Ulrike Taube: „Gerade KMU wollen leicht verständliche Angebote“ mit minimalem Einrichtungsaufwand und keinem Finanz- und Haftungsrisiko. Moderne Versorgungssysteme ermöglichen das. Als Versicherer können wir außerdem helfen, Arbeitgebern und Arbeitnehmern die notwendigen Informationen transparent zu vermitteln, um Vorbehalte abzubauen.

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Dazu gehören neben einer fundierten persönlichen Beratung auch zeitgemäße Hilfsmittel, die zusätzliche Transparenz für Arbeitgeber und Arbeitnehmer schaffen. Ergo unterstützt hier mit einer digitalen Beratungsstrecke und seinen bAV-Portalen.

Frauke Fiegl: Auch wir als DKV haben in der bKV diese Situation erkannt. Wir werden unseren Firmenkunden künftig unser Arbeitgeber-Portal anbieten. Dieses ermöglicht unseren Firmenkunden, alle administrativen Veränderungen ihrer Mitarbeiter – wie zum Beispiel Namens- und Adressänderungen, Neueinstellungen und Kündigungen etc. – voll automatisiert und digital zu erfassen. Dies wird eine immense Arbeitsentlastung für unsere Firmenkunden darstellen. Auch unsere App „Meine DKV“ wird stetig weiterentwickelt und mit neuen Features versehen. Mit mehr als 500.000 Nutzern wurde sie im letzten Jahr durch das F.A.Z Institut für Management-, Markt- und Medieninformation als „Deutschlands beste App“ im Bereich Versicherungsservice ausgezeichnet. Diese steht selbstverständlich auch unseren bKV-Versicherten zur Verfügung.

In Kooperation mit IBM wollen wir unsere App in diesem Jahr um die elektronische Patientenakte (ePA) erweitern. So wird es den Versicherten der DKV künftig möglich sein, ihre Gesundheitsdaten, Arztbefunde oder Medikationspläne nicht nur selbst zu verwalten, sondern sie auch mit Ärzten und Apothekern digital auszutauschen. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, mit der ePA einen sicheren, digitalen Aufbewahrungsort für sämtliche medizinische Unterlagen aufzubauen und die Nutzung für unsere Kundinnen und Kunden dabei so einfach wie möglich zu gestalten.

Große Erwartungen wurden in das sogenannte Sozialpartner-Modell gesteckt. Bisher gibt es erst ein Angebot auf dem Markt. Warum kommt die Nahles-Rente so schwer in Gang? Und wie könnten insbesondere Beschäftigte in KMU erreicht werden, Frau Taube?

Ulrike Taube: Das Sozialpartner-Modell kann sich aus unserer Sicht als weiterer Durchführungsweg etablieren und die Verbreitung der bAV erhöhen. Daher beobachten wir die Entwicklung für das eigene Geschäft sehr sorgfältig. Grundsätzlich gilt: Wir brauchen mehr Vorsorge für das Alter. Hier können alle Akteure – der Staat und die Privatunternehmen – im Rahmen ihrer Gestaltungsmöglichkeiten Angebote schaffen, die dies den Menschen ermöglicht.

Beteiligt sich die Firma, können Betriebsrenten ein wirksames Instrument sein, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Sollten Vermittler in ihrer Beratung von KMU das Thema Fachkräfte-Gewinnung stärker betonen?

Ulrike Taube: Ja, unbedingt. Verschiedene Studien belegen, dass die bAV ein sehr wichtiges personalpolitisches Instrument ist. Ohne betriebliche Angebote wie bAV, bKV oder bUV sind Arbeitgeber auf dem Personalmarkt heute nicht mehr wettbewerbsfähig. Aus unserer Sicht ist es daher ein wesentliches Merkmal guter Beratung, diese Themen aktiv anzusprechen und dem Arbeitgeber mögliche Ängste zu nehmen bzw. Einwände zu entkräften. Daher greifen wir ihre Fragen, gerade in Bezug auf deren langfristig gegebene Verantwortung gegenüber ihren Arbeitnehmern, von Anfang an auf und klären diese proaktiv.

Frau Fiegl, auch die betriebliche Krankenversicherung ist ein möglicher Baustein für KMU, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Krankheitsbedingte Arbeitsausfälle werden im Idealfall reduziert. Wo sehen Sie künftige Potentiale?

Frauke Fiegl: Zunächst möchte ich nochmals betonen, dass die Potenziale riesig sind. Dies liegt unter anderem darin begründet, dass aktuell lediglich rund 2 Millionen aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland eine bKV haben, oder anders ausgedrückt: 44 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer noch keine haben. Zudem steigt die Beliebtheit der bKV stetig. Dies bestätigt auch eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung, bei der die bKV inzwischen als doppelt so beliebt wie ein Dienstwagen gesehen wird.

Wenn man sich zudem die allgemeine Situation des demografischen Wandels, gepaart mit dem Fachkräftemangel sowie dem „War for talents“ in Deutschland, vergegenwärtigt, stellt die bKV ein ganz wichtiges Instrumentarium für Arbeitgeber dar, um im hart umkämpften Rekrutierungsmarkt neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig an sich zu binden.

Sehr beliebt sind Zahnzusatz-Policen. Welche Rolle könnten beziehungsweise sollten betriebliche BU- oder Pflegeversicherungen einnehmen?

Frauke Fiegl: Das Thema bPV muss zukünftig eine immer stärkere Rolle in Deutschland einnehmen – nicht zuletzt deswegen, weil jeder Zweite im Laufe seines Lebens Pflegeleistungen benötigen wird. Zudem sind die Kosten für die Pflege in den letzten Jahren dramatisch gestiegen und werden weiter steigen. Wir als DKV haben diese Entwicklung früh aufgegriffen und bereits 2021 mit BonusMed Pflege Plus bPV als Produkt eine tarifvertragsunabhängige bPV angeboten, um möglichst vielen Arbeitnehmern diese wichtige Absicherung zu ermöglichen.

In der betrieblichen Krankenversicherung können auch Angehörige – oft auch ohne Gesundheitsfragen – mitversichert werden. Wie werden diese Angebote genutzt?

Frauke Fiegl: In der Branche wird dieser Trend immer stärker genutzt, insbesondere nehmen Angebote sogenannter Budgettarife zu. Auch die Mitversicherungsmöglichkeit von Familienangehörigen spielt eine Rolle. Wir kennen diesen dynamischen Markt sehr gut und leiten fortlaufend Maßnahmen zur Optimierung des Produktangebots in der bKV ab. Zudem haben wir bereits heute die Möglichkeit, neben der bKV einen Firmengruppenvertrag mit entsprechenden Beitragsvorteilen anzubieten. Ein weiterer Vorteil ist, dass viele dieser Tarife ohne Gesundheitsfragen angeboten werden. Diese beiden zusätzlichen Optionen sind für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber weitere wichtige Instrumente, um neue Mitarbeiter für sich zu gewinnen und langfristig an das eigene Unternehmen zu binden.

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Hintergrund: Das Interview erschien zuerst in unserem Printmagazin 01/2023.

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