Noch ist er nicht offiziell, aber einen Entwurf gibt es bereits: In den kommenden Wochen wird die Bundesregierung ihren neuen Rentenversicherungsbericht 2023 veröffentlichen. Darin enthalten sein werden Einnahmen und Ausgaben der Rentenversicherung sowie aktuelle Modellrechnungen, wie sich Renten und Beiträge in den kommenden 15 Jahren entwickeln werden. Die BILD-Zeitung und die Deutsche Presse-Agentur (dpa) erhielten vorab Einblick in den derzeit erarbeiteten Entwurf. Und sie berichten, mit welcher gesetzlichen Rente die Rentnerinnen und Rentner künftig rechnen können.

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Rente soll im kommenden Jahr um 3,5 Prozent steigen

Üblicherweise werden die Renten im Juli jeden Jahres angepasst. Und laut den Medienberichten werden sie auch im kommendem Jahr wieder deutlich angehoben: um 3,5 Prozent. Erstmals wird es keine unterschiedlichen Werte für Ost und West geben, der Wert gilt also bundesweit. Allerdings wird damit das Plus nicht so hoch ausfallen wie in diesem Jahr: Vor vier Monaten stiegen die Renten in Westdeutschland um 4,39 Prozent und im Osten sogar um 5,86 Prozent.

Außerdem rechnet die Regierung vor, wie sich die Renten bis 2037 entwickeln könnten. Mit großen Unsicherheiten: Denn die Höhe der Rentenanpassungen orientiert sich an der Lohnentwicklung. Doch nach den Vorausberechnungen des Rentenversicherungsberichts sollen die Renten bis 2037 um durchschnittlich 2,6 Prozent pro Jahr steigen, insgesamt um 43 Prozent.

Rentenniveau könnte ohne Reformen deutlich sinken

Die Rente darf laut Gesetz nicht sinken: Seit 2009 sorgt die so genannte Rentengarantie als Schutzklausel dafür, dass die Anwendung der Rentenanpassungsformel nicht zu einem Absinken des Rentenwerts führt. Und trotzdem gibt es für zukünftige Rentnerinnen und Rentner eine schlechte Nachricht:

Laut dem Berichtsentwurf könnte das Rentenniveau von derzeit 48,2 Prozent auf 46,9 Prozent im Jahr 2030 und auf 45 Prozent im Jahr 2037 sinken. Das Rentenniveau ist eine fiktive Größe, die die Nettorente eines sogenannten Standardrentners (das ist ein Rentner mit 45 Beitragsjahren als Durchschnittsverdiener) ins Verhältnis setzt zum jeweils aktuellen Nettoarbeitsentgelt eines Durchschnittsverdieners. Was sich deutlich verschlechtert, ist folglich das Verhältnis der Renten zu den Löhnen.

Vorerst vergleichsweise stabil gestaltet sich laut „BILD“ hingegen der Beitragssatz zur Rentenversicherung. Demnach erwarten die Experten, dass der derzeitige Beitragssatz von 18,6 Prozent bis zum Jahr 2027 stabil gehalten werden kann: auch, weil die Einnahmesituation der Rentenversicherung besser ist als erwartet. Dann geht es schnell bergauf. 2030 würde der Beitragssatz demnach ohne Reformen bei 20,2 Prozent liegen, 2037 bereits bei 21,1 Prozent. Bei Beschäftigten wird der Beitragssatz paritätisch getragen: Ein hoher Rentenbeitrag belastet folglich Arbeitnehmer wie Arbeitgeber.

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Der vorliegende Entwurf ist noch nicht in Stein gemeißelt: Änderungen sind noch möglich. Er befinde sich derzeit in der Ressortabstimmung, sagte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums am Mittwoch der dpa. Zudem bereitet die Bundesregierung eine Rentenreform vor, die speziell auf die demografische Entwicklung im Land reagieren soll: Immer mehr Rentnern stehen immer weniger Erwerbstätige und damit Beitragszahler gegenüber.

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