Im Mai 2022 hatte sich der Allianz-Konzern mit dem U.S.-amerikanischen Justizministerium (DOJ) und der amerikanischen Börsenaufsicht (SEC) in Sachen Structured Alpha-Fonds geeinigt. Diese waren als sichere Altersvorsorge beworben worden und wurden unter anderem an US-Pensionsfonds vermittelt. Zu Beginn der Corona-Krise 2020 brachen sie massiv ein. Zwei Fonds wurden geschlossen, der Rest abgewickelt.

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Die Einigung mit dem U.S.-amerikanischen Justizministerium sah schließlich vor, dass sich die U.S.-Tochter Allianz Global Investors des Wertpapierbetrugs schuldig bekennt. Zudem wurde in der Übereinkunft mit der SEC festgestellt, dass die Allianz-Tochter gegen „einschlägige amerikanische Wertpapiergesetze“ verstoßen hat.

Das Schuldeingeständnis hatte weitreichende Folgen für das Geschäft der Allianz. Denn der Versicherer hat daraufhin seine Investment Management Aktivitäten von AGI U.S. auf einen U.S.-Partner übertragen müssen. Inzwischen wurde der Transfer der US-Investmentteams (AGI) und der von ihnen verwalteten Vermögen in Richtung Voya Investment Management (Voya IM) abgeschlossen. Die übertragene Bestand soll sich auf 101 Milliarden US-Dollar belaufen.

Auch auf den Konzern hatte der Skandal große Außwirkungen. Allein im ersten Quartal hatte der Versicherer zusätzliche Rückstellungen von 1,6 Milliarden Euro bilden müssen, um Rechtsstreite und Strafzahlungen aufgrund der Structured-Alpha-Fonds zu bilden. Die Sache könnte den Versicherer insgesamt sechs Milliarden Euro kosten.

Nach dem die Geschichte von der amerikanischen Justiz geklärt wurde, gibt es nun auch Ärger mit der deutschen Finanzaufsicht. Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hatte im September 2021 Ermittlungen eingeleitet. Die Finanzaufseher wollten insbesondere prüfen, ob Allianz-Führungskräfte außerhalb des Fondsbereichs von den Ereignissen, die zu den Milliardenverlusten führten, wussten oder sogar involviert waren.

Nun wurde bekannt, dass die Aufseher dem Versicherungskonzern bereits vor einigen Wochen ein Schreiben mit Forderungen zugestellt hätten. Darin seien konkrete Forderungen aufgelistet worden. Darüber berichtet die "Wirtschaftswoche", die sich auf Insider aus dem Allianz-Umfeld beruft. Demnach fordert BaFin, dass das Münchener Unternehmen seine internen Kontrollen verbessert. Überdies müssten unter anderem die Verantwortlichkeiten künftig klarer geregelt werden.

Die Erwwartungshaltung bei den Finanzaufsehern ist hoch. Sie erwarten nicht weniger als, dass die Allianz die Forderungen umsetze. Denn "einer der größten Skandale der deutschen Versicherungsbranche müsse Konsequenzen haben, beschreibt ein Insider aus dem Allianz-Umfeld die Denke der Aufsicht", schreibt die "Wirtschaftswoche". Sollte dies nicht geschehen, steuere die Allianz auf ein „großes Problem“ mit der Behörde zu, heißt es. Es soll nicht der erste Kritikpunkt der BaFin sein. Laut Allianz-Insidern habe die Aufsicht bereits vor mehr als vier Jahren die Kontrollmechanismen des Versicherers moniert. Zu diesem Zeitpunkt war ein anderer Skandal bekannt geworden. In Australien war Reiseversicherungen mit „irreführenden“ Klauseln im Internet offeriert worden. Daraufhin hatte das Unternehmen eine Strafe von 1,5 Millionen Dollar kassiert.

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Kern der Kritik der BaFin war damals das überschaubare Engagement der Konzern-Compliance. Diese würde zu wenig prüfen, ob und wie die operativen Töchter die konzernweiten Compliance-Richtlinien umsetzten. Die Aufklärung und die daraus resultierenden Reaktionen des Unternehmens hätten etwa zwei Jahre benötigt.

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