Die private Krankenversicherung hat auch im Geschäftsjahr 2021 unter dem Strich Mitglieder verloren. Demnach sank die Zahl der Krankenvollversicherten im vergangenen Jahr um 0,2 Prozent. Gegen Ende des Jahres zählten die Privatversicherer noch 8,7 Millionen Versicherte. Mit dem neuerlichen Minus bei den Versichertenzahlen hat die Branche nun bereits das neunten Mal in Folge Verluste hinnehmen müssen. Dennoch bleiben die Bestände trotz Pandemie relativ stabil. Neugeschäftseinbußen habe es nur geringfügig beziehungsweise nur in einzelnen Bereichen wie etwa der Auslandsreiseversicherung gegeben. Das Geschäft mit Zusatz-Policen habe erneut zulegen können. Hier sei ein Plus bei den Versicherten von 3,4 Prozent zu verzeichnen. Damit zählen die privaten Krankenversicherer immerhin 28,4 Millionen Zusatzpolicen.

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Die Geschäftsberichte der KV-Versicherer zeigten im Schnitt stabile Zahlen, auch wenn die Herausforderungen aktuell nicht abnehmen. Insgesamt habe die PKV-Branche die Herausforderungen der Pandemie in 2021 jedoch gut und unterm Strich deutlich besser als andere Wirtschaftszweige gemeistert. Zwar wurde die schwache Kapitalmarksituation durch die Pandemie deutlich verschärft. Diese habe sich aber inzwischen etwas entspannt. Überdies hätten weiterhin ausbleibende Mehrkosten durch die Pandemie dazu geführt, dass sich die Versicherer solide erweisen und in manchen Bereichen sogar leicht verbessern. Die Unternehmen hätten pandemiebedingt vor allem im Bereich der Kapitalanlagen bemerkbare Einschnitte gespürt. Derweil seien die Leistungsausgaben in Summe recht stabil geblieben. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

„Noch ist die Pandemie auch für die Privaten Krankenversicherer nicht ausgestanden. Pandemiebedingt höhere Ausgaben in den Bereichen Prävention, Hygienemaßnahmen und Tests standen verminderte Ausgaben
aufgrund aufgeschobener Behandlungen gegenüber. Insgesamt wurden so weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen“, sagt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei Morgen & Morgen. Gleichzeitig rechne die Branche aber auch mit steigenden Ausgaben in den kommenden Jahren und bilde weiterhin zusätzliche Schadenrückstellungen.

Morgen & Morgen sieht PKV-Markt stabil

Die wichtigsten Bilanzkennzahlen belegten einen leicht positiven Trend. Demnach erholte sich beispielsweise die Nettoverzinsung. Diese war 2020 mit 2,8 Prozent auf einen neuen Tiefststand gesunken. In 2021 lag hier der Wert immerhin bei 2,9 Prozent. Zum Vergleich: In 2015 hatte diese noch bei 3,7 Prozent gelegen und war dann rasant abgeflacht. Gleichzeitig sei die Versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote auf einen neuen Fünf-Jahres-Höchstwert von 15,2 Prozent (13,1 Prozent) gesprungen. Es ist das zweite Jahr in Folge mit einer leichten Verbesserung.

Derweil sank die Eigenkapitalquote von 16,8 Prozent auf 16,3 Prozent. Ebenfalls abgeflacht seien die Bewertungsreservequote. Hier ging es von 18,5 Prozent auf 14,3 Prozent abwärts. Grund hierfür sei der Zinsanstiegs am Kapitalmarkt. Dafür habe sich die RfB-Quote im Durchschnitt auf 35,9 Prozent (34,3 Prozent) verbessert. Auch die RfB-Zuführungsquote habe mit 13,9 Prozent (10,7 Prozent) zulegen können. Nahezu konstant seien hingegen Abschlusskosten- und Verwaltungskostenquote geblieben: Während die Kosten für Abschlüsse sich wieder bei 6,2 Prozent (6,1 Prozent) einpendelten, sei die Verwaltungskostenquote mit 2,2 Prozent unbewegt geblieben.

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Selbstverständlich drückt die anhaltende Niedrigzinsphase auch auf die Stimmung in der PKV-Branche. Das schlage sich primär in Rechnungszinssenkungen im Bestand nieder. Dies wiederum sei für den Kunden durch Beitragsanpassungen spürbar. Bis 2012 wurden die Tarife mit einem Rechnungszins von 3,5 Prozent kalkuliert. Mittlerweile liegt der durchschnittliche Rechnungszins in den Beständen der Versicherer 2021 bei 2,3 Prozent – 2020 waren es noch 2,5 Prozent.

Fünf Versicherer mit fünf Sternen ausgezeichnet

In seinem aktuellen PKV-Rating hat Morgen & Morgen insgesamt 30 Unternehmen durchleuchtet. Anhand der letzten fünf Jahre (2017-2021) wurden hierfür zehn Kennzahlen herangezogen. Dabei wurde unter anderem bewertet, wie hoch die Abschlusskosten eines Versicherers sind, wie viel Rückstellungen für die Versicherten angespart wurden, um Beitragssteigerungen aufzufangen (RFB-Quote) und wie hoch die Nettoverzinsung der Verträge ausfällt. Mit dem Rating will das Unternehmen aus Hofheim im Taunus Aussagen über die wichtigsten Aspekte der Versicherer treffen: Kosten, Solidität und Wachstum.

Insgesamt sechs mal konnten die Prüfer die Höchstbenotung von fünf Sternen vergeben, und das bedeutet ein „ausgezeichnet“. Im vergangenen Jahr hatten die Prüfer nur fünf Versicherer in diese Kategorie einordnen können. Damals hatten sich die Alte Oldenburger, HanseMerkur, LVM, R+V und die Signal Iduna über diese Bewertung freuen können. In der aktuellen Auswertung kommt mit der Universa ein weiteres Unternehmen in den erlauchten Kreis der Krankenversicherer mit einer „ausgezeichneten“ Benotung.

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Immerhin noch sieben Versicherer erhielten vier Sternchen zugesprochen und damit eine „sehr gute“ Bewertung. Zu diesen Gesellschaften zählen Allianz, DEVK, Hallesche, Inter, LKH, Mecklenburgische und VGH Provinzial. Damit hat sich der Kreis der Zweitplatzierten um genau zwei Unternehmen vermindert. Während sich die Universa verbessern konnte, rutschte die Arag eine Etage ab und erhielt nur eine "durchschnittliche" Bewertung. Im Mittelfeld finden sich acht Versicherer wieder. So wurden Arag, Axa, Barmenia, Debeka, , DKV, Generali, Gothaer und Münchener Verein mit drei Sternchen bewertet.

Ein Drittel der untersuchten Unternehmen musste sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer unterdurchschnittlichen Bewertung begnügen. Mit zwei Sternchen ("schwach") Vorlieb nehmen mussten sechs Gesellschaften. Dazu zählen die Concordia, Continentale, SDK und Württembergische. Die Versicherer BBKK, Huk-Coburg, Nürnberger, UKV und VRK bekamen gar nur einem Sternchen verliehen und damit eine "sehr schwache" Einstufung. Die Übersicht der geprüften Unternehmen gibt es in einer Übersicht auf der Homepage von Morgen & Morgen.

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