Zuletzt lief es für das InsurTech Wefox mehr als holprig. Gefeiert als eines der wenigen Einhörner der Branche: Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar, legten mehrere Meldungen der Berliner nahe, dass es auch Probleme im Unternehmen gibt. Wurde Wefox im November 2022 noch mit 4,5 Milliarden Dollar bewertet, ein neuer Rekord, mussten die Hauptstädter im April 2023 das Neugeschäft mit ihren exklusiven Switch-Tarifen einstellen. Gerüchte über Massenentlassungen machten die Runde - die das Unternehmen dementiert hat. Über Interna geben sich die Hauptstädter bedeckt.

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Einem Medienbericht zufolge ist Wefox nun erneut auf der Suche nach frischem Geld. Und diesmal soll es nicht über eine Finanzierungsrunde eingesammelt werden. Wie das Portal Finance Forward berichtet, soll Wefox mit der Investmentbank JP Morgan über eine Kreditfinanzierung von rund 50 Millionen US-Dollar verhandeln. Das Portal beruft sich hierbei auf Insider. Weder Wefox noch die Bank wollten die Informationen bestätigen, so heißt es in dem Bericht.

Der Schritt kommt überraschend, denn erst vor kurzem konnten die Berliner ordentlich Geld einsammeln. Im Juli 2022 gab Wefox bekannt, dass es 400 Millionen US-Dollar über eine Finanzierungsrunde einsammeln konnte: Angeführt wurde die Runde von der Mubadala Invesment Company, einem Staatsfonds aus Abu Dhabi. Aber auch eine illustre Schar internationaler Investoren hatte sich beteiligt, darunter Eurazeo und Horizons Ventures. Doch ehrgeizige Expansionspläne musste das InsurTech bereits Anfang 2023 für unbestimmte Zeit auf Eis legen. Neben Polen, Österreich und den Niederlanden, wo man bereits aktiv ist, wollte das ambitionierte Unternehmen weitere Märkte erobern.

Wefox konnte in der Vergangenheit rasant wachsen. Dabei beschränkt man sich nicht allein auf das Anbieten eigener Versicherungen, sondern verfolgt eine mehrgleisige Strategie. So ist die Gruppe auch als Versicherungsmakler aktiv und vertreibt Versicherungen anderer Anbieter. Aber auch als IT-Dienstleister für Versicherer und Vermittler haben sich die Berliner bereits positioniert: unter anderem mit Beratungstools und -Plattformen. Doch das Problem ist derzeit: die fehlende Profitabilität. Bisher verdient Wefox kein Geld, das soll sich ändern. Zu Jahresbeginn hat Mitgründer Julian Teicke die neue Marschrichtung vorgegeben: Das Unternehmen solle in diesem Jahr profitabel werden.

Globales Affinity-Geschäft

Am Mittwoch gab Wefox zudem den Start eines globalen Affinity-Geschäfts bekannt. Dies sei „Teil der globalen Tech-Plattform-Strategie des Unternehmens, bei der Wefox Versicherungsunternehmen mit Partnern für den Vertrieb von Versicherungsprodukten zusammenbringt“, teilt das InsurTech mit. Vereinfacht gesagt biete man Produktpartnern, die nicht zur Versicherungsbranche gehören, White-Label-Lösungen und Dienstleistungen an. Bekanntestes Beispiel hierfür sind Kooperationen mit Fußballvereinen oder Versicherungen, die in Elektrofachmärkten beim Kauf eines teuren Produkts wie zum Beispiel Laptops oder Waschmaschinen abgeschlossen werden können.

“Die von Wefox angebotene Technologie schafft neue Möglichkeiten, darunter Versicherungen, die in die Elektrik neuer Mobilitätsformen integriert werden. So zum Beispiel kann eine Vollkaskoversicherung für Elektroautos nach Verbrauch von Kilowattstunden berechnet werden. Des Weiteren schafft wefox neue Underwriting-Möglichkeiten unter Verwendung völlig neuer Variablen“, erklärt Tomaso Mansutti, der das Affinity Team gemeinsam mit Pierfrancesco Ricca leitet.

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Affinity Partner sind hierbei Unternehmen, deren Kerngeschäft nicht das Versicherungswesen ist, aber Partnerschaften mit einer spezialisierten Geschäftseinheit eingehen, um Versicherungslösungen zu vertreiben. Als Beispiel für mögliche Ansprechpartner wird die Gaming-Branche genannt.

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