Versicherungsbote: Sie beraten Taucher sowie Unternehmen mit entsprechenden Services zu Tauch-Versicherungen. Wie kam es zu der Spezialisierung?

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Ich bin selbst leidenschaftlicher Taucher und habe schnell gemerkt: Taucher und Versicherungen sprechen eine verschiedene Sprache. Hierzu gehört auch, dass Versicherungen das Risiko nicht immer richtig einschätzen oder sie nicht absichern, was für uns Taucher wichtig ist. Ich kenne aber beide Seiten und „spreche beide Sprachen“.

Des Weiteren ist mir kein Vermittler bekannt, der sich auf die Zielgruppe spezialisiert hat. Als ich zum Beispiel meine eigene Ausrüstung versichern wollte, habe ich für mich kein passendes Angebot gefunden. Meinen Buddies ging es ähnlich. Ein guter Freund suchte damals eine Risikolebensversicherung und bekam diese wegen des Tauchens nicht. Es gab mehrere dieser Situationen, die mich dazu brachten, mich auf die Absicherung von Tauchern zu spezialisieren. Heute berate ich sowohl Tauchanfänger als auch fortgeschrittene Taucher, aber ebenso Tauchlehrer und -Basen sowie Tauchverbände und Hersteller von Tauchequipment.

Wie groß ist Ihre Zielgruppe?

Diese Frage bekomme ich häufig gestellt, da viele denken, die Zielgruppe sei gar nicht so groß. Aber vor Corona haben ca. 25.000 bis 30.000 Personen aus Deutschland den Grundtauchschein im Jahr gemacht. Sprich: jedes Jahr kommen mehrere tausend Hobbytaucher neu dazu. Da es sich um eine Freizeitaktivität handelt, sind genaue Zahlen schwer zu bekommen. Ein europäischer Dachverband geht davon aus, dass im D-A-CH-Raum ca. 1,4 Millionen Menschen regelmäßig tauchen gehen – der größte Teil hiervon entfällt auf Deutschland.

Sie beraten zu Ausrüstungs- und zu BU-, Unfall- und Risikolebensversicherungen. Wie wirkt sich das Tauchen als Risiko auf diese Versicherungsarten aus?

Hier müssen wir ein bisschen nach den einzelnen Sparten schauen. In der Lebensversicherung – also der BU, der Arbeitskraftabsicherung und der Risiko-LV – wird Tauchen als Risikosportart gesehen; und es wir auch explizit danach gefragt. Der „normale Urlaubstaucher“ bis 40 / 45 Metern ist mittlerweile fast überall normal versicherbar. Anders sieht es jedoch aus, wenn er in größeren Tiefen taucht oder mit einem Rebreather taucht, einem Kreislauftauchgerät; aber auch, wenn er Höhlen-, Wrack-, oder Eistauchen macht.

Hier kommen dann die Herausforderungen. Das ist neben der Beratung von Kunden ein weiterer Bereich, der mir wichtig ist. Ich möchte, dass die Versicherer das Tauchen risikogerecht einschätzen, dies ist momentan noch nicht der Fall. Aber ich konnte schon einiges bewegen und bleibe dran.

In der Unfallversicherung kommt es als erstes drauf an, dass der Unfallbegriff um „Tauchtypische Erkrankungen“ erweitert ist und dass die Such-, Rettungs- und Bergungskosten möglichst in unbegrenzter Höhe versichert sind. Dieses Thema wird meiner Erfahrung nach sehr häufig unterschätzt, nicht nur bei Tauchern.

Im Gegensatz zur BU muss ich hier auch berufliche Veränderungen melden, dies gilt zum Beispiel, wenn ich als Tauchlehrer tätig werde, auch nebenberuflich. Und hier steigen die meisten Versicherer aus oder reduzieren den Schutz drastisch bzw. stellen auf einen Freizeitunfall um.

Bei der Ausrüstung kommt es auf den Umfang und die Leistungsarten an. Ich habe viele Kunden, die Ausrüstung im Wert von deutlich über €20.000,00 besitzen. Das hilft weder die Absicherung der Fluggesellschaften beim Reisegepäck noch die normale Hausratversicherung, sobald es um das Thema Diebstahl aus Kraftfahrzeugen geht oder um die Absicherung der Sachen am Tauchplatz. Hierzu habe ich sowohl für Hobbytaucher als auch für Tauch-Basen Sonderkonzepte entwickelt, um eine vollumfängliche Absicherung zu ermöglichen.

Ohne die Freude am Tauchsport trüben zu wollen: Wie hoch ist denn die Gefahr, beim Tauchen zu Schaden zu kommen? Können Sie hierzu Zahlen nennen?

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Da die Ausbildungen und die Ausrüstung immer besser geworden sind, ist Tauchen ein sehr sicheres Hobby, solange man sich an das Erlernte hält. Bei aller Vorsicht passieren auch immer mal wieder Unfälle. Aber dass Tauchen als Risikosport eingestuft wird, hat nichts damit zu tun, dass es besonders unfallträchtig ist, sondern weil die Taucher, die zusammen ins Wasser gehen, untereinander eine Garantenstellung einnehmen. Sie sind also verpflichtet, sich in Gefahrensituationen gegenseitig zu helfen, woraus zusätzliche Haftungs- und Unfallrisiken resultieren können. Belastbare Unfallzahlen gibt es nicht, weil sie immer nur einen kleinen Ausschnitt wiedergeben. Dies ist auch aus meiner Sicht ein Hauptgrund, wieso sich Versicherer so schwertun.

Haftungsrisiken für Tauchlehrer

Sie bieten auch eine extra Reiseversicherung und Auslandsreisekrankenversicherung für Taucher an. Welche Extrabausteine bieten diese, sodass sie auf Taucher zugeschnitten sind? Kooperieren Sie für diese Policen mit speziellen Produktpartnern?

Ja – auch in den Bereichen habe ich Sonderkonzepte entwickelt, um das Hobbytauchen und die Bedürfnisse der Taucher bestmöglich abzudecken. Bei der Reiseversicherung zählt Tauchen als Hauptgrund in der Reiseabbruch- und Rücktrittsversicherung. Und es können sowohl Kurs- als auch Instructorkosten mit abgesichert werden.

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Bei der Auslandskrankenversicherung handelt es sich um eine langfristige Auslandskrankenversicherung für Tauchlehrer – also keine Auslandsreisekrankenversicherung, sondern eine Police für die Situation, wenn der Auslandsaufenthalt beruflich ist und länger dauert. Hier bestand die Herausforderung darin, den Beruf des Tauchlehrers mitzuversichern und eine unbegrenzte Dauer des Versicherungsschutzes zu gewährleisten.

Sie offerieren gewerbliche Versicherungen für Hersteller, Tauchbasen und Tauchverbände. Diese beinhalten auch eine Betriebshaftpflicht. Was sind häufige Haftungsrisiken für Basen?

Auch wenn eine Tauchbasis auf den ersten Blick nichts Besonderes zu sein scheint beim Thema Haftung, täuscht dies gewaltig.

Eine Tauchbasis ist auf den ersten Blick ein Ladenlokal, in dem Ausrüstung verkauft wird und zugleich eine Schule, in der ich das Tauchen lerne. Bei der Schule fängt es aber schon an: ich brauche als Tauchbasenbesitzer eine Haftpflichtversicherung, die die Tauchausbildung mit abdeckt, zudem eine reine Betriebsstättenhaftpflicht und zusätzlich für mich als Inhaber eine separate Tauchlehrerhaftpflichtversicherung, die aber für sich nicht ausreicht. Denn wenn ich eine eigenständige Tauchlehrerhaftpflichtversicherung abschließe, bin ich als Tauchlehrer versichert, jedoch nicht, wenn ich mit in Haftung genommen werde für einen Mitarbeiter oder Freelancer, der in meinem Auftrag den Tauchgang durchgeführt hat. Deswegen wird hierfür noch eine separate Tauchlehrerhaftpflichtversicherung für jeden Mitarbeiter gebraucht. Freelancer ist auch ein kritischer Punkt – denn häufig bestehen keine Arbeitsverträge für die Mitarbeitenden. Für all das braucht es besondere Konzepte.

Weitere Punkte, für die Schutz bestehen sollte, sind: die Werkstatt, in der die Ausrüstung der Kunden repariert wird, sind Tauchveranstaltungen, die zum Beispiel an einem Tauchplatz durchgeführt werden und sind Tauchausflüge / -Reisen, die eine Tauchbasis organisiert. Hier ist der Basenbesitzer, ohne es zu wissen, häufig als „Reiseveranstalter“ unterwegs und haftet auch dementsprechend, um nur ein paar Punkte zu nennen.

Ist Tauchen eigentlich ein nachhaltiger Sport – und unter welchen Voraussetzungen? Was können Versicherer tun, um auf mehr Nachhaltigkeit bei Freizeit-Aktivitäten hinzuwirken?

Okay, die schwierig zu beantwortenden Fragen kommen zum Schluss.
Ob Tauchen als nachhaltige Sportart gilt, das lasse ich jeden für sich selbst beurteilen. Was für uns Taucher deutlich sichtbarer ist als für viele andere, ist die Verschmutzung und Zerstörung der Meere und Gewässer, in denen wir tauchen.
Wir sehen die zerstörten Unterwasserlandschaften, das Korallensterben und viele andere Dinge, die von oberhalb der Wasserfläche nicht zu sehen sind. Deswegen können wir Taucher einen großen Beitrag zum Meeresschutz leisten, wenn wir erzählen, was wir sehen oder Bilder und Fotos von der Unterwasserwelt zeigen.
Gerade bei der Vermüllung der Meere ist dies auch ein sehr wichtiges Thema. Wer hat nicht schon mal am Strand Müll, alte Fischernetze, Teile von Booten etc. gesehen? Unter Wasser sieht es meist noch viel schlimmer aus. Der gesäuberte Strand und das türkisblaue Wasser täuschen leider häufig!

Sie sind Initiator des Ostfriesland-Projektes – und damit auch ein Ghost Net Buster. Was verbirgt sich dahinter? Können Sie es kurz vorstellen?

Wie eben schon gesagt, bin ich der Meinung, dass wir Taucher unsere Unterwasserwelt bekannt machen sollten – und ebenso die Probleme, die es gibt, um Meere besser schützen zu können.

Das Projekt Ostfriesland ist ein Meeresschutzprojekt, bei dem die Mitglieder von Ghost Diving Germany Geisternetze aus der Nordsee bergen. Die Idee dazu kam, als ich mit den NV-Versicherungen eine exklusive Hausratversicherung für Taucher entwickelt habe und diese nachhaltig sein sollte. Jedoch wollte ich lieber ins Wasser, statt einen Baum zu pflanzen, um meiner Zielgruppe treu zu bleiben. Vielen Dank an Henning Bernau, der mir dies ermöglicht hat.

So entstand das erste Meeresschutzprojekt von bessergrün, die dieses Projekt als nachhaltiger Marktplatz mit unterstützen.

Neben dem Ziel, Geisternetze zu bergen – es waren am Ende der Projektwoche über eine halbe Tonne geborgene Netze –, war unser zweites großes Ziel, dieses Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Deswegen hatten wir über 200 Gäste mit auf der Nordsee, die den Einsatz live von Begleitschiffen beobachten konnten; und ebenso viele Medienvertreter – u. a. NDR, RTL, die Deutsche Presseagentur, diverse Radiosender, Tageszeitungen und Fachmedien.

Es war ein voller Erfolg und ich freue mich riesig, dass das Projekt Ostfriesland (projekt-ostfriesland.de) dieses Jahr zum zweiten Mal stattfindet. Und ich hoffe, dass Ihr uns auf die Nordsee begleitet.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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