Die Inflation erreichte im Juni 2022 einen Rekordwert: um 7,6 Prozent schossen die Preise laut Statistischem Bundesamt in die Höhe. Besonders Nahrungsmittel verteuerten sich rapide, sie kosten nun im Schnitt rund 11,9 Prozent mehr. Doch auch die Preise für Wohnen, Wasser, Strom und Gas waren zehn Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Das ist Rekord: derart stiegen die Kosten seit der Ölkrise in den 70er Jahren nicht.

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Doch nicht nur Privatpersonen merken die steigenden Preise. Unternehmen sehen sich mit teureren Materialien und Engpässen in den Lieferketten konfrontiert, auch infolge des Ukraine-Krieges. Im schlimmsten Fall können Betriebsunterbrechungen die Folge sein. Das bedeutet auch Handlungsbedarf in der Gewerbe- und Industrieversicherung, wie aktuell die Online-Plattform Finlex informiert. Unter anderem sollte die Directors-and-Officers-Versicherung überprüft werden: Versicherungen also, mit denen Unternehmen ihre Manager gegen Haftungsrisiken absichern können. „Aufgrund der Inflation ist mit einer deutlich erhöhten Haftungsgefahr für Manager zu rechnen. Zudem werden Schäden in Zukunft wohl teurer und verursachen höhere Kosten“, schreibt der Gewerbeversicherungs-Experte.

Lieferketten-Engpässe können zu Produktionsausfällen führen

Auslöser sei vor allem der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Damit einher gehe ein steigender Druck auf die weltweiten Lieferketten. Verlängerte Lieferfristen gepaart mit Produktionsengpässen, Personal- und Materialmangel sowie Rohstoffknappheit und stark angestiegene Rohstoffpreise lassen Lieferketten teilweise komplett zusammenbrechen. Damit verbunden: Produktionsausfälle, Betriebsunterbrechungen und Schadensersatz-Forderungen von Kunden, wenn die bestellte Leistung nicht rechtzeitig erbracht werden kann.

Vorstände und Geschäftsführer sind folglich einem höheren Haftungsrisiko ausgesetzt. „In den vergangenen Monaten hat die Anzahl der Anfragen von Unternehmen und Unternehmensleitern zu haftungsrelevanten Themen, und ob diese im Rahmen ihrer D&O versichert sind, spürbar zugenommen“, berichtet Marcel Straub, Head of Legal und Leiter der Schadenabteilung bei Finlex. Denn insbesondere in Krisenzeiten hätten Unternehmenslenker mögliche Risiken zu identifizieren und zu bewältigen. Gelinge dies nicht und geschehen Fehler, haften Manager und Vorstände mit ihrem gesamten Privatvermögen. Beispielsweise seien in den USA Vorstandsmitglieder eines Unternehmens von Aktionären in Haftung genommen wurden, weil sie nicht angemessen auf die Lieferkettenprobleme reagiert hätten: Sie verwalteten Projekte der kritischen Infrastruktur.

Auch in Deutschland seien solche Fälle wahrscheinlich, warnt Straub. „Es sind unzählige Konstellationen denkbar, in denen Manager in der momentanen Krisensituation Fehler begehen können, aus denen Vermögensschäden für ihr Unternehmen entstehen. Dazu gehört der mögliche Vorwurf, ein Vorstand oder ein Geschäftsführer habe nicht adäquat auf die veränderten Marktgegebenheiten reagiert“, so der Schadenexperte. „Managern wird zum Beispiel vorgeworfen, Rohstoffe zu spät oder zu teuer eingekauft, keine alternativen Lieferketten erschlossen oder Materialien nicht rechtzeitig bestellt zu haben und deshalb die Produktion stillsteht. Dass Manager anschließend von ihren Unternehmen persönlich in Regress genommen werden, ist keine Seltenheit“, so Schaub. Er rate Managern deshalb mehr denn je, nur auf Grundlage fundierter Informationen zu handeln, Entscheidungen abzuwägen und Prozesse stets zu dokumentieren.

Schäden verteuern sich

Die Auswirkungen seien in der Versicherungsbranche bereits jetzt spürbar. In der Sachversicherung verursache die Verteuerung von Material sowie Rohstoffen eine Kostensteigerung bei Wiederaufbau und Reparatur von Anlagen, Maschinen und Gebäuden. Zudem führen Materialmangel oder Störungen in den Lieferketten zu Verzögerungen und damit zu einer verlängerten Betriebsunterbrechung, berichtet Schaub.

Bereits vor Corona-Krise und Ukraine-Krieg hatten sich D&O-Versicherungen teils deutlich verteuert: Ursache waren unter anderem viele Schadenfälle in den USA, die mit hohen Zahlungen einher gingen. Die Pandemie und aktuelle Entwicklungen haben den Trend beschleunigt, auch hierzulande. Um wie viel Geld es hierbei geht, zeigt eine Analyse des Versicherer-Verbandes GDV, wobei hier allein Insolvenzen untersucht wurden. Bei 386 ausgewerteten D&O-Schadenfällen mussten die Verantwortlichen im Schnitt mit 7 Millionen Euro geradestehen: aus ihrem eigenen Privatvermögen.

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Auch der Cyberschutz sollte angesichts steigender Preise von Unternehmen angepasst werden, rät Finlex-Experte Schaub. „Wir gehen davon aus, dass sich schadenrelevante Dienstleistungen in naher Zukunft zum Teil erheblich verteuern werden. Wir beobachten momentan, dass die für die Bewältigung eines Cyber-Angriffes dringend benötigten IT-Dienstleister und Forensiker ihre Stundensätze vereinzelt bereits angehoben haben.“

mit Pressematerial Finlex

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