Die Modellschätzungen sagen für 2012 voraus, dass die Schattenwirtschaft in Deutschland um ca. 1,6 Mrd. Euro auf knapp 343 Mrd. Euro zurückgeht. Dies ist eine Folge des positiven Wirtschaftswachstums, das nach vorliegenden Prognosen 0,9 Prozent betragen wird, und der positiven Situation auf dem Arbeitsmarkt, für den mit 2,85 Mio. Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt gerechnet wird. Zur „Schattenwirtschaft“ wird einerseits die Schwarzarbeit gezählt, also alle Tätigkeiten, die den öffentlichen Stellen nicht gemeldet werden, um Steuern und Sozialbeiträge einzusparen. Darunter fallen aber auch die illegale Beschäftigung (illegale Arbeitnehmerüberlassung und Ausländerbeschäftigung) sowie kriminelle Aktivitäten wie Hehlerei, Drogenhandel, Betrug, Schmuggel und Menschenhandel.

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Die Beitragssenkung in der gesetzlichen Rentenversicherung von 19,9 Prozent auf 19,6 Prozent vermindert zusätzlich den Anreiz, zur Umgehung von Sozialversicherungsbeiträgen in die Schattenwirtschaft auszuweichen. Der Mindestlohn in der Zeitarbeit, der seit dem 1. Januar 2012 gilt, führt nach den Modellergebnissen für sich genommen zu einem Anstieg der Schattenwirtschaft um 300 Mio. Euro.

Mit dem Rückgang der Schattenwirtschaft setzt sich ein Trend fort, der seit der Wirtschaftskrise 2009 besteht. In den Jahren 2010 und 2011 hatten die günstige Arbeitsmarktentwicklung und das kräftige Wachstum bereits dazu geführt, dass die Schattenwirtschaft um 7,5 Mrd. Euro gesunken ist. Der prognostizierte Rückgang im Jahr 2012 ist im Vergleich weniger stark als in den Vorjahren (vgl. Abbildung 1).


Deutschland international im Mittelfeld

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit der Größe der Schattenwirtschaft im OECD-Mittelfeld, während sich Österreich und Schweiz im unteren Drittel befinden. Die südeuropäischen Länder haben ein Ausmaß der Schattenwirtschaft zwischen 20 Prozent und 25 Prozent des offiziellen Bruttoinlandsprodukts und sind nach wie vor Spitzenreiter.

Danach folgen die skandinavischen Länder mit einer Schattenwirtschaft zwischen 15 Prozent und 16 Prozent. Für das Jahr 2012 wird prognostiziert, dass die Schattenwirtschaft weiter aufgrund der wirtschaftlichen Erholung und eines positiven BIP-Wachstums in den meisten OECD- Ländern zurückgehen wird. Von 2003 bis 2012 konnte Deutschland den Anteil der Schattenwirtschaft etwas stärker vermindern als die OECD-Länder im Durchschnitt (vgl. Abbildung 2).


Wie Schwarzarbeit eindämmen?

Positiv hat dazu die relativ günstige Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung in diesem Zeitraum beigetragen, negativ schlug vor allem die Erhöhung der Umsatzsteuer im Jahr 2007 zu Buche. Welche konkreten wirtschaftspolitischen Maßnahmen könnten getroffen werden, um die Schattenwirtschaft weiter zurückzudrängen? Neben der effektiveren Bekämpfung und Prävention wäre es laut der IAW-Experten wichtig, die Anreize zur Ausübung von Schwarzarbeit zu mindern.

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Eine befristete Mehrwertsteuerrückvergütung bei arbeitsintensiven Dienstleistungen im Bau- und Baunebengewerbe würde nach IAW-Schätzungen eine Minderung in der Größenordnung von 9 Mrd. € bis 15 Mrd. € ergeben. Eine weitere Ausweitung der steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen und Investitionen im Haushalt (Abzug von maximal 2.000 Euro im Jahr von der Steuerschuld für Handwerkerkosten pro Haushalt und Jahr sowie eine vollständige Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten) würde zu einem Rückgang zwischen 4 Mrd. Euro und 6 Mrd. Euro führen. Sinnvoll wäre auch eine Ausweitung der bestehenden Sperre von öffentlichen Auftragsvergaben für Firmen, die schwarzarbeiten lassen, auf bundeseinheitlich 3 bis 5 Jahre. Allerdings lassen sich die Wirkungen dieser Maßnahme nicht in der Modellrechnung abschätzen.

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