 18 Jahren (79 Prozent) der Staat die private Altersvorsorge stärker steuerlich fördern. Eine gesetzlich verpflichtende private Altersvorsorge hält aber nur knapp die Hälfte der Bevölkerung (45 Prozent) für zielführend, um das Problem der Altersarmut zu lösen. Auch eine Grundrente, die für alle Bürger unabhängig vom Einkommen und der Lebensarbeitszeit gezahlt wird, sehen nur vier von zehn Bundesbürgern als richtige Strategie zur Lösung der Altersarmut an.

Aus Sicht der Bevölkerung gibt es klare Favoriten für die Sanierung der gesetzlichen Rentenversicherung: 82 Prozent sprechen sich für eine Einzahlungspflicht von Selbstständigen und Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung aus. Eine deutliche Ablehnung erfährt dagegen das Konzept, die Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung über eine weitere Anhebung der Lebensarbeitszeit umzusetzen. Lediglich zwölf Prozent halten solche Überlegungen für angemessen. Zur Stabilisierung des Rentensystems ist ein großer Teil der Deutschen allerdings bereit, höhere finanzielle Belastungen hinzunehmen. Jeder zweite Bundesbürger befürwortet eine obligatorische Einzahlung in eine Demografie-Rücklage und 37 Prozent sprechen sich für eine Erhöhung der Rentenbeiträge aus.

Zwei Drittel der Deutschen nutzen eine private finanzielle Altersabsicherung

Die Notwendigkeit für die private Vorsorge haben viele Deutsche bereits erkannt: Zwei Drittel der Bundesbürger (68 Prozent) setzen bei der finanziellen Absicherung fürs Alter auf die private Altersvorsorge oder private Rücklagen. Die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen, die eine Altersarmut deutlich stärker als persönliche Bedrohung empfindet, nutzt eine private, finanzielle Absicherung fürs Alter mit 79 Prozent bereits häufiger als der Durchschnitt. Bei den 18- bis 29-Jährigen sorgen drei Viertel der Befragten (74 Prozent) privat vor. Dagegen ist in den älteren Bevölkerungsgruppen der private Vorsorgegedanke weniger stark verankert: Nur jeder Zweite (54 Prozent) der über 60-Jährigen hat in eine private Altersabsicherung investiert, bei den 50- bis 60-Jährigen sind es 65 Prozent.

Die allgemein empfohlene Drei-Säulen-Absicherung aus gesetzlicher Rentenversicherung, betrieblicher Altersvorsorge und privater Altersvorsorge schöpfen aktuell nur 17 Prozent der Bundesbürger voll aus. Auch in der Gruppe der Bundesbürger, die für sich keine Altersarmut befürchten, sind dies nur 21 Prozent. Die Top 3-Produkte zur Sicherung der finanziellen Vorsorge sind aus Sicht der Bundesbürger bei der privaten Altersabsicherung Immobilien (38 Prozent), Lebensversicherungen (34 Prozent) und das Sparbuch (30 Prozent). Bundesbürger, die einer befürchteten Altersarmut eher gelassen entgegenblicken, setzen deutlich stärker auf Immobilien zur Sicherung der privaten Altersvorsorge.

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Altersarmut - nur jeder fünfte Bürger will jetzt verstärkt fürs Alter vorsorgen

Die aktuelle öffentliche Diskussion zur Altersarmut ist für fast jeden fünften Bundesbürger (19 Prozent) Anlass, künftig verstärkt Rücklagen für die finanzielle Absicherung im Alter zu bilden und privat vorzusorgen. Dafür würden die vorsorgenden Deutschen den Rotstift am ehesten beim privaten Konsum ansetzen. Ein Drittel der Nennungen entfallen auf diesen Bereich. Jeder Vierte (24 Prozent) ist zu Abstrichen bei Kultur-Ausgaben bereit, 22 Prozent würden beim Urlaub sparen.

13 Prozent der Deutschen sind allerdings deutlich verunsichert, ob sie künftig verstärkt Rücklagen für die private Absicherung im Alter bilden sollten; sei es, weil sie nicht einschätzen können, ob Altersarmut für sie eine Gefahr darstellt, oder weil sie nicht wissen, welche Produkte für ihre Situation geeignet sind. Die Mehrheit der Befragten (58 Prozent) will trotz der Diskussion über das Thema Altersarmut jetzt nicht verstärkt Geld für das Alter zurücklegen. Zur Begründung wird angeführt, dass sie von Altersarmut nicht betroffen sein werden (21 Prozent) oder „sich bereits zu alt fühlen, um in die private Altersvorsorge zu investieren“ (26 Prozent). Viele können allerdings gar nicht die Möglichkeiten der privaten Vorsorge für sich nutzen: 28 Prozent der Bundesbürger geben an, dass sie „keinen finanziellen Spielraum haben, um für das Alter verstärkt Geld zurückzulegen“.

Dr. Alexander Erdland, Vorstandsvorsitzender der W&W, zu den Umfrageergebnissen: „Ohne private finanzielle Vorsorge kann Altersarmut nicht bekämpft werden. Deshalb müssen Politik und Produktanbieter besser zusammenwirken.“

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Methodik: TNS Infratest hat im Zeitraum vom 11. bis 12. September 2012 im Auftrag der Wüstenrot & Württembergische AG 935 Personen in Deutschland telefonisch befragt. Die Befragung ist repräsentativ für die bundesdeutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

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