Für mich muss ein gutes Finanzbuch vor allem eines haben: Ein wissenschaftliches Fundament für alle relevanten Aussagen. Mich stört in der Branche beinahe nichts mehr als all diese Werke, die lediglich persönliche Meinungen wiedergeben, damit aber mitunter komplett konträr zu bereits vor Jahrzehnten publizierten Studien stehen. Weite Teile der Finanzbranche sind leider auf diesem absurden Grundsatz aufgebaut, dass jede fachliche Meinung gehört werden sollte, selbst wenn diese von Erstsemestern in ihren Seminararbeiten jedes Jahr aufs Neue als Unfug belegt wird.

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Jeder, der sich mit dem Finanzmarkt intensiver beschäftigt hat, sollte doch wissen, dass Emotionen und persönliche Präferenzen wohl zu keinen besseren Ergebnissen führen werden. Und dennoch begründen unzählige vermeintliche Finanzexperten ihre Aussagen stets auf diese Art.

Um auf die Merkmale eines guten Finanzbuches zurückzukommen, sollte es darüber hinaus die typischen objektiven Merkmale erfüllen: Sauberer Schriftsatz ohne größere sprachliche Mängel, eine solide Bindung, Papier- und Druckqualität.

Dazu kommt, dass – und das muss man leider heutzutage deutlicher betonen als jemals zuvor – ein Buch für mich primär aus einem Grund geschrieben werden sollte: Wissen zu vermitteln. Und nicht, um sich selbst zu inszenieren, Leads zu generieren oder einen Experten-Status aufzubauen.

Weiterhin schaue ich mir die sprachliche und inhaltliche Gestaltung in Bezug auf die Zielgruppe an. Gibt es einen roten Faden, werden alle relevanten Themenbereiche angerissen und das auch in ausreichender Tiefe, auf welchem Niveau bewegt sich der Autor sprachlich, wie werden die Inhalte vermittelt, gibt es dazu auch Hilfsmittel wie kurze Zusammenfassung, Checklisten, optische Hervorhebungen, Grafiken und Schaubilder etc.

Sie geben auch Finanztipps. Handelt es sich hierbei um Wissen aus den Büchern? Kooperieren Sie hierfür mit Partnern und Produktgebern?

In weiten Teilen bin ich tatsächlich Autodidaktin. Mein Wissen musste ich selbst aneignen, weil ich es weder von zu Hause aus noch in der Schule und nicht einmal in der Universität derart vermittelt bekommen habe. Die über 700 Sachbücher sind der größte Teil meines Fundaments. Dazu kommen aber natürlich auch unzählige persönliche Erfahrungen, denn ich teste seit jeher die Ansätze aus den Büchern selbst in der Praxis und habe mir mehr als einmal mächtig die Finger verbrannt.

Mein Studium und die Gründung meiner eigenen Unternehmen haben sicherlich auch ihren Teil zu meinem Wissen beigetragen, genauso wie die vielen Gespräche mit Autoren.

Partner und Produktgeber darf man in der Finanzblogger-Branche nicht als Wissensgeber betrachten. Deren Wissensvermittlung beschränkt sich maximal auf das Briefing und Informationen im Stile von Pressemitteilungen. Ich arbeite selbstverständlich als Bloggerin mit einer ganzen Schar von Unternehmen zusammen, achte dabei aber immer darauf, dass ich in meiner Meinungsäußerung nicht eingeschränkt werde und es sich um Produkte und Dienstleistungen handelt, hinter denen ich uneingeschränkt stehe und sie im Idealfall auch selbst seit Jahren nutze.

Wer ist eigentlich die Zielgruppe für Ihre Finanztipps? Wenden Sie sich an junge Menschen?

Ich habe mit meinen Tipps eigentlich keine feste Zielgruppe. Ich kommuniziere einfach auf meine Art und Weise und schaue dann, wen ich damit erreiche. Dabei verstelle ich mich nicht und versuche auch nicht zu antizipieren, was dem Algorithmus irgendeiner Social-Media-Plattform wohl gefallen könnte, sondern bleibe mir treu.

Laut meinen Insights erreiche ich damit auf Instagram vor allem Menschen zwischen 20-40 Jahren und auf LinkedIn zwischen 30-50 Jahren, wobei es 60:40 zwischen Männern und Frauen aufgeteilt ist.

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Trotzdem gibt es auch einige Ausreißer nach oben und unten, aber der wesentliche Teil meiner Community bewegt sich in diesem Rahmen. Dabei handelt es sich auf der einen Seite häufig um Personen, die erstmals Berührungspunkte zur Thematik haben, aber auf der anderen Seite auch um Menschen, die sich weiter optimieren möchten und auf der Suche nach Impulsen sind.

Teil 2 des Interviews mit Celine Nadolny lesen Sie am Dienstag bei Versicherungsbote. Die Fragen stellte Mirko Wenig.

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