Der größte Maklerpool Deutschlands meldet eine überraschende Änderung der Teilhaberstruktur. Demnach werde die Beteiligungsgesellschaft HG Capital beim Münchener Maklerpool einsteigen und künftig 60 Prozent der Gesellschaftsanteile halten. Dafür nimmt der Investor rund 200 Millionen Euro in die Hand. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

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Im Rahmen des Deals, der bereits zum 1. Januar 2022 umgesetzt werden soll, seien auch eine Reihe von IT- und Support-Unternehmen aus dem Besitz der Fonds Finanz-Gründer Norbert Porazik und Markus Kiener involviert. Porazik und Kiener sollen die restlichen 40 Prozent der Anteile halten und weiterhin als Geschäftsführer für die Steuerung der Fonds Finanz verantwortlich sein. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Hg Capital ist ein britischen Unternehmen mit Sitz in London, München und New York, dass als Investor bei Software- und Dienstleistungsunternehmen auftritt. In Summe zählen mehr als 35 Unternehmen aus diesen Bereichen zum Portfolio. Diese haben einen Gesamtwert von rund 92 Milliarden US-Dollar und über 55.000 Mitarbeitern weltweit.

„Markus Kiener und ich haben für die nächsten 25 Jahre große Pläne mit der Fonds Finanz. Gemeinsam mit Hg werden wir mit gezielten Firmenübernahmen den Maklerpool der Zukunft aufbauen: Mit der innovativsten Technologie und dem besten Service machen wir die Makler langfristig fit für alle Herausforderungen. Unser klares Ziel ist weiteres Wachstum“, erklärt Norbert Porazik.

Durch den Einstieg könne sich der Maklerpool an attraktiven Unternehmen beteiligen. Ziel sei es, das Angebot für die Vertriebspartner massiv auszubauen und zukunftsweisende Technologien einzuführen. Aktuell ist Fonds Finanz der Platzhirsch der Branche. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr den Umsatz um 8,39 Prozent auf gesamt 190,00 Millionen Euro gesteigert.

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„Die Fonds Finanz nimmt im Versicherungs-Ökosystem deutschlandweit eine zentrale Stellung ein. Wir haben diese Branche in den letzten zehn Jahren sehr gut kennengelernt und die Fonds Finanz auf Anhieb als wichtigen Vertriebskanal für Versicherungsunternehmen erkannt. Wir freuen uns sehr, die Fonds Finanz auf ihrem Weg zu unterstützen, nicht zuletzt, weil wir glauben, dass Technologie für das Geschäft der Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird“, so Benedikt Joeris, Director bei Hg. Nach der beachtlichen Übernahme des größten Pools könnten zudem weitere Übernahmen angedacht sein.

Hintergründe und Pläne

Update: Via Facebook erklärte der Maklerpool nun weitere Hintergründe. Demnach sei die technische Unterstützung von Hg enorm. Zudem bringe das Unternehmen ein großes Netzwerk ein. Dadurch könne der Maklerpool auf Kontakte zu Softwareanbietern und eine Vielzahl von Versicherungsdienstleistungen zugreifen. Hg hatte sich bereits vorab an Branchengrößen wie ConceptIF (Deckungskonzeptanbieter), GGW (einer der Top 5 Gewerbesachmakler in Deutschland) oder Howden (Spezialmakler für D&O und VSH) gesellschaftlich beteiligt. Zudem seien weitere Zukäufe im Privatkundensegment geplant. Dadurch könnten künftig enome Synergien gehoben werden.

Eingriffe in das operative Geschehen seien vom neuen Mehrheitseigner nicht zu befürchten, führte Porazik in einem Kommentar der Facebookgruppe "Versicherungsmaklerforum Deutschland" aus. Demnach habe "Hg gar kein Interesse daran hat operative Entscheidungen mitzutreffen. Dafür würde ihnen sowieso nicht nur die Kompetenz, sondern auch die Kapazitäten fehlen.". Dadurch könnten Entscheidungen auch weiterhin "genau so schnell wie bisher" getroffen werden.

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Überdies könne mit der zusätzlichen Kapitalkraft die wichtige technologische Entwicklungen und neuen Services noch schneller umgesetzt werden. Auch die Möglichkeit des Bestandskaufs sei nun möglich. Bisher hatte Fonds Finanz den Vermittler lediglich die Übernahme der Betreuung angeboten. In diesem Modell hatte der Dienstleister VersOffice die Kunden betreut. Vermittler erhielten dennoch die volle Bestands- und die volle Dynamikprovision. Künftig sollen Vermittler für den Verkauf des Bestands einen "sehr guten (überdurschnittlichen) Preis" erhalten. Nach der Übertragung sollen die Bestände von den so genannten Gold-, Silber- und Bronze-Makler (Three Circles) betreut werden. Diese Vermittler zählen zu den umsatzstärksten Vertriebspartnern und sollen in Form von derartigen Kundenleads weitere Vorteile erhalten.

Ein weiterer Grund für den Deal sei auch die Sicherstellung des langfristigen Erfolgs gewesen. Schließlich drohen der Branche weiterhin regulatorische Eingriffe. Denn die Themen Provisionsverbot oder das Ende der PKV sind längst nicht von der politischen Agenda verschwunden. Auch könnte die neue Regierung die BaFin als künftige Aufsichtsbehörde benennen. Neben den politischen Worst-Case-Szenarien schweben die IT-Giganten um Amazon, Google und Co. um die Branche. Immer wieder gibt es Spekulationen um einen Markteintritt. Daher sei der Einstieg von Hg auch in dieser Hinsicht ein guter Schritt um " vorbereitet zu sein und die Versicherungsmakler darauf vorzubereiten".

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Auch zu etwaigen Spekulationen äußerte sich Porazik ausführlich. Demnach sei auch ein kompletter Verkauf möglich gewesen. Jedoch glauben Porazik und Kiener an "eine ganz große Zukunft von Fonds Finanz" und wollen auch "weiterhin genauso hart daran arbeiten". Dies unterstrich Porazik noch ein mal: "In diesem Leben werde ich für niemanden anderen mehr arbeiten als für Fonds Finanz. Und ich wüsste gar nicht was ich mit meiner Zeit tun sollte. Ich liebe es für Fonds Finanz zu arbeiten und hoffe das ich das bis ans Ende meiner Tage tun darf."

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