Rund 2,6 Millionen Menschen gehörten deutschlandweit in 2021 zur Altersgruppe 85 plus. Bis 2055 wird diese Gruppe auf rund 5,7 Millionen Menschen anwachsen. Immer mehr Menschen werden demnach zugleich auf Pflege angewiesen sein: Ein nicht zu unterschätzendes Armutsrisiko. Denn bei Unterbringung in einem Heim zahlen Betroffene schon jetzt ca. 2.200 Euro pro Monat im bundesweiten Schnitt, wie Versicherungsbote berichtete.

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Private Pflegezusatzversicherung: Produkte privater Krankenversicherer erhalten Zulauf

Wer sich gegen dieses Risiko pflegebedingter Armut absichern will, dem bleibt nur der Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung. Produkte werden zum einen durch Lebensversicherer angeboten – am Bekanntesten ist hier die Pflegerentenversicherung (Versicherungsbote berichtete). Jedoch sind derartige Produkte keineswegs die erfolgreichsten beim Absichern des Pflegerisikos. Denn mehr und mehr erhalten stattdessen Produkte der privaten Krankenversicherer Zulauf.

Wie sich die Verbreitung dieser Produkte der Pflegezusatzversicherung zuletzt entwickelte, lässt sich am aktuellen Statistischen Jahrbuch der Versicherungswirtschaft ablesen, das gerade vom Gesamtverband der Versicherungswirtschaft herausgegeben wurde. Die Zahlen zeigen: Insbesondere bei einem Produkt hält der Absatz an, wohingegen andere Pflegezusatz-Produkte an der Corona-Flaute litten. Zahlen für die Bestände der Pflegezusatzversicherung werden im Folgenden vorgestellt.

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Leichter Vertrags-Rückgang bei der Pflegekostenversicherung

Die Pflegekostenversicherung ersetzt einen vertraglich vereinbarten Prozentsatz der tatsächlich anfallenden Pflegekosten. Der Absatz der Produkte ist etwa auf gleichbleibenden Niveau: 2018 waren noch ca. 361.300 Policen im Umlauf, 2019 dann ca. 366.700 Policen. In 2020 gab es – trotz Corona – erneut einen leichten Anstieg: auf rund 367.100 Policen. Letztjährig aber, in 2021, gingen die Zahlen erstmalig seit 2015 wieder zurück – und lagen nun sogar unterhalb des Bestandswerts von 2019. Denn der branchenweite Bestand betrug in 2021 noch ca. 366.500 Policen.

Rekordhoch bei Leistungsauszahlungen

Dass dennoch der Bestand aller Produkte der Pflegezusatzversicherung zunimmt, ist dem seit Jahren beliebtesten Zusatzprodukt zu verdanken – der Pflegetagegeldversicherung. Als reine Risikoversicherung leistet die Pflegetagegeldversicherung im Pflegefall ein fest vereinbartes Tagegeld. Der Einstieg in den Versicherungsschutz ist oft günstig, allerdings ist die Beitragshöhe nicht garantiert: Über die Jahre kann sich der Beitrag verteuern (Versicherungsbote berichtete).

Ein Produkt rettet den Bestandsschnitt

Die Zahl der im Umlauf befindlichen Pflegetagegeld-Policen nimmt jährlich zu. Denn in 2010 hatte die Branche erst ca. 1.505.500 Versicherungen an die Frau oder den Mann gebracht; in 2020 waren dann bereits ca. 2.643.900 Policen im Umlauf. Der branchenweite Bestand stieg in 2021 erneut an: auf 3.047.600 Stück (dies bedeutet nochmal ein Plus um 15,3 Prozent gegenüber 2020). Demnach hat sich der Bestand an Pflegetagegeld-Policen seit 2010 mehr als verdoppelt.

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Leistungsauszahlungen ebenfalls auf Rekordhoch

In die Höhe schnellen freilich auch die Leistungsauszahlungen der Versicherer. Diese lagen in 2010 – für alle Pflegezusatzversicherungen – noch bei 35,4 Mio. Euro. In 2015 hatte sich der Betrag schon beinahe verdreifacht, denn 104,1 Mio. Euro mussten an die pflegebedürftigen Kundinnen oder Kunden ausgezahlt werden. In 2021 nun wird ein neuer Rekordwert erreicht mit 374,9 Mio. Euro. Das bedeutet auch gegenüber 2020 eine nochmalige Steigerung um 14,8 Prozent (2020 lag der Wert noch bei 326,6 Mio. Euro).

Pflege-Bahr: Bestand nimmt erstmals seit 2015 ab

Einen Rückgang gab es hingegen bei staatlich geförderten Pflegezusatz-Policen zu verzeichnen – bei Produkten des so genannten „Pflege-Bahr“. 2019 lag der Bestand der derart geförderten Pflegezusatzversicherungen noch bei ca. 917.400 Policen und stieg im Jahr eins von Corona sogar noch leicht auf ca. 921.300 Policen. Nun aber, in 2021, ging der Bestand erstmals überhaupt seit 2015 zurück. Denn aktuell sind noch ca. 917.200 Produkte branchenweit im Umlauf. Die Zahlen können dem aktuellen Statistischen Jahrbuch des Branchenverbands GDV entnommen werden.

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