Vor fast genau einem Jahr veröffentlichte der Allianz-Konzern Halbjahresbericht 2020. Darin fand sich unter dem Punkt „Sonstige Angaben“ folgender Passus:

Anzeige

„Im Juli 2020 wurden beim US-amerikanischen Bundesgericht für den südlichen Bezirk von New York Klagen gegen gewisse Allianz Global Investors (AllianzGI) Einheiten sowie, zum Teil, die Allianz SE und die Allianz Asset Management GmbH eingereicht. Die Klagen stehen im Zusammenhang mit Verlusten, die Investoren in AllianzGI Structured Alpha Fonds während der COVID-19-bedingten Marktturbulenzen erlitten haben. Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Investoren in diesen AllianzGI Fonds vergleichbare Klagen einreichen werden. Die Allianz überprüft derzeit die Klagen und beabsichtigt, sich nachdrücklich gegen die Klagevorwürfe zu verteidigen, die als rechtlich und faktisch unzutreffend erachtet werden. Die AllianzGI U.S. hat in diesem Zusammenhang auch ein Auskunftsersuchen von der US-amerikanischen Wertpapieraufsichtsbehörde SEC bezüglich der AllianzGI Structured Alpha Fonds erhalten und kooperiert vollumfänglich mit der SEC.“

Die klagenden Anleger werfen der Vermögensverwaltungs-Tochter des Allianz-Konzerns vor, von der eigenen Strategie abgewichen zu sein, indem bei der Structured-Alpha-Fondsfamilie keine Optionen zum Schutz vor kurzfristigen Finanzmarktcrashs genutzt worden seien. Das hätte zu massiven Verlusten geführt. Insgesamt gibt es nun 25 Klagen; Schadenersatz in Höhe von 6 Milliarden US-Dollar wird gefordert. Zu den institutionellen Anlegern, die AGI zur Rechenschaft für die erlittenen Verluste ziehen wollen, zählen u.a.:

  • ein Pensionsfonds für Lehrer im US-Bundesstaat Arkansas (ATRS)
  • Blue Cross Blue Shield, einer der großen US-Krankenversicherer
  • Pensionsfonds für die Mitarbeiter des Betreibers der New Yorker Verkehrsbetriebe, der Metropolitan Transport Authority (MTA).

Allein der letztgenannte Fonds soll 200 Millionen Dollar in die Allianz-Fonds investiert haben, um für 70.000 Mitarbeiter Betriebsrenten-Ansprüche zu erfüllen.

BaFin sammelt Fakten

Nun soll sich auch die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für den Fall interessieren, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Personen, die über direktes Wissen in der Angelegenheit verfügen. Demnach wollen die Finanzaufseher prüfen, ob Allianz-Führungskräfte außerhalb des Fondsbereichs von den Ereignissen, die zu den Milliardenverlusten führten, wussten oder sogar involviert waren.

Anzeige

Gegenüber Reuters sagte ein Allianz-Sprecher, dass das Unternehmen in allen Belangen regelmäßigen Kontakt mit den Aufsichtsbehörden pflege. Die BaFin-Ermittlungen seien ein „ganz normaler Vorgang“.