Die Versicherungswirtschaft hat ein Nachwuchsproblem: vor allem der Vertrieb, wo das Durchschnittsalter bei über 50 Jahren liegt. Manche Exzesse der Branche, aber auch eine einseitig negative Presse, die oft die Skandale in den Blick nimmt, haben hierzu beigetragen. Doch können sich junge Menschen eine Karriere in der Versicherungswirtschaft vorstellen? Und ist der Ruf der Branche schlecht bei Schulabgängern und Studenten? Das wollte nun der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wissen - und gab eine repräsentative Umfrage bei YouGov in Auftrag.

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Das Ergebnis zeigt ein differenziertes Bild: und macht Mut. Denn die befragten jungen Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren stehen der Versicherungswirtschaft weniger ablehnend gegenüber, als es zu befürchten gewesen wäre. Für den potentiellen Nachwuchs sei „eine Karriere in der Versicherungsbranche attraktiver als gedacht“, schreibt der GDV im dazugehörigen Pressetext.

Immerhin vier von zehn Befragten (41 Prozent) können sich laut YouGov prinzipiell eine Tätigkeit in der Versicherungswirtschaft vorstellen. Der Wermutstropfen: Für rund 33 Prozent wäre eine Versicherungskarriere denkbar, aber nur zweite Wahl. Acht Prozent votierten eindeutig für ja.

Jeder Zweite sieht Branche neutral

Gefragt wurde auch nach dem Image, das die Versicherungswirtschaft bei den Teens und Twens hat. Nicht von ungefähr, zeigten andere Umfragen doch, dass es um den Ruf der Branche nicht zum Besten bestellt ist. Laut einer früheren forsa-Umfrage bringt nur etwa jeder fünfte Deutsche (18 Prozent) den Versicherern großes Vertrauen entgegen. Zum Vergleich: Universitäten oder Ärzte genießen zu 77 Prozent das Vertrauen der Bevölkerung.

Aber auch bezüglich des Branchenimages zeigt die aktuelle YouGov-Umfrage ein differenzierteres Ergebnis. Etwa die Hälfte der befragten jungen Menschen gab an, ein neutrales Bild von der Versicherungswirtschaft zu haben. Neun Prozent sehen die Branche in einem positiven Licht, immerhin noch 27 Prozent negativ.

Wichtig: gutes Einkommen, sichere Arbeitsplätze

Doch das Image spielt bei der Wahl des Arbeitsplatzes ohnehin eine eher untergeordnete Rolle, wie der GDV weiter meldet. Wichtig seien für die unter 30-Jährigen das Einkommen, die Sicherheit des Arbeitsplatzes sowie eine sinnvolle Tätigkeit.

YouGov / gdv.de

Sechs von zehn Befragten (62 Prozent) geben an, dass für sie ein gutes Einkommen zu den wichtigsten Kriterien bei der Wahl des Arbeitsplatzes zählt: Das ist die Top-Antwort. Ein „sicherer Arbeitsplatz“ ist für mehr als jeden Zweiten (55 Prozent) wichtig. Die „sinnvolle Tätigkeit“ landet mit 32 Prozent Zustimmung auf dem dritten Platz der Gründe, weshalb man sich für oder gegen eine Job entscheidet. Ein weiteres wichtiges Kriterium: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (28 Prozent).

“Solides Einkommen schon in der Ausbildung sowie eine langfristige Perspektive – genau das können wir jungen Menschen bieten”, sagt Gerhard Müller, Vorsitzender des Ausschusses Vertrieb im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Oliver Brüß, Mitglied im GDV-Vertriebsausschuss, ergänzt: „Wer sich jetzt für eine Versicherungskarriere entscheidet, trifft auch in Corona-Zeiten eine Entscheidung für eine sichere Ausbildung, die manchmal direkt vor der Haustür liegt.“

Brancheninitiative will Nachwuchs werben

Das Statement von Oliver Brüß zeigt, dass die Versicherungswirtschaft auch die Existenzängste in Zeiten der Corona-Pandemie anspricht, um junge Menschen zu werben. Und tatsächlich sind die Versicherer bisher recht stabil durch die Krisenzeit gekommen. Viele Tätigkeiten lassen sich im Homeoffice erledigen: auch große Teile der Ausbildung.

Tatsächlich glauben laut YouGov-Umfrage 51 Prozent der 18- bis 30jährigen, dass sich die Chancen auf eine gute Ausbildung durch die Pandemie verschlechtert haben. Ein knappes Drittel ist hingegen der Ansicht, dass sich durch die Pandemie nichts verändert hat. Auszubildende scheinen sicherer durch die Krise zu kommen als Studierende. Die Hälfte der Studierenden meint, dass sich ihre beruflichen Aussichten verschlechtert haben. Unter den Auszubildenden sind es nur 39 Prozent.

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Hintergrundinformationen: Für die Umfrage wurden im Februar 2021 genau 1.005 Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren repräsentativ interviewt.

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