Gesetzlich Versicherte fühlen sich wie „Patienten zweiter Klasse“ behandelt. Dies belegt eine repräsentative dimap-Umfrage des Norddeutschen Rundfunks zur Bewertung des Gesundheitssystems, 62 Prozent der Norddeutschen sind dieser Meinung. Dieser Aussage eher nicht oder überhaupt nicht stimmten dagegen nur 34 Prozent der Befragten zu. Darüber hinaus sehen 75 Prozent der Umfrageteilnehmer die ärztlichen Entscheidungen zu stark von finanziellen Aspekten getrieben, 80 Prozent sind es sogar in Mecklenburg-Vorpommern.

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GKV-Mitglieder „Patienten zweiter Klasse“?

In Mecklenburg-Vorpommern sind 67 Prozent der Umfrageteilnehmer der Meinung, dass Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen wie „Patienten zweiter Klasse“ behandelt werden. Nur 50 Prozent sind es hingegen in Hamburg, in Niedersachen 64 Prozent, in Schleswig-Holstein 63 Prozent und in Bremen 57 Prozent.

Mit 49 Prozent ist die Mehrheit der norddeutschen Befragten eher nicht oder überhaupt nicht der Meinung, dass die Mittel im deutschen Gesundheitssystem effizient eingesetzt werden. Der Prozentsatz liegt mit 52 Prozent in Bremen sogar noch höher. Dass die Mittel effizient eigesetzt werden, glauben hingegen nur 46 Prozent.

Hochwertige Gesundheitsversorgung in Norddeutschland

Mit der Gesundheitsversorgung sind 72 Prozent der Umfrageteilnehmer zufrieden und der Meinung, dass Patienten mit einem Bedarf durch das deutsche Gesundheitssystem eine hochwertige Versorgung erhalten. Mit 27 Prozent stimmt dieser Aussage jedoch knapp jeder Dritte eher nicht oder überhaupt nicht zu.

Insgesamt sind die Bremer mit 79 Prozent mit dem Gesundheitssystem am zufriedensten, die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern mit 61 Prozent am unzufriedensten.

Düstere Zukunftsaussichten im Gesundheitswesen

Nur 21 Prozent der Norddeutschen sind der Meinung, dass sich in den nächsten zehn bis 20 Jahren die Leistungen im Gesundheitswesen verbessern. Von gleichbleibenden Leistungen gehen 36 Prozent aus und 41 Prozent glauben sogar, dass sich die Gesundheitsleistungen verschlechtern werden. Die Zukunftsaussichten werden somit in Sachen Gesundheitswesen in Norddeutschland sehr skeptisch gesehen.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sagte in einem NDR-Interview dazu, dass er die zum Ausdruck kommende Gefühlslage ernst nehme. An schnelleren Facharztterminen für gesetzlich Versicherte werde gearbeitet. Er sieht es als „eine ganz starke Ausgangsbasis, dass eine überwältigende Mehrheit sagt, ich bin gut versorgt.“ Gleichzeitig steige aber der „Bedarf an unterschiedlicher medizinischer Versorgung“ durch die älter werdende Gesellschaft. Den heutigen Leistungsstand im Gesundheitswesen auch in Zukunft zu halten, sieht er daher als eine große Herausforderung.

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Hintergrundinformationen: Für die repräsentative Studie hat Infratest dimap 1010 Norddeutsche im Alter ab 14 Jahren in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen befragt. Erhebungszeitraum war der 5. November bis 3. Dezember 2014.

Norddeutscher Rundfunk

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