Das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen beschäftigt den IT-Dienstleister IBM schon lange, erklärt Ronald Fritz, Senior Partner bei IBM Consulting. Bereits 2004/05 habe man begonnen, die Telematikinfrastruktur mit aufzubauen. Gerade unter Jens Spahn sei ein wahres “Digitalisierungsfeuerwerk” an Initiativen gezündet worden: E-Rezept, Elektronische Patientenakte (ePA) und die Apps auf Rezept, um nur die Wichtigsten zu nennen.

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Die Anwendungen für die ePA von IBM können 25 Millionen Versicherte nutzen. Während gesetzliche Krankenversicherungen durch den Gesetzgeber verpflichtet sind, entsprechende Anwendungen anzubieten, ist das für die Privaten nicht der Fall. Allerdings werde die PKV nicht zuschauen, wie die GKV vorne weg marschiert und die Digitalisierung ohne sie gestaltet. Auch für die Privaten ist das Thema von zentraler Bedeutung, wenn es von vielen auch noch nicht die nötige Aufmerksamkeit erhält.

Gerade Krankenversicher hätten die Chance, in einem digitalisierten Gesundheitswesen ihre Rolle zu erweitern. Ihre Aufgabe ist, den Versicherten die ePA bereitzustellen und über die digitale Identität auch den Zugang zum e-Rezept. Durch die Verknüpfung von Daten aus der ePA und Daten der Versicherer entstünden umfangreiche patientenorientierte Datenprofile in der Hoheit des Versicherten. Diese könnten bereits heute genutzt werden, um datengetrieben Vorsorge- oder Impfempfehlungen zu geben, sagt Fritz. Perspektivisch könnten Daten zudem analysiert werden, auch unter Einsatz von KI, um Versicherte zu ermuntern zum Beispiel Sport zu treiben, die Ernährung umzustellen oder bestimmte Gesundheitsrisiken zu erkennen. Am Ende stünde stets die Gesundheit des Nutzers und die Kostensenkung des Systems im Vordergrund. Gleichzeitig könnten Versicherer helfen, Doppelbehandlungen oder unnötige Arztbesuche zu verhindern.

Für Versicherer - gerade für private - ist es schwerer, den (langfristigen) Nutzen dieser digitalen Innovationen schon heute exakt zu berechnen. “Wie bringen mir Apps schon neue Kunden?”, könnte einer fragen. Umso wichtiger ist es das Bewusstsein für diese Themen und der damit einhergehenden Vorteile zu schaffen.

Beispiel Patientenakte: Zwar hätten Versicherer keinen direkten Zugriff auf die Daten des einzelnen Versicherten, jedoch könnten sie in die Nutzung von Daten einwilligen. So könnten im Anschluss Services auf diese Daten zurückgreifen. Mit der elektronischen Patientenakte 3.0 könnten außerdem Daten für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt werden. Zu den weiteren Features gehöre das Abspeichern von Bilddaten (Röntgen, CT Bilder etc.) sowie das Anschauen derlei Bilddaten in der App.

Fazit:

Die Digitalisierung erreicht den Gesundheitssektor und wird nun in der Breite Mehrwerte schaffen für Patienten, Ärzte und auch für Versicherer. Mit großem Aufwand wurden in den letzten Jahren zahlreiche Initiativen angeschoben. Die GKVs fahren noch vorneweg und die Privaten sind jetzt gefragt mitzuziehen, damit der Zug nicht an ihnen vorbeifährt.

Über den Podcast:

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Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche zur digitalen Transformation mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter https://pielaco.com/podcast.

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