Alle Altersgrenzen auf den Prüfstand

Als Konsequenz sollen nun alle Altersgrenzen auf den Prüfstand – etwa auch jene Grenzen für Gesetze, Verordnungen und Tarifverträge. Die Vorstellung, man könne bestimmte Aufgaben nur bis zu einem bestimmten Alter übernehmen, sei von der Wissenschaft ohnehin seit Jahrzehnten widerlegt. “"Eine Gesellschaft braucht Vertrauen in die Leistungsfähigkeit Älterer. Feste Altersgrenzen sind dagegen allzu oft willkürlich und richten mehr Schaden an, als sie nutzen"”, sagt Christine Lüders, Vorsitzende der Antidiskriminierungsstelle. Dabei müsse man auch über eine Änderung des Grundgesetzes nachdenken. “Der Gleichheits-Artikel 3 GG schützt vor Diskriminierung wegen des Geschlechtes, der Herkunft oder der Religion – warum nicht vor Altersdiskriminierung?"”, fragt Lüders und verweist auf die EU-Grundrechtecharta, in der eine vergleichbare Regelung zu finden ist.

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Ob der Aktionsplan tatsächlich einen Fortschritt gegen Altersdiskriminierung bringen wird, bleibt abzuwarten. Der Verdacht liegt nahe, dass das plötzliche Engagement aus der Not geboren ist – Die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre war auch deshalb in die Kritik geraten, weil ältere Arbeitnehmer kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Die Bundesagentur für Arbeit rechnet beispielsweise rund 350.000 Arbeitnehmer aus der Arbeitslosenstatistik, weil diese älter als 58 Jahre sind und länger als ein Jahr keinen Job fanden – auch mit dem Argument, dass sie für den Arbeitsmarkt kaum noch zu gebrauchen sind. Schlimmstenfalls könnte eine Aufhebung bestehender Altersgrenzen sogar zu einer Verschlechterung für Senioren führen, wenn weitere Einschnitte bei Renten und Gesundheitsleistungen mit der Initiative einhergehen.

M.Wenig

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