Der Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen wie etwa Depressionen, chronische Erschöpfung oder Ängste ist auch im vergangenen Jahr auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Es ist bereits das vierte Rekordjahr in Folge. Im Jahr 2018 kamen auf 100 Beschäftigte noch 236 Fehltage. Anno 2021 waren es 276 Fehltage und im Vorjahr 301 Fehltage. Im Vergleich zum Vorjahr hatten junge Berufstätige den stärksten Anstieg mit 24 Prozent bei den 25- bis 29-jährigen Frauen und 29 Prozent bei den gleichaltrigen Männern. Das geht aus dem Psychreport der DAK-Gesundheit hervor. Für die Analyse wertete das Berliner Iges-Institut die Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten aus.

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„Der neue Höchststand bei den psychischen Erkrankungen ist besorgniserregend, weil zunehmend auch junge Erwachsene betroffen sind und im Job ausfallen“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Der erneute Anstieg bei den Fehltagen hänge nach Ansicht der Studienmacher zum Teil auch mit der neuen elektronischen Meldung der Krankschreibungen zusammen. Seit Anfang 2022 gingen Krankmeldungen von den Arztpraxen direkt an die Krankenkassen und müssten nicht mehr von den Versicherten selbst eingereicht werden. Durch die sogenannte elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) tauchten nun auch Krankheitsfälle in der Statistik auf, die in der Vergangenheit nicht erfasst wurden. „Wir haben in der aktuellen Statistik 31 Prozent mehr Krankschreibungen von sehr kurzer Dauer. Vermutlich hatten wir bisher insbesondere bei Menschen eine Untererfassung, die nur wenige Tage bei einem Fall erkrankt sind“, sagt Storm.

Steigende Fehlzeiten in allen Bereichen

Die meisten Ausfalltage in Sachen Psyche gingen auf das Konto von Depressionen. Hier gab es 2022 mit 118 Fehltagen auf 100 Versicherte gegenüber 2021 nur einen geringen Anstieg von 9,2 Prozent. Deutlich zugenommen haben die Fehlzeiten aufgrund von Belastungs- und Anpassungsstörungen. Diese steigen um 12,4 Prozent auf 77 Fehltage je 100 Versicherte. Andere neurotische Störungen, dazu gehören zum Beispiel chronische Erschöpfung, sorgten für 34 Fehltage je 100 Versicherte. Angststörungen verursachten im vergangenen Jahr 23 Ausfalltage je 100 Versicherte.

Der Unterschied der Fehltage zwischen den Geschlechtern ist auffällig. Während bei den Männern auf 100 Beschäftigte 233 Fehltage kommen, sind es bei den Frauen 380 Fehltage. Und: Ältere Beschäftigten haben auch bei psychischen Erkrankungen mehr Fehlzeiten als jüngere. Den höchsten Wert hatten die Übersechzigjährigen. Bei den Frauen in dieser Altersgruppe seien auf 100 Beschäftigte 669 Fehltage gekommen. Bei den 55- bis 59-jährigen Frauen kamen auf 100 Versicherte 512 Fehltage.

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Im vergangenen Jahr zeigten sich jedoch bei jüngeren die deutlichsten Zuwächse: Besonders auffällig sei die männliche Altersgruppe zwischen 24 und 29 Jahre gewesen. Hier seien die Fehltage um 29 Prozent angestiegen. Bei weiblichen Beschäftigten habe es im gleichen Alter einen Zuwachs von 24 Prozent gegeben. Die 20- bis 24-Jährigen hätten ebenfalls fast ein Viertel mehr Fehltage als gleichaltrige Frauen im Vorjahr.

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