Im Oktober 2017 hatte der Versicherer Ergo sein jüngstes digitales Baby am Markt platziert. Unter der Flagge Nexible sollten vor allem Autoversicherungen an den Mann und die Frau gebracht werden. Das Produkt sollte komplett digital funktionieren und über die eigene Homepage von Nexible sowie bei den Vergleichsportalen Check24 und Verivox verfügbar sein.

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Im März 2018 wurden erste Verkaufszahlen bekannt. Demnach habe Nexible bis Ende 2017 knapp 20.000 Autos versichert. Mit dem Musiker Jürgen Drews versuchte die Online-Marke im gleichen Jahr ihre Bekanntheit zu erhöhen. Der "König von Mallorca" suchte als Werbegesicht von Nexible in einem Kurzfilm einen Nachfolger für seine Position.

Ergebnisse überschaubar

Die Ergebnisse waren offenbar überschaubar. Das zeigen nicht zuletzt die Geschäftsberichte. Denn unter anderem im Geschäftsjahr 2020 konnte das Unternehmen den Wachstumskurs nicht fortsetzen und blieb deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück. Nach einem starken Wachstum der verdienten Bruttobeiträge im Kfz-Bereich im Geschäftsjahr 2019 von 11,5 Millionen Euro auf 24,5 Millionen Euro konnte in 2020 nur noch ein Anstieg um 6,08 Prozent auf 26 Millionen Euro verzeichnet werden. Die Anzahl der mindestens einjährigen Verträge sank sogar leicht um 2,82 Prozent auf 90.553 (2019: 93.184).

Auch blieb das Kfz-Geschäft mit einer Combined Ratio für das Bruttogeschäft in Höhe von 121,49 Prozent defizitär, wobei bei den sonstigen Kraftfahrtversicherungen mit 99,46 Prozent eine Quote von knapp unter 100 Prozent erreicht wurde (2019: 128,88 Prozent). Die Combined Ratio in Kfz-Haftpflicht konnte von 153,70 Prozent auf 128,34 Prozent reduziert werden.

Aus für Autoversicherung

Doch nicht allein die Schaden-Kosten-Quote dürfte für das ambitionierte Projekt zum Problem geworden sein. Der deutsche Markt im Bereich der Kfz-Versicherung ist seit Jahren umkämpft. Lange wurden Autoversicherungen als Einstiegsprodukt verkauft. Einhergehend damit nahmen viele Versicherer Verluste in diesem Segment bewusst in Kauf. Schließlich wollte man Defizite mit dem Verkauf von weiteren Produkten wieder gut machen. Inzwischen hat sich dieser Trend etwas entspannt. Dennoch bleibt das Geschäft mit Autoversicherungen teuer. Vergleichsweise hohe Provisionen für Vergleichsportale wie etwa Check24, Verivox & Co. beziehungsweise hohe Kosten für Suchmaschinenoptimierung oder Werbebudgets für Google, Facebook usw. machen den Verkauf sehr preisintensiv. Überdies sind Versicherungsnehmer im Vergleich zu anderen Sparten besonders untreu und eher wechselfreudig.

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Resultierend aus den mauen Ergebnissen zieht die Ergo-Tochter nun die Reißleine und wird künftig kein Neugeschäft mehr im Bereich der Kfz-Versicherung schreiben. Für bestehende Kunden im Kfz-Bereich soll sich derweil nichts ändern. Das berichtet das Branchenportal "Versicherungsmonitor". Künftig sollen nur noch Policen im Bereich Reise- und Zahnzusatzversicherung angeboten werden. Überdies will Nexible das internationale Geschäft mit Reise-Policen ausbauen. Hier sollen insbesondere Märkte angegangen werden, in denen die Ergo mit ihrer Reiseversicherung bereits erfolgreich agiert.

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