Das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung sollte 2003 den Weg für elektronische Gesundheitskarte (eGK) bereiten. Sie löste die alten Krankenversicherungskarten ab. Ergänzt wird die eGK mit der elektronischen Patientenakte (ePA). Damit sollen Patienten beispielsweise Notfalldaten, Medikationsplan, Arztbriefe, Befunde oder Röntgenbilder speichern können. Ab 2022 sollen auch Impfausweis, Mutterpass, Untersuchungsheft für Kinder sowie Zahnbonusheft in der ePA gespeichert werden können, schreibt das Bundesgesundheitsministerium (BMG).

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Das Thema elektronische Gesundheitsakte ist auch in der Versicherungswirtschaft wahrlich nicht neu. Bereits Anfang Mai 2016 war der Versicherer Axa mit dem Online-Portal „Meine Gesundheit“ gestartet. Seither werden Ärzten, Patienten und der Versicherer enger miteinander verbunden. Zu den Dienstleistungen gehören unter anderem die papierlose Abrechnung sowie die Möglichkeit einer Direktüberweisung. Auch eine persönliche elektronische Gesundheitsakte für alle Vollversicherten ist im Gepäck. Gebaut wurde die Plattform gemeinsam mit dem Software-Hersteller CompuGroup Medical.

An das Projekt „Meine Gesundheit“ hängten sich später die Versicherer Debeka,Versicherungskammer samt deren Töchter Bayerische Beamtenkrankenkasse und Union Krankenversicherung sowie Huk-Coburg. Dadurch konnte mit etwa vier Millionen privat Krankenvollversicherten immerhin ein Marktanteil von 45 Prozent im PKV-Sektor erreicht werden. Laut Online-Portal „Meine Gesundheit“ nutzten im Mai 2021 rund 500.000 Versicherte den Dienst aktiv. Ende Juli 2022 wurde schließlich der Ausstieg der Versicherer Debeka, HUK-Coburg und Versicherungskammer Bayern inklusive der Tochterunternehmen Bayerische Beamtenkrankenkasse und Union bekannt. Alle Unternehmen wollen die Plattform Mitte 2023 verlassen. Unterschiedliche Schwerpunkte in der künftigen Ausrichtung der Plattform seien ausschlaggebend gewesen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Die Aussteiger wollten die digitale Einreichung von Arzt- und anderen Rechnungen und damit die Anbindung der Kunden an die Versicherer im Mittelpunkt sehen. Die allgemeinen gesundheitsfördernden Dienste sollten ihrer Ansicht etwas in den Hintergrund rücken.

Bereits im Januar 2022 hatte ein „Meine Gesundheit“-Wettbewerber Vivy die weiße Flagge gehisst. Das Angebot war 2018 am den Start gegangen. Zur Riege der Unterstützer zählten unter anderem Allianz, Barmenia, Gothaer und Süddeutschen Krankenversicherung. Gebaut wurde das Angebot mit IT-Dienstleister Bitmarck, der auch für über 90 Krankenkassen arbeitet. Doch die eHealth-App hat inzwischen die Aktenfunktion eingestellt. Wie das Unternehmen mitteilte, darf es nach dem 31.03.2022 nicht mehr als elektronische Gesundheitsakte von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden. Zudem habe sich das Unternehmen entschieden, die Aktenfunktion auch für private Krankenversicherungen zu beenden.

Acht Monate später verkündet nun die Allianz den baldigen Start einer eigenen elektronischen Patientenakte. Die Zulassung, ihren Versicherten ein solches Angebot zur Verfügung stellen zu können, hat die Allianz Private Krankenversicherung (APKV) bereits in der Tasche. Denn die Gematik, die Nationale Agentur für Digitale Medizin, hat bereits grünes Licht erteilt. Damit ist die APKV der erste private Krankenversicherer in Deutschland mit dieser Zulassung.

In den nächsten Monaten soll die ePA über die Allianz Gesundheits-App ausgerollt werden. Diese solle als sicherer digitaler Aufbewahrungsort für sämtliche medizinischen Unterlagen der Versicherten aufgebaut werden. Gebaut wurde die elektronischen Patientenakte vom Berliner Software-Anbieter Rise, der unter anderem den Dortmunder Versicherer Signal Iduna zu seinen Kunden zählt.

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„Digitale Services in der Krankenversicherung machen unseren Versicherten das Leben leichter und tragen dazu bei, ihre Gesundheitsversorgung zu verbessern“, sagt Daniel Bahr, Vorstand der Allianz Privaten Krankenversicherung. „Indem unsere ePA Versicherte mit ihren Ärzten und medizinischen Leistungserbringern vernetzt, können Behandlungen gezielter erfolgen. Und da die Nutzer all ihre medizinischen Daten jederzeit in der Hand haben, stärkt das ihre Selbstbestimmung als Patienten.“

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