Wird künftig der kaufmännische Nachwuchs für die Versicherungswirtschaft ausgebildet, so wird er sich mit neuen Inhalten und Themen in den Lehrjahren beschäftigen. Denn die Ausbildungsordnung für den Kaufmann/ die Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen wurde umfassend reformiert. Das berichtet aktuell das Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) in einem Pressetext. Das Bundeswirtschaftsministerium habe die neue Ausbildungsverordnung unterzeichnet und im Bundesgesetzblatt veröffentlicht, sodass sie zum 1. August 2022 in Kraft treten könne.

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Mehr digitale Inhalte - und mehr Kundenorientierung

Konkret verfolgt die Versicherungswirtschaft seit circa eineinhalb Jahren das Ziel, die duale Ausbildung für den Nachwuchs von Grund auf zu modernisieren. Im Juli 2020 wurde ein sogenanntes Neuordnungsverfahren angeschoben, das nun in einem neuen Berufsbild mündet. Ein solches Verfahren soll neue Lehrpläne und -ordnungen festlegen, wenn die Ausbildung für einen Beruf mit den tatsächlichen Anforderungen nicht mehr Schritt halten kann. Rund 100 Bildungsverantwortliche hätten an der neuen Ausbildungsordnung mitgewirkt, berichtet Katharina Höhn, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BWV Bildungsverbands.

Hier sah die Branche dringenden Handlungsbedarf: Vor allem die digitalen Kompetenzen und entsprechende kommunikative Fähigkeiten sollen künftig verstärkt geschult werden. Denn in Zeiten, in denen Versicherungen und entsprechende Services zunehmend online genutzt werden, sah die Branche hier Defizite in der Ausbildung. „Was ist neu im Vergleich zu der aus dem Jahr 2006 stammenden und 2014 angepassten Ausbildungsordnung? Ein für alle Auszubildende verpflichtender Kern umfasst insbesondere digitale Kompetenzen, moderne Arbeits- und Projektmethoden und eine ganzheitliche und nachhaltige Beratung in einer Ausrichtung auf Kundenbedarfsfelder“, schreibt das BWV.

Den Auszubildenden soll es zudem möglich sein, sich mittels fünf Wahlqualifikationen zu spezialisieren. Zum ersten Mal können IT-affine Azubis sich für Aufgaben an der Schnittstelle zwischen IT- und versicherungsfachlichem Bereich qualifizieren, schreibt der Verband. Soll heißen, dass Interessierten sowohl kaufmännisches als auch technisches Wissen vermittelt bekommen.

Teilleistungen fließen in Abschlussnote ein

Neuigkeiten gibt es auch bei der Prüfungsstruktur: Mit der sogenannten gestreckten Abschlussprüfung werden fortan alle schriftlichen Teilleistungen in die Abschlussnote einfließen. Der BWV unterstützt die Ausbildungs-Verantwortlichen bei der Umsetzung. Info-Veranstaltungen werden ab März 2022 angeboten. Mehr Details gibt es auf der Webseite des Verbandes.

weitere Reformen:

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  • Um eine bedarfsgerechte und ganzheitliche Beratung zu ermöglichen, werden künftig Kundenbedarfsfelder statt Produkt- und Spartenorientierung vermittelt
  • Nachhaltigkeit: ökologische und soziale Aspekte sollen künftig mehr Raum einnehmen
  • Das Thema Finanzanlage wird als Kernqualifikation gelehrt
  • Digitale Kompetenzen sollen einen neuen Schwerpunkt bilden
  • Ausrichtung auf neue Arbeitswelten: agile Projektmethoden und Projektmanagement
  • Neue Standardberufsbildpositionen

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