Das Hauptaugenmerk des Bundesgesundheitsministers soll 2011 auf der Situation von Pflegebedürftigen und Pflegenden liegen. Aufgrund des demografischen Wandels werden immer weniger Beitragszahler für eine steigende Zahl an Pflegebedürftigen aufkommen müssen. Dies zu regeln, obliegt zum Großteil der Politik. So sind laut „Monitor Familienleben 2010“ des Instituts für Demoskopie Allensbach 72 Prozent der Bevölkerung der Meinung, dass der Staat am meisten dafür tun kann, dass es Angehörigen erleichtert wird, Pflege und Beruf zu vereinbaren.

Man ist sich einig, dass ohne die Pflege durch Angehörige eine stärkere Belastung des Pflegesystems die Folge wäre. „Der größte Pflegedienst in Deutschland sind die Angehörigen“, weiß auch Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR). Großes Ziel der bisherigen Besprechungen war die Verbesserung für pflegende Angehörige. So sind unter anderem folgende Aspekte im Gespräch:
  • Kuren (ähnlich wie Mutter-Kind-Kuren)
  • stärkere Berücksichtigung der Pflegezeiten bei der Rente
  • bessere psychologische Betreuung der Angehörigen

Während der DPR sich für eine strukturierte Schulung und Qualifizierung der Pflegenden einsetzt, fordert der Sozialverband VdK die Entlastung, bessere Unterstützung und Beratung pflegender Angehöriger. Denn: „Pflege ist ohne pflegende Angehörige in Deutschland nicht denkbar“, so VdK-Präsidentin Ulrike Mascher. Wichtige Zielpunkt sind:
  • Anpassung des Pflegegelds
  • bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
  • flächendeckender Ausbau der Pflegestützpunkte, in denen sich Betroffene informieren können
  • rasche Umsetzung eines überarbeiteten Pflegebegriffs

Für viele ist die Vereinbarkeit für Pflege und Beruf schwieriger, als Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Aus dem „Monitor Familienleben 2010“ geht hervor, dass 21 Prozent damit rechnen, dass in den nächsten 5 bis 10 Jahren ein Familienangehöriger pflegebedürftig wird. Von jenen, die Pflegefälle in der Familie erwarten, möchte über die Hälfte selbst pflegen. Doch haben viele die Befürchtung, Beruf und Pflege nicht vereinbaren zu können.

Hinzu kommt die Sorge, selbst zur Finanzierung der Pflegeleistungen für die pflegebedürftigen Angehörigen herangezogen zu werden. Diese Gefahr besteht, wenn das Einkommen der Pflegebedürftigen nicht ausreicht, um die Pflegekosten zu decken.

Bleibt abzuwarten, wie die Entlastung der pflegenden Angehörigen tatsächlich umgesetzt wird, welche Auswirkungen die geplante Finanzierungsreform, inkl. Neudefinition des Pflegebedürftigkeitsbegriffs, haben wird und inwiefern die Vereinbarungen im schwarz-gelben Koalitionsvertrag umgesetzt werden.

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