Vielfalt und Diversity sind zu Schlagworten eines weltweiten Kulturkampfs geworden. In den USA werden Programme für Gleichstellung inzwischen verboten und gezielt als politische Waffe eingesetzt – begleitet von Verschwörungstheorien, die Diversität sogar für Katastrophen verantwortlich machen. Besonders deutlich zeigte sich das bei den verheerenden Waldbränden in Kalifornien: Dort wurde die Leitung einer Feuerwehreinheit durch eine LGBTQ-Person polemisch zum Symbol erklärt, angeblich sei „DEI über Rettung von Leben“ gestellt worden. Elon Musk verstärkte diese Erzählung mit dem Slogan „DEI means people DIE“. Tatsächlich aber handelte es sich um frei erfundene Unterstellungen. Kristin Crowley, seit knapp drei Jahren Feuerwehrchefin von Los Angeles, verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in unterschiedlichsten Führungs- und Einsatzfunktionen – unter anderem als Sanitäterin, Feuerwehrfrau, Ingenieurin, Bataillonschefin, Einsatzleiterin und stellvertretende Feuerwehrchefin. Als erste Frau und offen lesbisch lebende Person an der Spitze der Behörde hat sie sich ihre Position durch Leistung und Fachkompetenz erarbeitet. An ihrer Qualifikation gibt es keinen Zweifel.

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Dennoch lässt sich heutzutage kaum noch über Diversität und Vielfalt schreiben, ohne den immensen Druck zu erwähnen, unter dem diese Begriffe international geraten sind. Warum aber sind solche Programme entgegen der politischen Feindschaft wichtig? In Deutschland scheinen die Gründe offensichtlich: Das Land altert, Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften. Vielfalt ist daher kein politisches Schlagwort, sondern eine demografische Notwendigkeit. Wer nur auf alte Muster setzt, verspielt Talente und Wettbewerbsfähigkeit. Hinzu kommt: Unterschiedliche Perspektiven machen Organisationen anpassungsfähiger und innovativer. Und schließlich geht es auch um Vertrauen. Unternehmen sind Mikrokosmen der Gesellschaft, sie prägen Kultur und Zusammenhalt weit über ihre eigentliche Geschäftstätigkeit hinaus. Diversität ernst zu nehmen heißt deshalb auch, Verlässlichkeit und Fairness sichtbar zu machen – Eigenschaften, die gerade in der Versicherungswirtschaft zentrale Werte darstellen.

Studie zeigt Vorbilder in Vielfalt

Hier knüpft eine aktuelle Untersuchung an. ServiceValue hat in Kooperation mit dem F.A.Z.-Institut und dem IMWF eine branchenübergreifende Studie durchgeführt, für die im Zeitraum vom 1. September 2023 bis zum 31. August 2025 rund einhundertdreiundfünfzigtausend Nennungen zu etwa siebzehntausend Unternehmen identifiziert und ausgewertet wurden. Auf dieser Basis entsteht ein umfassendes Bild, welche Firmen in der öffentlichen Wahrnehmung und in ihrer internen Ausrichtung als besonders vorbildlich gelten.

Innerhalb dieses Gesamtprojekts bildet die Versicherungswirtschaft eine eigene Teilstudie. Sie macht sichtbar, welche Gesellschaften im Branchenvergleich vorne liegen und nach den Kriterien der Untersuchung als Vorbilder in Vielfalt und Diversity gelten.

Wie die Studie vorgeht

Die Untersuchung „Vorbild in Vielfalt und Diversity 2025“ kombiniert zwei Perspektiven: Zum einen wird erfasst, wie Vielfalt und Gleichstellung in der öffentlichen Kommunikation wahrgenommen werden. Zum anderen geben Unternehmen selbst Auskunft, welche Strukturen und Maßnahmen sie intern verankert haben.

Im Monitoring werden nahezu alle frei zugänglichen, deutschsprachigen Online-Quellen berücksichtigt – von Nachrichtenportalen über Blogs und Foren bis hin zu wichtigen Social-Media-Kanälen. Ausgenommen sind Inhalte hinter Paywalls oder aus Österreich und der Schweiz. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz werden die Texte in Fragmente zerlegt und anschließend dreifach zugeordnet: Welches Unternehmen wird genannt (Entity-Matching)? Um welches Themenfeld handelt es sich (Eventtyp)? Und welche Tonalität überwiegt (positiv, neutral oder negativ)? Bewertet werden die drei Eventtypen Gleichberechtigung, Fairness und Gender Shift, die jeweils mit einem Drittel in die Berechnung eingehen. Aus den Tonalitätssalden und einer Reichweiten-Kennzahl entsteht ein Punktwert, der branchenbezogen normiert wird – das jeweils beste Unternehmen setzt mit einhundert Punkten die Benchmark.

Die zweite Säule der Untersuchung ist ein standardisierter Fragebogen, den Unternehmen freiwillig ausfüllen konnten. Hier lassen sich maximal vierhundert Punkte erzielen. Der größte Anteil entfällt mit zweihundertdreißig Punkten auf das Unternehmensleitbild, insbesondere auf Strategien zur Verankerung von Diversity, interne Kommunikation, Sensibilisierungs- und Fortbildungsangebote, benannte Beauftragte sowie die Bereitstellung von Budgets. Weitere einhundert Punkte entfallen auf das Monitoring konkreter Diversity-Ziele. Schließlich fließen siebzig Punkte in den Bereich Performance ein, darunter eine Selbsteinschätzung im Wettbewerbsvergleich, die durch eine nachvollziehbare Begründung untermauert werden muss.

Wie erfolgt die Auszeichnung?

Die Auszeichnung „Vorbild in Vielfalt und Diversity 2025“ richtet sich nach den Ergebnissen im Gesamtranking. Dazu werden zunächst die Werte aus Social-Media-Monitoring und Fragebogen zu einem gewichteten Mittel zusammengeführt. Dieses Ergebnis wird nicht absolut ausgewiesen, sondern in branchenbezogene Punkte umgerechnet: Innerhalb jeder Branche setzt der jeweilige Bestwert 100 Punkte und dient als Benchmark.

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Alle weiteren Unternehmen werden im Verhältnis dazu dargestellt. Wer etwa 95 Punkte erreicht, liegt damit bei 95 Prozent des Branchenbesten – unabhängig davon, welche absoluten Werte in anderen Branchen erzielt wurden. Auf diese Weise sind die Ergebnisse nur innerhalb einer Branche sinnvoll vergleichbar. Eine Auszeichnung als "Sieger" erhalten all jene Unternehmen, die in der Gesamtwertung über dem Durchschnitt ihrer Branche liegen. Das beste Unternehmen einer Branche wird zudem als "Branchensieger" ausgezeichnet. Eine Auszeichnung berechtigt zum Tragen des Siegels "Vorbild in Vielfalt und Diversity".

Die ausgezeichneten Versicherer

An der Spitze gibt es wenig Überraschungen: Mit Debeka, R+V, Allianz und Ergo finden sich die großen Allrounder des Marktes unter den bestplatzierten Unternehmen. Ab Rang fünf treten mit dem Volkswohl Bund und der Süddeutschen Krankenversicherung auch spezialisierte Anbieter in die Spitzengruppe. Auffällig ist, dass die Top-Gesellschaften nicht nur durch Marktanteile, sondern ebenso durch ihre öffentliche Wahrnehmung und interne Kultur überzeugen konnten. Im Folgenden werden die Bestplatzierten vorgestellt, bevor anschließend alle ausgezeichneten Unternehmen in der Übersicht genannt werden.

Rang 1: Debeka (100,0 Punkte – Branchensieger)

An der Spitze des Diversitäts-Rankings steht die Debeka, die damit die Benchmark für alle Versicherer setzt. Ihre führende Position spiegelt auch die Marktstellung wider: In der privaten Krankenversicherung ist sie unangefochtene Nummer eins mit rund 8,2 Milliarden Euro Bruttobeiträgen im Jahr 2024 – in der Krankheitskostenvollversicherung erreicht sie einen Marktanteil von 29,14 Prozent (2.546.493 Versicherte). In der Lebensversicherung zählt sie mit 3,69 Milliarden Euro Beitragseinnahmen und einem Marktanteil von 4,08 Prozent zu den Schwergewichten (Rang vier), während sie im Kompositbereich mit 1,43 Prozent Marktanteil ein kleineres, aber solides Standbein hat. In der Studie überzeugt sie durch Sichtbarkeit im Monitoring und ein klares Bekenntnis zur Unternehmenskultur.

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Rang 2: R+V (98,4 Punkte – Sieger)

Auf Rang zwei findet sich der genossenschaftliche Allrounder: In der Lebensversicherung erreichte die R+V 2024 rund 6,9 Milliarden Euro verdiente Bruttoprämien – Rang zwei nach Marktanteilen direkt hinter der Allianz (bei getrennter Betrachtung nach Rechtsformen). Auch in der Kompositversicherung liegt sie mit 6,05 Prozent Marktanteil auf Platz zwei. Ergänzend ist sie in der privaten Krankenversicherung aktiv, wo sie mit 948 Millionen Euro Beiträgen Rang 17 einnimmt. Die Platzierung zeigt, dass das genossenschaftlich geprägte Unternehmen nicht nur mit seiner Marktstärke überzeugt, sondern auch auf Unternehmenskultur und Vielfalt setzt – Werte, die eng mit der Nähe zur Kundschaft verknüpft sind.

Rang 3: Allianz (97,5 Punkte – Sieger)

Die Allianz gilt als Synonym für den Allrounder im Versicherungsmarkt. In der Lebensversicherung ist sie unangefochtene Nummer eins: 24,1 Milliarden Euro Beitragseinnahmen im Jahr 2024, mehr als ein Viertel des Marktes. Auch im Kompositgeschäft führt sie klar, mit 11,33 Milliarden Euro Prämien und einem Marktanteil von knapp 14 Prozent. In der privaten Krankenversicherung rangiert die Allianz mit 4,32 Milliarden Euro Bruttobeiträgen auf Platz drei hinter Debeka und DKV (in der Krankheitskostenvollversicherung Rang vier mit 554.166 Versicherten). Ihre enorme Sichtbarkeit im Monitoring sowie eine klar kommunizierte Kultur der Vielfalt sichern ihr auch im Diversity-Ranking eine Spitzenposition.

Rang 4: Ergo (94,3 Punkte – Sieger)

Auch die Ergo-Gruppe zählt zu den großen Versicherungsriesen am deutschen Markt. In der Lebensversicherung erreichte sie 2024 Beitragseinnahmen von 3,17 Milliarden Euro, was einem Marktanteil von 3,50 Prozent und Rang sechs entspricht. Die Struktur ist klar getrennt: Die Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG betreibt das Neugeschäft, während die Ergo Lebensversicherung AG und die Victoria Lebensversicherung AG ausschließlich Altbestände verwalten. Im Kompositbereich belegt Ergo mit einem Marktanteil von 5,7 Prozent Rang drei hinter Allianz und R+V. Ergänzt wird das Bild durch die DKV, eine Ergo-Tochter, die mit 5,39 Milliarden Euro Beiträgen die Nummer zwei der privaten Krankenversicherung stellt. Die gute Platzierung im Diversity-Ranking verdeutlicht, dass der Konzern auch bei Unternehmenskultur und Vielfalt Maßstäbe setzt.

Rang 5: Volkswohl Bund (94,0 Punkte – Sieger)

Der Volkswohl Bund ist ein klassischer Vorsorgespezialist – und zugleich das erste Unternehmen im Ranking, das nicht durch eine umfassende Marktabdeckung auffällt. In der Lebensversicherung belegt er mit rund 1,64 Milliarden Euro Beiträgen Rang 14 von 73 Gesellschaften. Schwerpunkte sind Rentenversicherungen, selbstständige BU-Policen sowie fonds- und indexgebundene Produkte. Im Kompositgeschäft bleibt seine Rolle dagegen marginal (0,16 Prozent Marktanteil in der Haftpflicht, 0,52 Prozent in der Unfallversicherung). Gerade die Platzierung im Diversity-Ranking macht deutlich, dass nicht nur große Allrounder, sondern auch mittelgroße Spezialisten mit einem klaren Profil und erkennbarer Verankerung von Vielfalt erfolgreich abschneiden können.

Rang 6: SDK (92,8 Punkte – Sieger)

Auch auf Rang sechs findet sich ein Spezialist – in diesem Fall für die private Krankenversicherung: die Süddeutsche Krankenversicherung (SDK). 2024 vereinnahmte sie rund 1,0 Milliarde Euro an Bruttobeiträgen und belegte damit Rang 13 im PKV-Markt. Rund 60 Prozent der Einnahmen stammen aus der Krankenvollversicherung, ergänzt durch Pflegezusatzpolicen und weitere Teilversicherungen wie Beihilfeablöse-, Restschuld- und Lohnfortzahlungsversicherungen sowie die Auslandsreisekrankenversicherung. Als reiner Krankenversicherer ohne Mehrspartenstruktur zeigt die SDK, dass auch spezialisierte Häuser mit klarer Positionierung und sichtbarer Diversity-Verankerung im Wettbewerb vorne liegen können.

Alle Versicherer mit Auszeichnung

Neben den Top-Platzierten wurden auch alle weiteren Versicherer ausgezeichnet, die im Gesamtranking über dem Branchendurchschnitt liegen. Damit zeigt sich ein breites Feld an Unternehmen, die Vielfalt und Unternehmenskultur sichtbar verankern:

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  1. Debeka – 100,0 Punkte (Branchensieger)
  2. R+V – 98,4 Punkte
  3. Allianz – 97,5 Punkte
  4. Ergo – 94,3 Punkte
  5. Volkswohl Bund – 94,0 Punkte
  6. SDK – 92,8 Punkte
  7. Barmenia / Gothaer – 91,9 Punkte
  8. Versicherungskammer Bayern – 91,7 Punkte
  9. Swiss Life – 86,6 Punkte
  10. ARAG – 84,7 Punkte
  11. Provinzial – 83,6 Punkte
  12. SV SparkassenVersicherung – 79,8 Punkte
  13. Signal Iduna – 79,4 Punkte
  14. die Bayerische – 78,3 Punkte
  15. Zurich – 74,6 Punkte
  16. HanseMerkur – 73,0 Punkte
  17. Nürnberger Versicherung – 72,7 Punkte
  18. Axa – 72,2 Punkte

Hintergrund: Die hier vorgestellten Ergebnisse basieren auf der branchenübergreifenden Studie „Vorbild in Vielfalt und Diversity 2025“, die ServiceValue in Kooperation mit dem F.A.Z.-Institut und dem IMWF durchgeführt hat. In die Untersuchung flossen rund 153.000 Nennungen zu etwa 17.000 Unternehmen ein, erhoben im Zeitraum vom 1. September 2023 bis zum 31. August 2025. Ergänzend dazu wurden strukturierte Unternehmensangaben über einen standardisierten Fragebogen berücksichtigt. Weitere Ergebnisse und Detailauswertungen sind auf der Webseite von ServiceValue abrufbar.

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