Insgesamt haben rund 261.000 Betroffene knapp 762.000 Medikamenten-Packungen verschrieben bekommen, die einen möglicherweise ungeeigneten Wirkstoff beinhalten. Statistisch betrachtet bekam somit jeder von ihnen pro Kopf drei Packungen mit Wirkstoffen verordnet, die auf der sogenannten Priscus-Liste stehen.

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Die Priscus-Liste enthält 83 Arzneimittelwirkstoffe, die für Senioren eingeschränkt zu empfehlen sind. Ärzte sollten diese Medikamente deshalb nur nach einer genauen Nutzen-Risiko-Bewertung verordnen, denn ältere Menschen können unter Umständen empfindlicher auf diese Arzneimittel reagieren und dadurch häufiger an unerwünschten Arzneimittelwirkungen leiden. Wissenschaftler haben die Wirkstoff-Übersicht im Auftrag des Bundesforschungsministeriums erstellt. Professor Dr. Petra Thürmann, Direktorin des Philipp-Klee-Instituts für klinische Pharmakologie am HELIOS Klinikum Wuppertal, hat maßgeblich an dem Projekt mitgewirkt. Sie erklärt dazu: "Ziel der Priscus-Liste ist es, die Arzneimitteltherapie von älteren Patienten sicherer zu machen. Wir möchten informieren, nicht verunsichern. Patienten, die ein entsprechendes Medikament einnehmen, sollten es daher auf keinen Fall eigenmächtig absetzen. Stattdessen sollten sie die weitere Therapie mit ihrem behandelnden Arzt besprechen."

Aus diesem Grund erweitert die TK ihren Arzneimittelreport (AMR) für niedergelassene Ärzte ab sofort um Informationen zur Priscus-Liste. Der AMR enthält eine Übersicht, die dem Arzt zeigt, welche Medikamente er den Versicherten im zurückliegenden Quartal verordnet hat. Wenn der Arzt einem Patienten über 65 Jahre ein Priscus-Medikament verschrieben hat, bekommt er künftig einen entsprechenden Hinweis angezeigt. "Mit dem neuen Service möchten wir die Ärzte in ihrem Praxisalltag unterstützen, um mit ihnen gemeinsam eine qualitativ hochwertige Arzneimitteltherapie zu gewährleisten", erläutert Tim Steimle, Apotheker und Fachbereichsleiter "Arzneimittel" bei der TK. "Der Arzneimittelreport beschreibt die potenziellen Risiken der 83 Wirkstoffe, um die Mediziner für dieses Thema zu sensibilisieren", so Steimle weiter.

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Neben Ärzten stellt die TK auch ihren Versicherten Informationen zur Priscus-Liste zur Verfügung. Bereits seit einem Jahr sind Hinweise zu der Wirkstoffliste in der Versicherteninformation Arzneimittel (TK-ViA) integriert. Ähnlich wie bei einem Kontoauszug listet die TK-ViA sämtliche zu Lasten der TK verordnete Medikamente des vergangenen Quartals auf. Hat ein Versicherter, der 65 Jahre oder älter ist, ein Priscus-Medikament verordnet bekommen, wird dies im Arzneimittel-Kontoauszug hervorgehoben. "Die Patienten können mit dieser Information auf ihren Arzt zugehen und mit ihm mögliche Alternativen besprechen", erklärt der Arzneimittelexperte Steimle.

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