In Deutschland gibt es rund 4,5 Millionen Selbstständige und Freiberufler. Doch nur circa 1 Million dieser Unternehmer sind in der gesetzlichen Rentenversicherung oder alternativ in einem Versorgungswerk organisiert – der Rest muss sich selbst um seine Altersvorsorge kümmern. Mit möglicherweise bitteren Konsequenzen, denn für viele könnte das Unternehmertum direkt in die Altersarmut münden. Jeder zehnte Selbstständige muss befürchten, im Ruhestand nicht mehr als die Grundsicherung zu haben, ergab eine Studie des Mannheimer Forschungsinstitutes für Ökonomie und demografischer Wandel.

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Vor diesem Hintergrund hat das Frankfurter Verbrauchermagazin „Öko-Test“ für seine aktuelle Ausgabe private Altersvorsorgemodelle für Selbstständige getestet – und kommt zu einem wenig erfreulichen Ergebnis. „Lausige Renditen und noch weniger Schutz“ - nach Ansicht der Tester hätten viele Altersvorsorgeprodukte ihren Namen nicht verdient. Zu viele Tarife würden nur mickrige Erträge bieten, aber mit gigantischen Kosten verbunden sein. Auch die versprochenen Garantien würden sich oftmals als Mogelpackung entpuppen.

Der Test ist durchaus politisch relevant, denn Bundessozialministerin Ursula von der Leyen will Selbstständige und Freiberufler zukünftig per Gesetz zur Altersvorsorge verpflichten. Nur wer eine ausreichende Privatvorsorge vorweisen kann, soll dann davor befreit sein sich in der staatlichen Rentenversicherung zu versichern. Die Studie könnte zudem in der Assekuranz für Diskussionen sorgen, lassen doch die Daten eine recht unterschiedliche Interpretation zu - unter anderem wurde die Beteiligung der Kunden an den Überschüssen der Versicherer kaum gewürdigt. Unzählige nahmhafte Gesellschaften wie die Allianz, Axa, Barmenia oder Generali hatten ihre Teilnahme bereits im Vorfeld unbegründet abgelehnt, die Tarife wurden jedoch teils verdeckt am Markt getestet.

Rendite auf Basis der Garantierente

Eine generelle Aussage zu den Renditechancen ist laut Öko-Test schwierig, müssen doch die unterschiedlichen Wünsche der Kunden berücksichtigt werden: Sicherheit, Flexibilität und die angebotenen Auszahlungsmöglichkeiten bieten vielfältige Wahlmöglichkeiten. Auch sei zu berücksichtigen, wie stark der Fiskus bestimmte Produkte fördert oder nicht. Zwar gibt es für Selbständige keine direkte Förderung wie bei der Riesterrente für Beschäftigte – jedoch können etwa bei der Rürup-Rente Beiträge bis zu einem Höchstbetrag von 20.000 Euro (Single) oder 40.000 Euro (Ehepaare) von der Steuer abgesetzt werden.

Bei allen untersuchten Tarifarten – Riester, Rürup und ungeförderte Rentenversicherungen – seien jedoch die zu garantierten Renditen der Rentenleistungen „lausig“ zu nennen. Ein 30jähriger Musterkunde würde auf Basis der garantierten Rentenleistung bis zum 85. Lebensjahr bestenfalls eine jährliche Rendite von null bis 0,33 Prozent erhalten, wenn er sich für die Auszahlung des Vertrags in Form einer lebenslangen Rente entscheidet. Bei vielen Klassiktarifen und fondsgebundenen Produkten (Riester, Rürup, Rentenversicherungen) müsse sogar mit einer Negativrendite von bis Minus 1,34 Prozent gerechnet werden, sofern der Versicherte nur 85 Jahre alt wird. Etwas besser sieht es da bei Riester-Banksparplänen aus, die mit Bonus und Zins bis zu 0,60 Prozent Rendite für den 30jährigen Musterkunden versprechen.

Rendite auf Basis der versprochenen Überschüsse

Die Berechnungen von Verbrauchertestern wurden immer wieder heftig kritisiert – unter anderem deshalb, weil die Tester oftmals die garantierte Rendite als Grundlage nehmen und vernachlässigen, dass die Versicherer ihre Kunden auch an den Überschüssen beteiligen.

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Nimmt man die versprochenen Überschüsse als Grundlage, sehen die Renditeerwartungen schon etwas besser aus: hier kann der 30jährige Musterkunde bis zum 85. Lebensjahr immerhin eine Rendite von 0,71 Prozent bis zu 4,0 Prozent erwarten. Gerade bei fondsgebundenen Produkten können die garantierte und erreichte Rendite stark voneinander abweichen – zum Vorteil des Kunden. Öko-Test betont, dass nicht nur risikoreiche Fondsversicherungen einen hohen Gewinn versprechen, sondern auch mit Klassiktarifen bis zu 3,76 Prozent Rendite drin sind.

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Private Altersvorsorge für Selbstständige: durchwachsenes Zeugnis von Öko-Test

Kosten

Bei den Vertragskosten machte Öko-Test große Unterschiede aus, auch wenn die Tester zugeben müssen, dass die Kosten bei den unterschiedlichen Vertragsformen kaum zu vergleichen sind. Das Ergebnis: Bei Klassiktarifen fressen die Vertragskosten bis zu 17 Prozent vom garantierten Gesamtkapital vor Kosten auf.Während der 35jährigen Ansparzeit kann dies bei den teuersten Anbietern ein Verzicht von 12.954 Euro bedeuten, während bei den günstigsten Anbietern nur Kosten von 3.110 bis 4.576 Euro anfallen. Erneut kritisierte Öko-Test die Intransparenz der Verträge, so dass es den Anbietern erlaubt ist, Kosten zu verstecken.

Garantien

Die private Rente wird laut Öko-Test zunehmend unsicher, weil sich die Versicherer verstärkt aus den Garantien rausziehen. Anlagerisiken werden auf die Kunden abgeschoben. Außerdem vermindern die Versicherungen ihre Garantien, verschleiern das aber geschickt. Viele sichern ihren Kunden nämlich nur für die Ansparphase den aktuellen Garantiezins von 1,75 Prozent zu, ab Rentenbeginn sinkt der Zins – und zwar auf bis zu 1,0 Prozent. Es gibt sogar Verträge, bei denen der Versicherer nicht selbst die Garantie übernimmt, sondern auf eine Bank oder Fondsgesellschaft abwälzt – etwa bei der fondsgebundenen Basis Renteinvest Premium der Zurich Deutscher Herold

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Die Testsieger-Auswahl

  • Modellfall klassische ungeförderte Rentenversicherung, Mann, 30 Jahre
    Bewertet mit dem 2.Rang wurden folgende Tarife:
  • Europa Tarif „E-R1“
  • Cosmos Direkt Tarif „R1(M)“
  • HUK24 Tarif „Privatrente RAGT24“
  • Interrisk Tarif „SLR1“
  • Asstel Tarif„ARP112APA“
  • HanseMerkur Tarif „R (2012)“
  • R+V a.G. Tarif „RT“
  • R+V Tarif „FL“
  • Mamax Tarif „Rentenversicherung D“

  • Modellfall klassische Rürup-Rentenversicherung, Mann, 30 Jahre
    Bewertet mit Gesamturteil 2. Rang wurden folgende Tarife:
  • CosmosDirekt Tarif „RHB (M)“
  • HUK24 Tarif „Rurüp Rente 24, Tarift BRAGT24“
  • HanseMerkur Tarif „RB (2012)“
  • Interrisk Tarif „SLR1B“

  • Europa Tarif „E-R1B“
  • Modellfall klassische ungeförderte Riester-Rentenversicherung, Mann, 30 Jahre:
    bewertet mit Gesamturteil 2. Rang:
  • HanseMerkur24 Tarif „RRR07-RiesterMeister“
  • HanseMerkur Tarif „RA (2012)“
  • (Alle anderen Tarife schlechter bewertet)
  • Modellfall fondsgebundene ungeförderte Rentenversicherung, Mann, 30 Jahre
  • Interrisk, Tarif „SFRV“ (bewertet mit Gesamturteil 2.Rang)
  • Alte Leipziger, Tarif „AlFonds LFR 15“ (bewertet mit Gesamturteil 3.Rang
  • Volkswohl Bund, Tarif „FWR“ (bewertet mit Gesamturteil 3.Rang)
  • Modellfall fondsgebundene Rürup-Versicherung, Mann, 30 Jahre
  • Interrisk Tarif „SFRVB“ (Gesamturteil 2. Rang)
  • Alte Leipziger Tarif „ALFonds Basis LFR 75“ (Gesamturteil 3. Rang)
  • Alte Leipziger Tarif „AlFonds Basis FR 75“ (Gesamturteil 3. Rang)
  • HanseMerkur Tarif „RB der Tarifgeneration 2012“ (Gesamturteil 3. Rang)
  • Allianz Tarif „Alpha-Balance-Basis“ (Gesamturteil 3.Rang)
  • LV 1871 Tarif „FRB-Performer mit Erlebnisfall-Garantie“ (Gesamturteil 3.Rang)
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