„Immer mehr Menschen fehlen wegen Stress-Erkrankungen auf Arbeit“ - zu diesem Ergebnis kam der DAK-Gesundheitsreport bereits vor 10 Jahren (Versicherungsbote berichtete). Damals zeigte auch eine Erhebung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), dass die betroffenen Personen für längere Zeit an ihrem Arbeitsplatz fehlten. Im Schnitt mussten psychisch Erkrankte 2012 über 40 Tage zu Hause bleiben.

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Anfang diesen Jahres legte die DAK jüngere Zahlen vor und meldete einen traurigen Rekord: Auf 100 Beschäftigte kommen im Bereich der psychischen Erkrankungen inzwischen 301 Fehltage. So viele, wie noch nie zuvor (Versicherungsbote berichtete).

Diese Entwicklung beschränkt sich aber nicht nur auf die Versicherten bei der DAK. Auch der kürzlich veröffentlichte Fehlzeiten-Report der AOK bestätigt diese Zahlen. Die Auswertungen zeigen, dass die beruflichen Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen von 2012 bis 2022 um 48 Prozent zugenommen haben, während bei allen anderen Erkrankungsgruppen ein Anstieg von 35 Prozent zu verzeichnen war. Von diesen 35 Prozent war der größte Teil auf die pandemiebedingten Höchststände der Atemwegserkrankungen im Jahr 2022 zurückzuführen.

Kleiner Lichtblick: Dauer der Fehlzeiten nimmt ab

„Im Vergleich zu anderen Krankheiten gehen psychische Erkrankungen häufig mit besonders langen Fehlzeiten einher“, erläutert Johanna Baumgardt, Forschungsbereichsleiterin für Betriebliche Gesundheitsförderung im WIdO und Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports. „Während psychische Erkrankungen 2022 im Schnitt zu AU-Zeiten von 29,6 Tagen je Fall führten, waren es beispielsweise bei Atemwegserkrankungen nur 7,1 Tage pro Fall.“

Im Vergleich zu 2012, als die Fehltage pro Fall noch bei über 40 Tagen lagen, ist das eine deutliche Verbesserung. Offen muss allerdings bleiben, worauf das zurückzuführen ist: Hat sich die Erholungskraft der Betroffenen verbessert? Oder sehen sich die Erkrankten einem höheren Druck ausgesetzt, um wieder zu arbeiten?
Psychische Erkrankungen sind zudem seit mehreren Jahren wichtigste Ursache für Berufsunfähigkeit.

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Psychische Erkrankung: Welche Branchen besonderes betroffen sind

Der Durchschnitt über alle Erkrankungsgruppen lag 2022 bei 11,3 Tagen je Fall. Von den Ausfallzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen waren im vergangenen Jahr vor allem Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen betroffen, bei denen 14 Prozent aller beruflichen Fehltage auf psychische Erkrankungen entfielen. An zweiter Stelle standen die Branchen „Öffentliche Verwaltung/Sozialversicherung“ und „Banken/Versicherungen“ mit jeweils 13 Prozent. Der bundesweite Durchschnitt über alle Berufsgruppen lag bei zehn Prozent.

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