In den vergangenen Wochen waren die deutschen Lebensversicherer gleich mehrfach unter die Lupe genommen worden. So hatte das Analysehaus Ascore 85,7 Prozent der Unternehmen eine "sehr gute" oder bessere Bewertung zugesprochen. Lediglich zwei Gesellschaften erhielten zwei Kompasse und wurden damit als "ausreichend" eingestuft. Eine schlechtere Bewertung gab es nicht.

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Deutlich kritischer waren die Tester vom Analysehaus Morgen & Morgen. Sie stuften 19 Lebensversicherer mit dem Ergebnis "schwach" oder "sehr schwach" ein. Das ist etwa ein Drittel der untersuchten Unternehmen. Gleichzeitig wurde aber auch acht mal die Höchstwertung "fünf Sterne" vergeben. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Spitzengruppe stabil geblieben.

Nun hat auch das Ratinghaus Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) die Lebensversicherer benotet. Dabei haben die Tester aus Altenstadt an der Waldnaab die Finanzkraft der Unternehmen genauer unter die Lupe genommen. Im Rating wurden 80 Versicherer auf 24 Kriterien hin untersucht. In Summe konnten die Prüfer 210 Punkte verteilen. Wobei anhand von Stabilität, Sicherheit, Ertragskraft und Markterfolg Punkte vergeben worden.

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Für die Bewertung hätten die IVFP-Tester nur Werte untersucht, die sich aus den Zahlenwerken der Lebensversicherungsunternehmen respektive dessen Einbettung in eine Unternehmensgruppe (Konzernbericht) und aus öffentlich zugänglichen Quellen (Geschäftsbericht, BaFin-Berichte) herauslesen lassen. Positiv bewertet wurde unter anderem ein hoher Bestand an Verträgen sowie eine hohe RfB-Zuführungsquote in Prozent der verdienten Bruttobeiträge. Nähere Details zu den Rating-Kriterien finden sich auf der Webseite des IVFP.

Das Ergebnis des IVFP-Ratings

Erneut fällt auf, dass viele Anbieter sehr gut abschnitten. Etwa 71,25 Prozent aller getesteten Lebensversicherer beziehungsweise 57 von 80 Versicherern schnitten mit einer "sehr guten" oder bessere Bewertung ab. Das ist durchaus beachtlich. Denn in den vergangenen beiden Jahren entsteht so eine Auf-und-Ab-Bewegung. Während in der vorletzten Auswertung noch etwa 75 Prozent der getesteten Unternehmen beziehungsweise 56 von 75 Versicherern mit einer "sehr guten" oder bessere Bewertung abschnitten, sank der Anteil der "sehr guten" oder besser bewerteten Gesellschaften in der vorherigen Analyse auf schmale 58,7 Prozent.

Konkret erhielten in der aktuellen Auswertung 20 Unternehmen die Höchstnote und damit eine "exzellente" Bewertung. Zu diesen Unternehmen gehören Allianz, Axa, Canada Life, Condor, Delta Direkt, Deutsche Ärzteversicherung, Deutsche Leben, Dialog, Direkte Leben, Ergo, Europa, Hannoversche, Ideal, LV 1871, LVM, neue Leben, Provinzial Rheinland, R+V, Swiss Life und Württembergische. Weitere 37 Gesellschaften wurden als "sehr gut" eingestuft.

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Ein weiterer Kritikpunkt an diesem Rating: Während das Rating dem Kunden Orientierung mit Blick auf die Stabilität der LV-Anbieter geben soll, wurden die Versicherer mit einer schwachen Platzierung nicht gegenüber der Presse kommuniziert und sind auch nicht Bestandteil der verfügbaren Tabellen. Denn diese führt lediglich die 57 Unternehmen mit den beiden genannten Spitzenbewertungen auf. Die restlichen 33 Gesellschaften werden schlicht nicht namentlich genannt.

Überdies waren die Ergebnisse aus dem 2018er Vergleich noch mit einer Note versehen. Damals hatte sich die Allianz mit der Note 1,0 vor der R+V (1,1) in der LV-Auswertung durchsetzen können. Schlechter als 3,6 schloss kein Versicherer ab. Nun stehen die elf Unternehmen mit einer "exzellenten" Bewertung alphabetisch geordnet in der Tabelle und können sich de facto alle als Testsieger fühlen.

Kritik zu Testergebnissen von Versicherungen

Die Flut positiver Ergebnisse bei solchen Anbieter-Vergleichen ist mehrfach kritisiert worden, auch bereits vom Versicherungsboten. So hatte sich beispielsweise die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisch zu den vielen positiven Ratings von Versicherungs-Policen geäußert. In einer Stichprobe hatten die Verbraucherschützer eine wahre Flut an besten Bewertungen ausgemacht. Dabei wurde den Ratinghäusern auch ein gewissen Eigeninteresse unterstellt. Schließlich würden viele Unternehmen mit Testsiegeln gutes Geld verdienen. Versicherer, die mit dem Original-Signet um Kunden werben wollen, müssen oft Lizenzgebühren zahlen. Das trifft auch auf die "Qualitätssiegel" des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung zu. Auf der Webseite des IVFP heißt es: "Nach erfolgreichem Rating können Sie als Unternehmen ein Qualitätssiegel erwerben, das sich hervorragend zu Marketingzwecken einsetzen lässt."

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