Deutsche Unternehmen fürchten insbesondere Betriebsunterbrechungen, so das 'Allianz Risk Barometer 2022’. Zurecht, wie sich im Laufe des Jahres zeigte. Materialengpässe und längere Lieferzeiten lassen die Kosten von Betriebsunterbrechungen (BU) in die Höhe schnellen. Hinzu kommt die Inflation, die aus mehreren ‚Richtungen‘ Druck auf die Schadenkosten ausübt. Insbesondere Sach- und Bauschäden sind Preissteigerungen ausgesetzt, da Wiederaufbau und Reparaturen an die Material- und Arbeitskosten gekoppelt sind. Angesichts dieser Entwicklung warnte Thomas Sepp, Leiter der Schadenabteilung und Vorstandsmitglied der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) vor drohender Unterversicherung (Versicherungsbote berichtete).

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In einem Interview, das AGCS auf der eigenen Webseite veröffentlichte, nennt Sepp ein Beispiel aus seiner Praxis: „Auf dem Versicherungsmarkt gab es bereits eine Reihe von Schadensfällen, bei denen eine erhebliche Lücke zwischen dem vom Versicherten angegebenen Wert und dem tatsächlichen Wiederbeschaffungswert entstand. Bei einem Schadensfall für eine gewerbliche Immobilie, die bei den Waldbränden in Colorado 2021 zerstört wurde, war der Wiederbeschaffungswert beispielsweise fast doppelt so hoch wie der angegebene Wert, was auf eine Kombination aus Inflation, Nachfragewelle und Unterversicherung zurückzuführen ist.“

Und auch bei Haftpflichtansprüchen, wie z.B. bei der Haftung von Geschäftsführern und leitenden Angestellten, der Berufshaftpflicht und der allgemeinen Haftung, sorgt die Inflation für steigende Schadenkosten.

Doch worauf sollten Unternehmen achten, um Unterversicherung zu vermeiden? Im Interview gibt der Allianz-Manager Hinweise, wie die spezifischen Versicherungswerte ermittelt werden sollten. „Baupreisindizes sind in allen Sektoren relevant, aber darüber hinaus muss ein Unternehmen die richtigen Indizes auswählen – zum Beispiel für Energie, Rohstoffe, Erzeugerpreise, Waren oder Arbeit – je nachdem, was für einen bestimmten Sektor relevant ist“, so Sepp. Zudem müssen auch regionale Unterschiede berücksichtigt werden, denn die Inflation ist von Land zu Land unterschiedlich, so der AGCS-Vorstand. „Selbst innerhalb eines Landes gibt es Unterschiede, da einige Branchen von der Inflation stärker betroffen sind als andere. Ein Maschinenbau- oder Chemieunternehmen, das stark auf Öl und Gas angewiesen ist, wird anders betroffen sein als ein Finanzdienstleister.“

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Weitere Aspekte, die in die Berechnung der Versicherungswerte einfließen, sind: die bezogenen und gelagerten Rohstoffe und der Wert der unternehmenseignen Immobilien.

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