Vor etwa zwei Jahren stellte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zuletzt Statistiken zum Versicherungsbetrug vor. Die Branche schätzt die Schäden dadurch auf etwa fünf Milliarden (!) Euro.

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Eine Entwicklung, auf die der Branchenverband damals aufmerksam machte, war die zunehmende digitale Schadenmeldung. Beispielsweise werden Schäden öfter per App abgewickelt - mitunter, ohne dass ein Gutachter vor Ort nötig ist. Werden solche Schadenmeldungen ‚dunkel verarbeitet‘, muss die dafür eingesetzte Software in der Lage sein, bearbeitete und manipulierte Fotos zu erkennen.

Der GDV sah die Branche darauf vorbereitet: Etwa durch die die Weiterentwicklung von Software zur Erkennung von Betrugsindizien oder den Einsatz speziell geschulter Mitarbeiter.

Auch die Allianz warnte, dass sich das Betrugsgeschehen immer mehr in den virtuellen Raum verlagern werde: Bis 2030 werde jeder fünfte Versicherungsbetrug virtuell stattfinden.

Die Münchener setzen ebenfalls auf die Hilfe digitaler Tools und Technik, um Versicherungsbetrug zu bekämpfen. Mit Erfolg: 2020 seien unrechtmäßige Auszahlungen im dreistelligen Millionenbereich verhindert worden.

Technische Fortschritt wird auch von Betrügern genutzt

Doch auch Kriminelle werden verstärkt auf Künstliche Intelligenz (KI) setzen, um Beute zu machen, warnt Stephen Voss, Mitgründer des Versicherungs-Start-ups Neodigital, in einem Handelsblatt-Beitrag. „Die neuen Möglichkeiten rund um ChatGPT werden auch dazu führen, dass Betrugsfälle zunehmen.“

So könnten sich Betrüger von der Software eine Schadenmeldung verfassen und ein passendes Bild dazu raussuchen lassen. „Je besser die Künstliche Intelligenz hierbei wird, desto schwerer werden es Schadensachbearbeiter bei Versicherungen haben, diese Fälle als Betrug zu erkennen“, so Voss gegenüber dem Handelsblatt.

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Von einer echten Dunkelverarbeitung der Schadenfälle rät Voss allerdings ab. Seine Befürchtung: Kriminelle könnten mittels KI viele kleinere Schadenfälle einreichen, die unter der Wahrnehmungsgrenze bleiben. In bestimmten Fällen setzt Neodigital deshalb weiterhin auf eine Endkontrolle durch menschliche Sachbearbeiter.

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