Bei der R+V nimmt das Neugeschäft gegen Einmalbeiträge ebenfalls ab, während die übrige Branche hier weiterhin auf Wachstum setzt. Versicherungsbote stellt aktuelle Kennzahlen der LV-Marktführer vor.

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Neue Studie zeigt die LV-Marktführer 2021

Wer sind die größten deutschen Lebensversicherer? Dieser Frage widmet sich jährlich die Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV) mit einer umfangreichen Analyse durch Marc Surminski. Und trotz Corona hält der Markt auch 2021 ein hohes Niveau und kann sogar wachsen. Einzig die Allianz korrigiert das Neugeschäft nach unten.

Allianz fährt Neugeschäft gegen Einmalbeitrag um über 25 Prozent zurück

Der Marktführer gehört zu den wenigen Versicherern mit rückläufigem Neugeschäft in 2021. Das aber wirkt sich auf die gesamte Branche aus: Um 1,4 Prozent schrumpfen gebuchte Bruttoprämien des Gesamtgeschäfts gegenüber 2020. Und das branchenweite Neugeschäft sinkt sogar um 2,3 Prozent. Diese Zahlen erstaunen aber nicht, wenn man weiß, dass die Allianz insbesondere ihr Neugeschäft gegen Einmalbeitrag in 2021 um hohe 25,2 Prozent reduzierte.

Ohne Kennzahlen der Allianz wächst der Markt

Rechnet man Zahlen der Allianz allerdings heraus, können gebuchte Bruttoprämien aller anderen Anbieter in der Summe sogar um 1,3 Prozent gegenüber 2020 wachsen. Der Effekt ist sogar noch auffallender beim Neugeschäft: branchenweit wächst das Neugeschäft ohne Allianz sogar um 6,0 Prozent

Solche Zahlen zeigen zwei Dinge:

  • Die Allianz dominiert den Markt derart, dass weniger Neugeschäft des Unternehmens aus Stuttgart auch die Gesamtbilanz der Leben-Sparte wesentlich beeinflusst.
  • Der Gesamtmarkt ohne Allianz kann auch in Corona-Zeiten wachsen, was sich erneut wesentlich dem Neugeschäft gegen Einmalbeitrag verdankt. Denn war in 2004 das Verhältnis zwischen a) Neugeschäft gegen laufende Beiträge und b) Neugeschäft gegen Einmalbeitrag noch ausgeglichen, ist mittlerweile das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag fast 7,5 Mal höher (Versicherungsbote berichtete).

Die Marktführer der Lebensversicherung nach gebuchten Bruttobeiträgen

Wie sich gebuchte Bruttobeiträge der Lebensversicherer in 2021 entwickelten, wird im Folgenden vorgestellt. Gebuchte Bruttobeiträge sind jene Beiträge, die tatsächlich innerhalb eines Geschäftsjahrs gebucht wurden. Hierbei werden sogenannte Beitragsüberträge – im Voraus gebuchte Beiträge für das folgende Geschäftsjahr – nicht herausgerechnet (anders als bei den verdienten Bruttobeiträgen). Alle Zahlen entstammen einer Analyse von Marc Surminski aus der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV).

Marktführer mit großem Vorsprung: Die Allianz

Auch in 2021 ist die Allianz Leben unangefochtener Marktführer. Dennoch gingen zum zweiten Mal gebuchte Bruttobeiträge zurück: verbuchte man in 2020 noch 26.007,30 Mio. Euro, konnte man in 2021 nur noch 23.635, 00 Mio. Euro verbuchen: Ein Rückgang von 9,1 Prozent. Bereits zwischen 2019 und 2020 schrumpften die Prämien um 5,4 Prozent.

Um diesen Rückgang richtig einzuordnen, müssen aber zwei Dinge bedacht werden. Denn der Rückgang folgt auf eine Zeit des großen Wachstums. So verdanken sich 68 Prozent des branchenweiten Zugewinns in 2019 einzig dem Marktführer. Auch konnte die Allianz mehr als ein Drittel des gesamten Neugeschäfts der letzten Jahre für sich beanspruchen. Demnach handelt es sich bei der Allianz eher um eine Korrektur der Entwicklung der letzten Jahre statt um einen wirklichen Verlust.

Zumal dieser Rückgang gebuchter Prämien laut Marc Surminski auf einer bewussten Entscheidung beruht: Deutschlands Marktführer hätte insbesondere beim Neugeschäft nach Einmalbeiträgen ganz gezielt auf die Bremse getreten. In 2020 buchte man noch 17.389,5 Mio. Euro durch Einmalbeiträge, der Betrag schrumpfte in 2021 auf 12.795,4 Mio. Euro. Surminski schreibt: Beim Marktführer gäbe es „offenbar Zweifel, ob angesichts der Zinsmisere eine … Politik der offenen Tore für Kapital auf der Suche nach einem sicheren Zinshafen noch zu vertreten ist.“

Dieser Rückgang kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Marktstellung der Allianz noch immer äußerst dominant ist. Denn die Allianz bucht im Gesamtgeschäft auch 2021 noch 64,11 Prozent mehr an Prämien als der Marktzweite R+V. 15.151,3 Mio. Euro beträgt der Vorsprung – eine enorme Summe mit Blick auf die Beitragseinnahmen der anderen Lebensversicherer.

Branchen-Secundus: Die R+V Leben

Auch bei dem Unternehmen aus Wiesbaden sinken in 2021 gebuchte Bruttoprämien: Hatte die R+V Leben in 2020 noch 8.548,0 Mio. Euro gebucht, waren es in 2021 insgesamt 64,3 Mio. Euro weniger. Und auch bei der R+V schrumpfte das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag, wenngleich nicht in gleicher Relation wie bei der Allianz. Denn in 2020 konnte man noch 4.363,8 Mio. Euro gegen Einmalbeitrag buchen, in 2021 dann nur noch 4.128,2 Mio. Euro.

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Noch prekärer ist die Bilanz der kleineren Tochter aus Wiesbaden – bei der R+V Leben a.G. schrumpften gebuchte Bruttoprämien in 2021 von 171,7 Mio. Euro auf 102,6 Mio. Euro. Hier gingen gebuchte Einmalbeiträge des Neugeschäfts sogar von 83,3 Mio. Euro auf 16,8 Mio. Euro zurück.

Generali Deutschland Leben und Debeka mit Wachstum

Anders sieht die Situation beim Marktdritten sowie Marktvierten aus: Beide können wachsen. Die Generali Deutschland Leben steigert gebuchte Prämien des Gesamtgeschäfts von 5.0607,8 Mio. Euro auf 6.030,7 Mio. Euro. Der Marktführer bei fondsgebundenen Produkten steigert auch gebuchte Einmalbeiträge – diese wachsen von 1.164,8 Mio. Euro auf 1.402,5 Mio. Euro.

Auch die Generali-Töchter können wachsen: Die Dialog von 308,8 Mio. Euro auf 324,7 Mio. Euro. Einmalbeiträge spielen bei der Dialog eine nur geringe Rolle – sie liegen sowohl in 2020 als auch in 2021 bei geringen 0,2 Mio. Euro.

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Die Cosmos steigert gebuchte Bruttoprämien von 2.113,5 Mio. Euro auf 2.176,0 Mio. Euro in 2021. Einmalbeiträge verbessern sich hier von 941,6 Mio. Euro auf 1.028,5 Mio. Euro.

Debeka wächst auffallend bei Einmalbeiträgen

Bei der Debeka freut man sich über einen Bestandswachstum von 3.831,6 Mio. Euro auf 3.965,9 Mio. Euro. Hier legt das Einmalgeschäft merklich zu: Von 459,1 Mio. Euro auf 635,0 Mio. Euro.

Bayern Versicherung kann Erfolg beim Zuwachs nicht wiederholen

Der Rückgang beim Branchenfünften – bei der Bayern Versicherung – muss ebenfalls im Spiegel zurückliegender Erfolge gesehen werden. Denn 2020 hatte das Unternehmen den größten Zugewinn branchenweit – und verdrängte dadurch die Zurich Deutscher Herold vom Rang fünf der Marktführerschaft (Versicherungsbote berichtete).

In 2021 hält die Bayern Versicherung zwar diesen Rang fünf bei den Marktführern – jedoch gehen gebuchte Prämien von 3.745,4 Mio. Euro auf 3.500,5 Mio. Euro zurück. Auch Einmalbeiträge halten nicht ganz das Vorjahresniveau: Sie sinken von 2.240,3 Mio. Euro in 2020 auf 2.047,7 Mio. Euro in 2021.

Zurich Deutscher Herold: Holt leicht auf

Die Zurich Deutscher Herold verlor 2019 hohe 10,2 Prozent ihrer gebuchten Prämien, weswegen die Bayern Versicherung an ihr vorbei zog. Nun verkleinert sich der Rückstand etwas: Die Zurich steigert gebuchte Prämien des Gesamtgeschäfts von 3.224,6 Mio. Euro auf 3.232,7 Mio. Euro in 2021. Einmalbeiträge klettern hierbei von 727,9 Mio. Euro auf 745,0 Mio. Euro.

Konstantes Wachstum bei der Alten Leipziger

Beim Rang sieben am Markt – der Alten Leipziger – stehen die Zeichen hingegen konstant auf Wachstum. Schon 2020 wuchs das Unternehmen aus Oberursel um 3,8 Prozent. Nun steht noch einmal ein Plus von 4,7 Prozent auf der „Haben-Seite“ – von 2.810,8 Mio. Euro in 2020 auf 2.943,3 Mio. Euro in 2021. Einmalbeiträge steigerten sich 2021 zudem von 838,1 Mio. Euro auf 889,1 Mio. Euro.

Die Top-Ten am Markt

Listet man die Marktführer der Lebensversicherung nach gebuchten Bruttobeiträgen (inkl. Pensionskasse und -fonds) ohne RfB auf, ergibt sich folgende Top-Ten:

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  1. Allianz: 23.635,00 Mio. €
  2. R+V Leben: 8.483,7 Mio. €
  3. Generali Deutschland: 6.030,70 Mio. €
  4. Debeka: 3.965,90 Mio €
  5. Bayern Versicherung: 3.500,50 Mio. €
  6. Zurich Dt. Herold: 3.232,70 Mio. €
  7. Alte Leipziger: 2.943,30 Mio. €
  8. Axa: 2.649,30 Mio. €
  9. Nürnberger Leben: 2.396,30 Mio. €
  10. Proxalto (eh. Generali Leben): 2.320,80 Mio. €

Weitere Kennzahlen zur Lebensversicherung hat Versicherungsbote in einer neuen Rubrik versammelt.

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