Schon im Jahr 2035 werden laut Prognosen des Statistischen Bundesamtes bis zu 43 Rentnerinnen und Rentner von 100 Personen im erwerbsfähigen Alter finanziert werden müssen: Die Gesellschaft altert, und das belastet das Umlagesystem der gesetzlichen Rente. Aus diesem Grund will die Bundesregierung einen Kapitalstock bei der Rentenversicherung ansparen. Vorgesehen sind zehn Milliarden Euro zur Anschubfinanzierung: aufgebracht aus Steuermitteln. Ob der auch als „Aktienrente“ bekannte Kapitalstock noch in diesem Jahr kommt, ist ungewiss.

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Doch erneut zeigen Berechnungen, dass dieser Kapitalstock viel zu gering ist, um das Rentensystem zu stabilisieren. Diesmal hat Jochen Pimpertz nachgerechnet, Ökonom am arbeitgebernahen Institut der Wirtschaft (IW) Köln. Nach seinen Modellen wären schon 2040 gut 30 bis mehr als 50 Milliarden Euro Fondsvermögen vonnöten, wenn der Beitrag zur Rente bei 22 Prozent des Bruttolohnes und das Rentenniveau bei 46 Prozent stabilisiert werden soll. Über die Berechnungen berichtet aktuell die WirtschaftsWoche.

Doch bereits 2050 soll das Fondsvermögen knapp 230 bis knapp 380 Milliarden Euro anwachsen, um wirksam das Umlagesystem zu entlasten. Und in 2060 bereits 518 bis 864 Milliarden Euro. Hierfür hat der Ökonom eine erzielte Rendite von drei bis fünf Prozent angenommen: je nachdem unterscheidet sich das benötigte Fondsvermögen.

Konkret nimmt Pimpertz laut dem Bericht an, dass das Sicherungsniveau vor Steuern bei der gesetzlichen Rente ab 2030 schon deutlich sinken muss -auf 43 Prozent- und eine Beitragsobergrenze von 22 Prozent festgeschrieben wird, obwohl zur Finanzierung der Rente ein weit höherer Beitrag nötig wäre. Zudem rechnet er, dass bereits im vergangenen Jahr 2021 der Kapitalstock so hoch gewesen sein müsste, dass er unter den gegebenen Bedingungen einen Beitragssatzpunkt hätte ausgleichen sollen. Hier sei der Kapitalstock dazu gedacht, in Zukunft die Differenz zwischen tatsächlich notwendiger Beitragshöhe und der künstlichen Obergrenze zur Rentenversicherung aufzufangen.

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Als potentielle Finanzierungsquellen sieht Pimpertz Steuern, Bundesanleihen und Beiträge. Hier plädiert der Ökonom des arbeitgeberfinanzierten Institutes dafür, den Kapitalstock über einen Zusatzbeitrag zur Rente aufzubauen: allein finanziert von Arbeitnehmern. So würden die geburtenstarken Jahrgänge noch mit einbezogen, so das Argument, die die demographische Entwicklung mit verursacht haben. Hier ist zu fragen: Hätte eine teilweise Finanzierung über die Steuer nicht den Vorteil, dass auch einkommensstarke Rentnerinnen und Rentner fortlaufend mit einzahlen?

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