Das Analysehaus Morgen & Morgen hat sein aktuelles PKV-Rating veröffentlicht. Insgesamt wurden 1.031 Policen von 27 verschiedenen Anbietern unter die Lupe genommen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die durchschnittlichen Anpassungen im Neugeschäft marginal von 2,07 auf 2,04 Prozent gesunken. Damit bestätigt sich der Trend aus dem Vorjahr. Denn 2021 hatten die durchschnittlichen Anpassungen im Neugeschäft noch bei 2,53 Prozent gelegen. Dieser Wert fiel dadurch etwas aus dem Muster, weil Anbieter mit sehr vielen Tarifkombinationen Anpassungen vorgenommen hatten. Das sah im Vorjahr und auch in diesem Jahr wieder anders aus und setzt die Reihe mit einem Trend des leichten Anstiegs fort. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

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„Die steigende Tendenz der Beiträge im Neugeschäft pendelt sich aktuell auf einem niedrigen Niveau ein“ zeigt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei Morgen & Morgen, die aktuelle Entwicklung auf. Nach dem „Beitrags-Reset“ durch die neue Unisex-Tarifgeneration in 2012 waren die Beitragsanpassungen vergleichsweise gering ausgefallen. Nun kommt die junge Tarifgeneration langsam in die Jahre und mit zunehmendem Alter der Tarife fallen ihre BAP naturgemäß höher aus. Die diesjährigen Beitragsanpassungen lägen jedoch hauptsächlich am medizinischen Fortschritt und an der Alterung des Bestands.

Einen direkten Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hätten die Versicherer auch in diesem Jahr kaum ausmachen können. In Summe seien die Leistungsausgaben wieder etwas gestiegen. In den Jahren 2020 und 2021 hatte es während der Coronapandemie ein reduziertes Einreichverhalten von Behandlungskosten seitens der Versicherten gegeben. „Bisher sind keine signifikant negativen Auswirkungen der corona-bedingten Krankheitskosten auf die Leistungsausgaben der Privaten Krankenversicherer zu verzeichnen. Stand heute ist das auch nicht für das kommende Jahr zu erwarten“, führt Bohrmann aus.

Anteil der unterdurchschnittlichen PKV-Tarife nimmt leicht zu

Die Verteilung innerhalb der Ratingbewertung hat sich kaum verändert. Im Jahrgang 2023 gibt es mehr Fünf-Sterne-Tarife, die nur eine sehr geringe Anpassung der Beiträge vornehmen, gegeben. Die Vier-Sterne-Riege nimmt im Gegenzug leicht ab. Gleichzeitig hat der Anteil der Ein- und Zwei-Sterne-Tarife zugenommen. „Das Ratingergebnis erfüllt damit weiterhin seinen Auftrag und spiegelt die aktuelle Marktsituation sowie die Marktentwicklung wider. Daher haben wir die 2018 angesetzten Benchmarks auch im Ratingverfahren 2023 beibehalten“, erläutert Bohrmann.

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Aktuell zeichnet sich wieder ein positives Bild: Nimmt man die Auswertung des Unternehmens aus Hofheim am Taunus zum Maßstab, dann sind in der PKV sehr viele "ausgezeichnete" oder "sehr gute" Angebote auf dem Markt. Etwa die Hälfte der Angebote (50,8 Prozent) wurden so eingestuft. Gleich 288 Tarife dürfen sich als Klassenprimus fühlen, da sie mit der Bestnote „Fünf Sterne“ ausgezeichnet wurden. Das sind immerhin 27,9 Prozent der Tarifkombinationen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein klarer Zuwachs. Denn 2022 hatten noch 233 Tarife eine 5-Sterne-Bewertung erhalten.

Ein Viertel der Tarife ist unterdurchschnittlich

Immerhin noch 236 Tarife dürfen sich über eine "sehr gute" Bewertung freuen. Im Mittelfeld finden sich 248 Tarifvarianten wieder. Etwa jeder vierte untersuchte Tarife (25,1 Prozent) musste sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer unterdurchschnittlichen Bewertung begnügen. Der Anteil der "schwachen" oder "sehr schwachen" Tarife ist wieder gestiegen. Im vergangenen Jahr lag deren Anteil noch bei 23,3 Prozent.

Mit 2 Sternchen ("schwach") Vorlieb nehmen mussten 161 Tarife. Weitere 98 Tarife bekamen gar nur 1 Sternchen verliehen und damit ein "sehr schwach". Davon waren 27 Tarife aus dem Hause der Nürnberger. Weitere 26 Tarife kommen von Barmenia. Darauf folgen die LVM mit elf Tarifen und die BBKK mit acht Tarifen. Jeweils vier Tarife kommen von der Huk-Coburg, Inter, UKV und der VRK. Ebenfalls "sehr schwache" Tarife haben die Mecklenburgische, Hallesche und die Signal Iduna. Im vergangenen Jahr waren es nur 92 Tarifkombinationen mit der schwächsten Benotung. Die Ergebnisse können auf der Webseite des Ratinghauses eingesehen werden.

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So wurde getestet

Bei der Untersuchung hat Morgen & Morgen nur die Tarife berücksichtigt, bei denen Neugeschäftsbeiträge in den Jahren 2018 bis 2023 vorhanden waren und bei denen das zulässige Eintrittsalter in den Tarif von 21 bis einschließlich 50 Jahren erlaubt ist. Anschließend seien 30 verschiedene Eintrittsalter pro Tarifkombination nach sogenannten Effektivbeiträgen ausgewertet worden. Das heißt, die vorliegenden Monatsbeiträge werden auf das Jahr umgerechnet und der Selbstbehalt - sofern vorhanden - addiert. Beihilfe-Tarife wurden nicht berücksichtigt, die Pflegeversicherung auch nicht. Ausgewertet wurden die Prämienanpassungen der letzten fünf Jahre. Die fünf durchschnittlichen Steigerungen wurden dann zu einem Mittelwert und einer Standardabweichung zusammengerechnet. Demnach ergebe sich eine gute Beitragsstabilität, wenn die durchschnittliche Beitragssteigerung ebenso gering ist wie die Streuung der Steigerungen, berichten die Tester.

Kritik zu Testergebnissen von Versicherungen

In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Kritik um Ratings in der Versicherungsbranche gegeben. So hatte sich beispielsweise die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisch zu den vielen positiven Ratings von Versicherungs-Policen geäußert. In einer Stichprobe hatten die Verbraucherschützer eine wahre Flut an besten Bewertungen ausgemacht. Dabei wurde den Ratinghäusern auch ein gewissen Eigeninteresse unterstellt. Schließlich würden viele Unternehmen mit Testsiegeln gutes Geld verdienen. Versicherer, die mit dem Original-Signet um Kunden werben wollen, müssen oft Lizenzgebühren zahlen. Locker einige tausend Euro kann es beispielsweise kosten, das Logo von Focus Money oder der Stiftung Warentest zu verwenden.

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Auch Morgen & Morgen verlange eine Schutzgebühr, wenn ein Versicherer mit den Testergebnissen werben wolle, berichtete eine Unternehmenssprecherin bereits im Jahr 2018. Diese sei aber niedrig, die Unabhängigkeit des Analysehauses gewahrt. Die genaue Höhe der Gebühr wollte die Sprecherin nicht nennen.

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