Vor knapp einem Jahr wurde bekannt, dass die Beteiligungsgesellschaft HG Capital bei dem Maklerpool Fonds Finanz einsteigt (Versicherungsbote berichtete). „Unser klares Ziel ist weiteres Wachstum“, hieß es seinerzeit von Fonds Finanz-Mitgründer Norbert Porazik dazu.
Das sorgte mancherorts für Unruhe und Sorgen. So beispielsweise in Neubrandenburg, wo der Maklerpool Apella beheimatet ist. „Im Interesse der Makler und Kunden steht ein breiter Markt, denn je vielfältiger die Strukturen sind, desto fairer sind das Endprodukt und die Arbeitsbedingungen für freie Makler”, so Apella-Vorstand Harry Kreis vor etwa einem Jahr.

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Seitdem hat sich Einiges auf Markt der Pools getan: „Um dem Marktdruck zu trotzen“, bräuchte es Internationalisierung, argumentierte Lars Drückhammer, CEO von blau direkt, als der Lübecker Pool bekannt gab, dass das US-amerikanische Private-Equity-Unternehmen Warburg Pincus den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung plant (Versicherungsbote berichtete).

Auch JDC sammelt Kräfte und formierte mit der Summitas Gruppe eine neue Einheit, die Maklerbestände in Deutschland und Österreich aufkaufen soll (Versicherungsbote berichtete).

Nur wenige Wochen später der nächste Coup von HG Capital: Das Unternehmen beteiligte sich am Deutschen Maklerverbund (DEMV) und postulierte das Ziel, „die führende Maklerplattform Deutschlands zu schaffen“ (Versicherungsbote berichtete). Und schon deutet sich an, welche Folgen mit solchen Übernahmen und Beteiligungen verbunden sein können. Denn wie der Branchendienst ‚kapital-markt intern‘ berichtet, ist DEMV auch am Software-Hersteller Salia beteiligt. Und der wiederum stellt ein Maklerverwaltungsprogramm (MVP) her, das auch der Maklerpool Aruna nutzt. Die Berliner seien mit den Entwicklungen bei Salia/DEMV „auf dem falschen Fuß erwischt worden“, so das Fazit bei ‚kapital-markt intern‘.

Apella warnte vor knapp 11 Monaten vor oligopolen Strukturen, dem Verlust von Gestaltungsmöglichkeiten und betonte, dass der Pool weiterhin inhabergeführt bleiben werde.

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Ganz ähnlich klingen die Formulierungen in einem Schreiben, das die Netfonds AG vergangene Woche an Versicherer, Partner und Dienstleister versandte (liegt Versicherungsbote vor). Darin wird Martin Steinmeyer, Vorstandsvorsitzender der Netfonds AG, u.a. so zitiert: „Wir haben uns frühzeitig den Herausforderungen im Bereich der Digitalisierung und Regulatorik gestellt und sind schon heute ein führender Marktplatz. Wir sind uns sicher, dass diese Positionierung und Ausgangssituation bei unseren bestehenden Kunden und Partnern eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für die künftige Ausrichtung ist und die notwendige Sicherheit im eigenen Geschäftsmodell darstellt.” Auch in Zukunft werde man an dieser Positionierung festhalten und unabhängig bleiben, heißt es in dem Schreiben. Für Versicherungsbote Grund genug, nachzufragen: Befürchtet auch Steinmeyer oligopole Strukturen im Poolmarkt?

„Auch Private Equity-Investoren verfolgen Renditeziele“

Im Gespräch mit Versicherungsbote verdeutlichte Steinmeyer, dass aus seiner Sicht noch weitere Fragen damit verknüpft sind: „Wieviele Pools genau würden denn ein Oligopol bilden? Gibt es dann noch andere und sind die vielleicht gestärkt? Ich glaube, die anderen Pools verschwinden nicht, sondern gehen Partnerschaften ein. Beispielsweise im IT- und Technikbereich.“

Dort sieht sich Netfonds bestens aufgestellt: Bereits 2017 fiel die Entscheidung, ein eigenes Ressort IT aufzubauen, das die Entwicklung und Pflege der eigenen Software stemmt. 70 Mitarbeiter sind allein in diesem Bereich beschäftigt. Und - wie Steinmeyer betont - alle sind in Deutschland tätig: „Damit nicht auf einmal Know-How wegbricht.“

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Doch reicht das allein, um sich zu behaupten? Sabine Brunotte, die den Poolradar verantwortet, sagte im Interview mit Versicherungsbote, dass die Unterstützung digitaler Beratungs- und Abschlussprozesse auf Sicht kein wesentliches Unterscheidungsmerkmal mehr liefern würde. „Pools, die hier nicht mithalten können, verschwinden langsam, aber sicher aus dem ‚Relevant Set‘ von Vermittlern. Es braucht den Fit vor allem bei Produkten und Prozessen“, so Brunotte. Und auch hier sieht Steinmeyer Netfonds weit vorn. So muss die Software des Wertpapier-Vermittlers den hohen Anforderungen der BaFin standhalten - und natürlich denen der Vermittler.

An deren Adresse gerichtet, sagte Steinmeyer gegenüber Versicherungsbote: „Makler müssen sich fragen: Mit wem mache ich noch Geschäfte?“ Der Vorstandsvorsitzende machte deutlich, dass auch Private Equity-Investoren Renditeziele verfolgen. Wie sollen die erreicht werden, wenn die Finanzierungskosten steigen und gleichzeitig Kundenwohl und Vermittler-Interessen berücksichtigt werden sollen, fragte Steinmeyer rhetorisch.

Vor dem Zugriff fremder Geldgeber sieht sich Netfonds auch durch die eigene Börsennotierung geschützt. Die sei unter anderem mit hohen Transparenz-Anforderungen verbunden. „Wir schmecken Private Equity-Investoren einfach nicht so sehr“, so Steinmeyer gegenüber Versicherungsbote. Zudem handle es sich bei den eigenen Unternehmensanteilen um vinkulierte Namensaktien. Sollen die übertragen werden, muss die Aktiengesellschaft zustimmen. „Wir können also immer noch steuern, wer dazukommt“, so Steinmeyer.

Und auch das ist eine weitere Gemeinsamkeit mit Apella. Denn deren eingangs erwähntes Schreiben stellt ebenfalls auf die eigene Börsennotierung ab. So heißt es dort: „Durch vinkulierte Namensaktien können sich Makler direkt am Erfolg und der Entwicklung von Apella beteiligen. Ein Schritt, wie ihn Fonds Finanz geht, wäre bei Apella durch die Aktionäre zustimmungspflichtig.“

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Ob es bei diesen Gemeinsamkeiten bleibt, wird die Zukunft zeigen. Sicher ist, dass in der derzeitigen Phase der Konsolidierung am Poolmarkt das 'Aufhübschen der Bräute' nicht abgeschlossen ist. Zudem haben mit Apella und Netfonds zwei bedeutende Marktteilnehmer ein Bekenntnis zur Unabhängigkeit abgegeben und damit gleichsam selbes eingefordert: 'Sag mir, wo Du stehst'.

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