Die private Krankenversicherung hat auch im Geschäftsjahr 2022 unter dem Strich Mitglieder verloren. Demnach sank die Zahl der Versicherten im vergangenen Jahr um 0,16 Prozent. Gegen Ende des Jahres zählten die Privatversicherer noch 8,7 Millionen Versicherte. Mit dem neuerlichen Minus bei den Versichertenzahlen hat die Branche nun bereits das zehnte Mal in Folge Verluste hinnehmen müssen. Dennoch bleiben die Bestände trotz Pandemie relativ stabil. Das Geschäft mit Zusatz-Policen habe erneut zulegen können. Hier sei ein Plus bei den Versicherten von 2,1 Prozent zu verzeichnen. Damit zählen die privaten Krankenversicherer immerhin 29,1 Millionen Zusatzpolicen.

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Auch in diesem Jahr hat sich das Analysehauses Morgen & Morgen die deutschen Krankenversicherer genauer angeschaut. „Die Privaten Krankenversicherer (PKV) sind aktuell sehr gut aufgestellt.“, sagt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik, das Ergebnis zusammen. Allerdings sei ein Vergleich zum Vorjahr "nicht direkt möglich". Denn die Macher des Ratings haben die Systematik umgebaut. Dadurch gibt es neben einer Gesamtbewertung nun die drei Teilratings: Erfolg, Bestand und Sicherheit. Im Teilrating Erfolg sind es Kennzahlen zur Garantiebelastung, die Zins-Überschussquote und die Zins-Risiko-Überschussquote und im Teilrating Sicherheit wurden die Solvency II-Quoten, die ursprünglich im M&M Belastungstest betrachtet wurden, aufgenommen. Überdies sei auch am Verfahren der Punktevergabe geschraubt worden. Anstelle der bisher verwendeten relativen Punktevergabe anhand der Normalverteilung sei auf ein Benchmark-Verfahren umgestellt worden. Dadurch sollen Besonderheiten bei den einzelnen Kennzahlen flexibler berücksichtigt werden können.

Die Änderungen seien auch im Austausch mit der Branche entstanden. So heißt es im Vorwort der Ratingdokumentation: "An dieser Stelle bedanken wir uns ausdrücklich für die Bereitschaft vieler Versicherer, durch konstruktiv kritische Diskussionsbeiträge die neuen Marktgegebenheiten kontrovers aber stets sachlich von vielen Seiten bzw. Sichtweisen zu beleuchten."

Den Schritt der Umstrukturierung des Verfahrens hatte Morgen & Morgen bereits um Rating der Lebensversicherer vollzogen. Einhergehend mit den Änderungen würden viele Versicherer nun gleich oder leicht verbessert abschneiden, erklärt Saal. „Das wiederum hängt insbesondere mit der starken Leistung im Bereich Sicherheit der PKV zusammen.“

Insgesamt habe die PKV-Branche die rasante Trendwende am Kapitalmarkt 2022 vernünftig bewältigt. Durch die erhöhten Leitzinsen zur Eindämmung der Inflation waren die Zinsen weltweit deutlich angestiegen. Durch die hohe Geschwindigkeit dieser Veränderungen hätten die meisten Gesellschaften im Saldo keine Bewertungsreserven mehr in den Kapitalanlagen, sondern stille Lasten. Derweil habe sich das Einreichverhalten bei den Behandlungskosten wieder normalisiert. Während der Corona-Pandemie waren schlicht weniger Leistungen verursacht beziehungsweise eingereicht worden. Zentrale Kostentreiber blieben die alternden Bestände und der medizinische Fortschritt.

Im Zusammenspiel mit den Anpassungen des Rechnungszinses würden sich die Versicherer dennoch als gut aufgestellt erweisen. Dem entsprechend seien die Unternehmen in Sachen Sicherheit und Solvabilität sehr gut aufgestellt. Auch der Bestand bleibe weitestgehend stabil. Saal resümiert: „Die Versicherungsgesellschaften hatten es in diesem Ratingjahr sicher nicht leicht – Ukrainekrieg, Inflation und insbesondere die Zinswende haben große Veränderungen mit sich gebracht. Doch die PKV trotzen diesen Entwicklungen mithilfe ihrer soliden Aufstellung.“, resümiert Saal.

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Acht Versicherer mit fünf Sternen ausgezeichnet

In seinem aktuellen PKV-Rating hat Morgen & Morgen insgesamt 30 Unternehmen durchleuchtet. Anhand der letzten fünf Jahre (2018-2022) wurden hierfür 13 Kennzahlen herangezogen. Hierzu seien die Bilanzen sowie die Gewinn-und Verlustrechnungen der einzelnen Unternehmen durchleuchtet worden. Diese wurden in die drei Kategorien Erfolgs-, Bestands- und Sicherheitsgrößen aufgeteilt. Dabei hatten die Erfolgs- und Sicherheitsgrößen das größte Gewicht. Denn sie hätten jeweils fast die Hälfte (45 Prozent) der Bewertung ausgemacht. Die Bestandsgrößen seien dagegen nur mit zehn Prozent gewichtet worden. In der vergangenen Analyse waren es noch zehn Kennzahlen. Dabei hatten die Ertragsgrößen mit 47,5 Prozent das größte Gewicht. Die Bestands- sowie die Sicherheitsgrößen waren mit 15 Prozent beziehungsweise mit 37,5 Prozent gewichtet worden.

Drei Teilratings und mehr Bilanzkennzahlen

Im Rating wurde unter anderem bewertet, wie hoch die Abschlusskosten eines Versicherers sind, wie viel Rückstellungen für die Versicherten angespart wurden, um Beitragssteigerungen aufzufangen (RFB-Quote) und wie hoch die Nettoverzinsung der Verträge ausfällt. Aber auch Kennzahlen wie die Verwaltungskosten- und die Normalstornoquote seien in die Auswertung eingeflossen. Mit dem Rating will das Unternehmen aus Hofheim im Taunus Aussagen über die wichtigsten Aspekte der Versicherer treffen: Kosten, Solidität und Wachstum.

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Trotz der betonten Unvergleichbarkeit der Ratingergebnisse fällt auf, dass die Bewertungsergebnisse insgesamt besser ausfallen. Während in 2022 noch elf Unternehmen eine "schwache" oder "sehr schwache" Bewertung erhielten, gibt es in diesem Jahr keine Gesellschaft mit einer "sehr schwachen" Benotung. Im vergangenen Jahr erhielten mit BBKK, Huk-Coburg, Nürnberger, UKV und VRK noch fünf Versicherern nur ein Sternchen und damit eine "sehr schwach" Einstufung. Gleichzeitig erhielten sechs Unternehmen die Bestnote. Anno 2023 konnte Morgen & Morgen in Summe acht mal die Höchstbenotung von fünf Sternen vergeben, und das bedeutet ein „ausgezeichnet“. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Spitzengruppe damit um ein Drittel vergrößert. Über die beste Bewertung freuen sich Allianz, Alte Oldenburger, DEVK, HanseMerkur, LVM, R + V, Signal und Universa.

Gleichzeitig stieg die Zahl der Versicherer mit vier Sternchen deutlich. Denn immerhin 15 Versicherer erhielten diese Auszeichnung und damit eine „sehr gute“ Bewertung. Zu diesen Gesellschaften zählen Arag, Axa, Barmenia, Continentale, Debeka, DKV, Generali, Gothaer, Hallesche, Inter, LKH, Mecklenburgische, Münchener Verein, SDK sowie VGH Provinzial. Im 2022er Rating hatten sich noch zehn Unternehmen auf dem zweiten Platz getummelt. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Im Mittelfeld finden sich statt neun nur noch fünf Versicherer wieder. So wurden BBKK, Nürnberger, UKV, VRK und Württembergische mit 3 Sternchen bewertet. Genau 6,66 Prozent der 30 untersuchten Unternehmen musste sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer unterdurchschnittlichen Bewertung begnügen. Das sind nur noch zwei Versicherer. Mit zwei Sternchen ("schwach") Vorlieb nehmen mussten Concordia und Huk-Coburg. Eine "sehr schwache" Benotung gab es in diesem Jahr nicht. Diese Bewertung gibt es nur in den Teilratings.

Die Teilratings im Überblick

Im Teilrating Erfolg erhielten sechs Versicherer fünf Sterne. Jeweils zehn beziehungsweise neun Gesellschaften wurden mit vier beziehungsweise drei Sternen bedacht. Vier Unternehmen wurden mit zwei Sternen bewertet. Mit der Concordia zeigt sich lediglich ein Versicherer "sehr schwach" und erhält nur einen Stern.

Das Ergebnis im Teilrating Bestand zeigt zehn top bewertete Gesellschaften, gefolgt von drei Versicherern, die mit vier Sternen bewertet sind. Vier erhalten eine durchschnittliche Bewertung, vier sind schwach bewertet und neun Versicherer erreichen nur eine sehr schwache Bewertung. Zu den Gesellschaften mit lediglich einem Stern zählen BBKK, Continentale, DKV, Gothaer, Inter, LKH, Münchener Verein, SDK und VRK.

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In diesem Jahr erhielten im Teilrating Sicherheit 16 Gesellschaften eine Fünf-Sterne-Bewertung. Zehn Versicherer sind mit vier Sternen bewertet, drei Versicherer mit einer durchschnittlichen Bewertung und eine Gesellschaft ist "schwach" bewertet. "Sehr schwach" erhält kein Versicherer. Die Übersicht der geprüften Unternehmen gibt es in einer Übersicht auf der Homepage von Morgen & Morgen.

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