Die gesetzliche Rentenversicherung wird im Jahr 2022 vermutlich einen Überschuss von 2,1 Milliarden Euro erzielen. Das berichtet Anja Piel, Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung Bund, am Freitag in Berlin. Demnach stehen Einnahmen von 356,8 Milliarden Euro Ausgaben von 354,7 Milliarden Euro gegenüber.

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Auch für die kommenden Jahre erwartet Piel ein deutliches Plus bei den Einnahmen. Bis zum Jahr 2026 werde derzeit von einem Wachstum der Pflichtbeiträge um 16 Prozent ausgegangen, sagte sie auf der Bundesvertreterversammlung der Rentenversicherung. Dieses Wachstum resultiere aus der guten Entwicklung der Löhne. Die Rentenversicherung habe sich in allen ökonomischen Krisen bisher bewährt, argumentierte sie. „Unsere Anpassungsfähigkeit ist dabei eines unserer Erfolgsrezepte“, so Piel. Über die Veranstaltung berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

Obwohl sich der sogenannte Altersquotient ungünstig entwickelt habe -aktuell kommen 35 Menschen im Rentenalter auf 100 Menschen im Erwerbsalter-, habe die Rentenversicherung sogar einen niedrigeren Beitragssatz als Mitte der 80er Jahre, erklärte die Renten-Funktionärin. Aktuell beträgt er 18,6 Prozent: je zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen.

Bundeszuschuss zur Rente kein Thema

Das Problem: Nicht extra ausgewiesen wird, wie hoch der Bundeszuschuss zur Rentenversicherung in diesem Jahr ausfällt. Dieser ist in den letzten Jahren stark gestiegen: im Jahr 2021 entfielen rund 83,9 Milliarden Euro der Einnahmen auf die Zuschüsse des Bundes zur allgemeinen (78,9 Mrd. Euro) und knappschaftlichen Rentenversicherung (5,1 Mrd. Euro), so geht aus dem Rentenversicherungsbericht 2022 hervor. Fast jeder vierte eingenommene Euro stammte im Vorjahr aus Steuermitteln: Für die kommenden Jahre werden weiter steigende Zuschüsse des Bundes erwartet (siehe Tabelle).

Rentenversicherungsbericht 2022

Der Bundeszuschuss wird unter anderem fällig, um gesamtgesellschaftliche Aufgaben im Rentensystem zu finanzieren: etwa die Anerkennung von Kindererziehungszeiten. Ergänzend zum sogenannten allgemeinen Bundeszuschuss kommt jedoch noch ein zusätzlicher Bundeszuschuss obendrauf. Dieser hat seit 1998 die Funktion, die Beiträge zu stabilisieren: sein jährliches Volumen entspricht dem Steueraufkommen eines Mehrwertsteuerpunktes.

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Aufgrund der hohen Bundesmittel sehen viele Experten die Rente weniger gut aufgestellt. Und das Problem könnte sich verschärfen: 12,9 Millionen Erwerbspersonen werden voraussichtlich in den kommenden 15 Jahren in den Ruhestand wechseln, so eine aktuelle Prognose des Statistischen Bundesamtes, die Zahl der Erwerbstätigen hingegen abnehmen. Zudem steige die durchschnittliche Rentenbezugsdauer an. Zuletzt hatte im November Arbeitgeber-Präsident Rainer Dulger vor einem baldigen Kollaps des umlagefinanzierten Rentensystems gewarnt.

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