In beispiellosem Umfang hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Zukunftsfonds der Generali-Versicherung mehr als 4.000 65- bis 85-Jährige ausführlich befragt. Berücksichtigt wurden allerdings nur Privathaushalte, Pflegebedürftige in Heimen wurden nicht befragt. Insgesamt repräsentiert die Studie 15,24 Millionen Menschen. Neben Daten und Fakten wurden auch die Einstellung und der Lebensstil erfasst. Auf 600 Seiten werden in der Taschenbuchausgabe der Studie die Ergebnisse von Altersforschern kommentiert und wissenschaftlich eingeordnet. Analog zur Shell-Studie für Jugendliche soll auch die Generali-Altersstudie künftig alle vier Jahre durchgeführt werden.

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Das Ergebnis der Studie ist ein positives. Die Gesellschaft wird zwar immer älter, aber die „Alten“ fühlen sich offensichtlich wohl in ihrer Haut. Gefragt nach ihrer Zufriedenheit auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (völlig zufrieden) gaben die Senioren im Schnitt 7,4 an. Im Schnitt fühlen sich die 65- bis 85-Jährigen zehn Jahre jünger, als sie tatsächlich sind. Besonders auffällig ist das starke Unabhängigkeitsstreben der Generation: im Schnitt sind 65- bis 85-Jährige an fünf Tagen in der Woche außer Haus unterwegs, lediglich ein Prozent kann die eigenen vier Wände nicht mehr verlassen. Mehr als zwei Drittel besitzen ein Auto.

Die deutschen Rentner sind fit wie ein Turnschuh, mehr als jeder Dritte treibt mindestens einmal die Woche Sport, jeder Fünfte sogar mehrmals wöchentlich. Selbst bei den 65- bis 70-Jährigen sind noch mehr als 30 Prozent regelmäßig sportlich aktiv, bei den 80- bis 85-Jährigen sind es noch 22 Prozent. 1968 waren es lediglich fünf Prozent der Rentner, die überhaupt Sport betrieben, und nur ein Prozent war regelmäßig sportlich aktiv. 1986 waren es immerhin 16 Prozent, die ab und zu etwas für ihre Fitness taten. Als Grund für das wachsende Körperbewusstsein bei den Senioren gibt die Studie ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein in der Gesellschaft an, das inzwischen auch bei den Senioren angekommen ist. Allerdings gilt auch hier, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Wer nicht spätestens in seinen Vierzigern mit dem Sport beginnt, wird dies auch im Alter nicht mehr tun. Das wachsende Körperbewusstsein macht sich auch an anderen Details fest, so verwendet jede zweite Frau zwischen 65 und 74 Lippenstift.

Studie macht auch wachsende soziale Ungleichheit deutlich

Die ältere Generation zeigt sich überraschend leistungsstark. Elf Prozent sind noch im Rentenalter erwerbstätig. Fast die Hälfte engagiert sich ehrenamtlich und leistet dabei eine Arbeit, die der von 870.000 Vollzeitbeschäftigten entspricht. Sie sehen sich nach wie vor in der Verantwortung für die Gesellschaft und informieren sich über das Zeitgeschehen, 90 Prozent tun dies täglich. Allerdings nutzen nur sechs Prozent dazu das Internet.

Langjährige Freundschaften sind wichtig und werden regelmäßig gepflegt, die meisten haben einen engen Kontakt zur Familie. Nur vier Prozent aller 65- bis 85-Jährigen fühlen sich häufig einsam. Die meisten Rentner haben heute mehr Geld zur freien Verfügung als die unter 65-Jährigen - quer durch alle sozialen Schichten. Im Schnitt verfügen sie über ein Nettohaushaltseinkommen von 2.200 Euro. Zu der finanziell komfortablen Situation trägt die Tatsache bei, dass die meisten keine Miete zahlen müssen - zwei Drittel der Rentner besitzen eine Immobilie. 63 Prozent der Senioren bewertet die eigene wirtschaftliche Situation als gut oder sehr gut, lediglich ein Prozent bewertet diese als schlecht. Aber die Studie macht auch eine wachsende soziale Ungleichheit deutlich: während das verfügbare Einkommen in den letzten 20 Jahren für das obere Seniorendrittel um 65 Prozent stieg, nahm es im unteren Drittel nur um 28 Prozent zu.

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Künftigen Rentnergenerationen wird es zumindest finanziell bei weitem nicht so gut gehen, das legen die Vergleichszahlen nahe, die in der Allensbach-Studie für die jüngere Generation aufgeführt werden. Viele der unter 65-Jährigen können aller Voraussicht nach keine Rente erwarten, die über dem Existenzminimum liegt. Ein Drittel der Jüngeren hat zudem kaum frei verfügbares Einkommen, das sie für das Alter ansparen kann.

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