Den Rentenbeitrag raufzusetzen, ist laut Fratzscher aus zwei Gründen keine gute Idee. Zum einen habe Deutschland ohnehin bereits eine der höchsten Sozialabgabenquoten der Welt - aktuell liegt sie bei 41 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zum anderen würde dies -im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen- Menschen mit geringeren Löhnen stärker belasten. Diese leiden ohnehin an der hohen Inflation und den teils enorm gestiegenen Energiekosten.

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Stattdessen gebe es bessere Lösungen, um die Rente zu reformieren, argumentiert Fratzscher. Und an diesem Punkt nimmt er das sogenannte Äquivalenzprinzip in die Schusslinie. Dieses besagt, dass jeder Euro an Beitrag den gleichen finanziellen Anspruch an monatlichen Renten nach sich ziehe. Doch was gerecht scheine, sei es in Wirklichkeit nicht. Denn Menschen mit geringeren Einkommen hätten im Schnitt eine fünf bis sieben Jahre niedrigere Lebenserwartung als Menschen mit höheren Einkommen. „Damit die deutsche gesetzliche Rente eine Umverteilung von unten nach oben, von arm zu reich“, schreibt Fratzscher.

Künftig sollen nun Menschen mit geringem Einkommen tendenziell höhere Rentenansprüche auf ihre Beiträge erwerben - und Gutverdiener entsprechend geringere. Das sei keine revolutionäre Idee, sondern werde in den meisten Industrienationen so praktiziert, schreibt der Ökonom. Der vierte diskutierte Reformvorschlag der Wirtschaftsweisen enthalte hingegen wieder sozialen Sprengstoff: Die Renten sollen langsamer steigen als die Löhne. Dies würde Altersarmut stärker steigen lassen als ohnehin schon. Im Gespräch ist unter anderem, die Entwicklung der Renten an die Inflation zu koppeln.

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Das beste Mittel gegen Altersarmut seien aber ausreichend hohe Löhne, gibt Fratzscher zu bedenken. Die Idee, mit Hilfe einer Aktienrente einen zusätzlichen Kapitalstock aufzubauen, begrüßt er - das würde aber bei der angedachten Höhe Jahrzehnte dauern, um einen wirksamen Effekt zu erzielen.

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