★★★★★ WIE MAN FREUNDE GEWINNT von Dale Carnegie ist ein absolut zeitloser Klassiker aus dem Jahr 1937. Seitdem wurde dieses Buch bereits etliche Male neu aufgelegt und vor allem optisch aufgefrischt. Es verspricht, den Lesern dabei zu helfen, schneller und leichter Freunde zu gewinnen und sich beliebt zu machen. Man lernt, andere für die eigenen Gedanken einzunehmen und den Einfluss, das Ansehen und die Willenskraft zu steigern.

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Celine Nadolny

Celine Nadolny

Celine Nadolny ist mit Book of Finance Deutschlands einflussreichste Sachbuchkritikerin. Mit mehr als 300 rezensierten Sachbüchern erhielt sie mittlerweile 12 Branchenpreise und ist somit die meistausgezeichnete Finanzbloggerin der DACH-Region. Celine möchte so viele Menschen wie nur möglich dazu inspirieren, mehr zu lesen, ihre Finanzen in die Hand zu nehmen und ein erfüllteres Leben zu führen.

Es ist eines der erfolgreichsten Motivationsbücher aller Zeiten und wurde weltweit bereits millionenfach verkauft.

Inhaltlich teilt sich das Buch in vier Teile: Im ersten Abschnitt geht es darum, wie man Menschen für sich gewinnen kann, indem man ihnen beispielsweise aufrichtiges Interesse entgegenbringt. Dale Carnegie betont dabei, dass es wichtig ist, auf andere Menschen zuzugehen, um sie kennenzulernen und ihre Bedürfnisse zu verstehen. Er zeigt auch, dass man authentisch bleiben und Interesse an anderen zeigen muss, ohne dabei zu manipulieren.

Im Übrigen ist das ein typischer Kritikpunkt an diesem Buch: Es wäre schlichtweg eine Anleitung zur Manipulation. Das kann ich so aber keineswegs unterstreichen. Vielmehr appelliert der Autor immer wieder an den aufrichtigen und positiv gerichteten Geist. Aber schlussendlich ist ein Buch auch immer nur das, was die Leser daraus machen. Gustave Le Bon hat sich sicherlich damals ebenfalls nicht gedacht, dass sein Werk 'Die Psychologie der Massen' einmal Inspiration und Vorlage für Diktatoren werden könnte.

Der zweite Teil des Buches befasst sich mit der Frage, wie man anderen seine Überzeugungen und Ideen erfolgreich präsentieren kann. Carnegie zeigt: Es ist wichtig, auf die Perspektive anderer zu achten, ihre Bedenken zu verstehen und dann eine gemeinsame Basis zu finden. Er betont, dass es nicht darum geht, andere zu überzeugen, sondern eine gemeinsame Lösung zu finden. Das unterstreicht nochmals, dass dieses Buch keine Anleitung zur Manipulation von Menschen sein soll.

Im dritten Teil geht es darum, wie man mit Kritik und Konflikten umgeht. Für mich der womöglich beste Abschnitt dieses Werkes. Der Autor zeigt, wie man auf eine konstruktive Art und Weise mit Kritik umgeht: nämlich indem man sie als Chance zur Verbesserung betrachtet. Außerdem müsse man auf die Gefühle anderer achten, wenn man selbst Kritik äußern möchte. Für ihn geht es darum, konstruktiv mit Konflikten umzugehen. Man muss nicht jede Kritik unbedingt äußern, nur um sich selbst Luft zu machen.

Der vierte und letzte Teil des Buches handelt davon, wie man Freundschaften aufrechterhält und pflegt. Beziehungen sind eben keine Einbahnstraße und bedürfen ewiger Aufmerksamkeit. Carnegie unterstreicht: Man muss ehrlich zu sich und anderen sein, Vertrauen aufbauen und auf die Bedürfnisse und Wünsche anderer achten.

Damit bietet er in diesen vier großen Abschnitten konkrete Ansätze zur Umsetzung. Jede einzelne Idee schließt mit einer Regel ab, die Carnegie aufstellt. Und jedes Kapitel endet mit einer Zusammenfassung der aufgestellten Regeln. Alle Regeln auf einmal können unter Umständen bei der Umsetzung überfordern. Es bietet sich aber an, sie sukzessive ins eigene Leben zu übertragen und anzuwenden.

Das macht dieses Buch nicht nur zur Wissensquelle, sondern auch in gewisser Weise zum Arbeitsbuch und Nachschlagewerk für alle, die ihre zwischenmenschlichen Interaktionen verbessern möchten. Dabei ist es ein wirklich interessantes Buch, das vor allem durch unglaubliche Anekdoten zu überzeugen weiß. Aus dem Leben von etlichen US-amerikanischen Präsidenten wie z. B. Abraham Lincoln oder Persönlichkeiten wie Mark Twain wird berichtet und zitiert.

An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:

Dale Carnegie wuchs in den 1880er und 1890er Jahren auf der väterlichen Farm in bescheidenen Verhältnissen in Missouri, USA, auf. Zeitweise verdiente er seinen Lebensunterhalt als Erdbeerpflücker. Sein junges Leben beschrieb er selbst einmal wie folgt:

„Als junger Mann in New York war ich sehr unglücklich. Um leben zu können, verkaufte ich Lastwagen, und ich hatte keine Ahnung, wie die funktionierten. Doch das war noch nicht alles. Ich wollte es gar nicht wissen. Ich hasste meinen Job. Ich hasste mein billiges, möbliertes Zimmer in der 56. Straße, in dem es von Kakerlaken nur so wimmelte. Ich erinnere mich noch, dass ich die Krawatte an der Wand aufgehängt hatte, und wenn ich morgens nach einer frischen langte, stoben die Kakerlaken in alle Richtungen davon. […] Ich wusste, dass ich alles zu gewinnen und nichts zu verlieren hatte, wenn ich den Job aufgab, den ich so wenig mochte.“ Dale Carnegie

Seine Ambitionen, Abendkurse in freier Rede anzubieten, wurden von mehreren Hochschulen abgelehnt. Also begann er, auf eigene Faust Weiterbildungskurse anzubieten. Zugute kam ihm dabei seine Namensänderung von „Carnagey“ in „Carnegie“. Dabei war er gar nicht mit dem Millionär Andrew Carnegie verwandt.

Sein größter Erfolg - neben seinen Lehrgängen - ist bis heute sein Buch 'Wie man Freunde gewinnt'. Es wurde 1937 direkt zum Bestseller.

„Seien Sie immer offen für Neues. Suchen Sie die Veränderung. Nur wenn Sie Ihre Ansichten und Gedanken ständig überprüfen, werden Sie Fortschritte machen.“ Dale Carnegie

Dale Carnegie durfte unsere heutige Zeit nicht mehr erleben. Dennoch können uns seine Ideen und Überlegungen von damals immer noch unglaublich weiterhelfen. Lange bevor andere von Unternehmensvisionen, Leitbildern etc. gesprochen haben, hatte Carnegie bereits den Weg für grundlegend neue Vorstellungen über zwischenmenschliche Beziehungen bereitet. Sowohl im Beruf wie auch im Privatleben.

Aus dem Amerikanischen übersetzt wurde dieses Buch von Hedi Hänseler.

Besonders in Erinnerung blieb mir ein chinesisches Sprichwort aus dem ersten Kapitel des Buches:

„Jeder kehre den Schnee vor seiner Tür und kümmere sich nicht um das Eis, das auf dem Dach des Nachbarn liegt.“ Chinesisches Sprichwort

Von solchen schönen Sprüchen wimmelt es in diesem Buch förmlich. Dale Carnegie berichtet auch viel aus seinem eigenen beeindruckenden Leben. Er zeigt uns, dass wir im Umgang mit Menschen nie vergessen dürfen, dass wir es nicht mit logischen und vollständig rationalen Wesen zu tun haben. Sondern mit Geschöpfen voller Gefühle, Vorurteile, Stolz und Eitelkeiten.

Eben diese Eigenschaften machen die zwischenmenschliche Kommunikation immer wieder kompliziert und dieses Buch als Inspirationsquelle so wertvoll. Ohne jeden Zweifel eine absolute Empfehlung meinerseits!

Etliche Persönlichkeiten sind durch Dale Carnegies Schulungen der Menschenkenntnis gegangen und schwärmen bis heute davon. Ob es ein Warren Buffett oder ein Bill Clinton ist. Dale Carnegie weiß, wovon er spricht, und er kann sich nicht nur besonders gut ausdrücken. Er vermag es auch, seine Botschaften in unglaublich schöne Geschichten zu verpacken.

Wer sich im Umgang mit seinen Mitmenschen verbessern möchte, ist mit diesem Buch sicherlich sehr gut bedient. Ganz egal, ob man bereits Führungskraft, Unternehmer, ambitionierter Angestellter oder einfach nur der nette Nachbar von nebenan ist. Dieses Buch kann helfen, sich selbst, andere Menschen und die menschliche Natur in Gänze besser zu verstehen. Mehr noch: Mit seiner Hilfe kann man ein besserer Mensch werden und auch als solcher wahrgenommen und anerkannt werden.

Am Ende bleibt mir nur festzuhalten, dass dieses Buch eine erstaunliche Lektüre ist. Es konzentriert sich auf das Wesentliche zwischenmenschlicher Beziehungen, kommt dabei aber zu keiner Zeit als trockenes Lehrbuch herüber. Ganz im Gegenteil: Es weiß gleichzeitig zu unterhalten. Man liest es immer wieder gerne. Das Buch ist sehr gut strukturiert und einfach zu lesen. Die vielen Beispiele, die Carnegie verwendet, sind sehr anschaulich und helfen, die Prinzipien besser zu verstehen.

Mein Fazit: Ein absolutes Muss für jeden, der sich für zwischenmenschliche Beziehungen interessiert. Es gibt viele wertvolle Lektionen und Tipps, die sich auf alle Lebensbereiche anwenden lassen. Carnegie zeigt, dass die Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Leben ist.

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Besonders wertvoll ist dieses Buch meiner Meinung nach für Führungskräfte und solche, die es noch werden wollen.

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